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Skispringen: Wir bereiten euch auf die Vierschanzentournee vor

Micha Pesseg
Aktualisiert
Abendrot in Oberstdorf.
Abendrot in Oberstdorf.Profimedia
Das bedeutendste Turnier im Skisprungzirkus steht auf dem Programm. Die Qualifikation in Oberstdorf leitet am kommenden Donnerstag (28. Dezember) die 72. Vierschanzentournee ein. Flashscore News bereitet euch auf sämtliche Besonderheiten der Tournee vor. Wie funktioniert der Modus? Wer zählt zu den Top-Favoriten? Und wie sind die Aussichten der deutschen Springer?

Terminplan Vierschanzentournee 2023/24

Oberstdorf (GER): Qualifikation am Donnerstag, 28. Dezember (16:30 Uhr) / Wettbewerb am Freitag, 29. Dezember (17:15 Uhr)

Garmisch-Partenkirchen (GER): Qualifikation am Sonntag, 31. Dezember (14:00 Uhr) / Wettbewerb am Montag, 1. Januar (14:00 Uhr)

Innsbruck (AUT): Qualifikation am Dienstag, 2. Januar (13:30 Uhr) / Wettbewerb am Mittwoch, 3. Januar (13:30 Uhr)

Bischofshofen (AUT): Qualifikation am Freitag, 5. Januar (16:30 Uhr) / Wettbewerb am Samstag, 6. Januar (16:30 Uhr)

Warum ist die Vierschanzentournee so bedeutsam?

Die Vierschanzentournee wird seit 1953 jährlich ausgetragen und zählt neben den Olympischen Spielen sowie der Nordischen WM als großer Saisonhöhepunkt für alle Skisprung-Fans. Die Idee, innerhalb des Weltcups ein nationale Grenzen übergreifendes Turnier ins Leben zu rufen, war einzigartig. Schon zu Anfangszeiten strömten bis zu 20.000 Zuseher in die Stadien.

Tausende deutsche Fahnen werden die Springer in Oberstdorf begrüßen.
Tausende deutsche Fahnen werden die Springer in Oberstdorf begrüßen.Profimedia

Bei der Tournee werden zahlreiche Traditionen gepflegt. Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen sind seit eh und je die vier Austragungsorte. Seit 1972/73 ist die Reihenfolge unverändert. Fans des Skisprungsports können sich die Termine gewohnheitsmäßig in den Kalender schreiben: am 29. Dezember Oberstdorf, am 1. Januar das Neujahrsspringen in Garmisch, am 3. oder 4. Januar jenes in Innsbruck, am 6. Januar das Dreikönigsspringen in Bischofshofen. 

Alle vier Schanzen gelten als technisch anspruchsvoll. Nur die formstärksten und technisch vollendeten Athleten haben bei der Tournee echte Siegeschancen. Ein Hauch von Mythos umweht das Turnier. Über 100.000 Euro Preisgeld für den Sieger tragen ihren Teil zur Legendenbildung bei.

Was unterscheidet die Tournee vom Weltcup?

Um Missverständnisse zu vermeiden: Die Vierschanzentournee wird innerhalb des Weltcups ausgetragen. Man könnte die vier Springen für ganz normale Weltcup-Events halten. Es werden Punkte für die Weltcup-Gesamtwertung verteilt, der Weltverband FIS ist auch während dem 29. Dezember und 6. Januar Schirmherr.

Aber: Es gibt einen zusätzlichen Modus. Die Wertungen aller vier Springen werden in einer gesondert berechneten Tabelle addiert. Jeder gesprungene Meter, jede Haltungsnote und auch Windfaktor und Gate machen innerhalb der Vierschanzentournee den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage. Heißt: Nicht nur die Platzierung ist wichtig - sondern auch der Abstand zur Konkurrenz. Ein völlig verpatztes Springen - und der Tournee-Sieg liegt außer Reichweite. Konstanz ist entscheidend.

Zur Veranschaulichung ein kleines Beispiel. Die finnische Skisprung-Legende Janne Ahonen gewann 1998/99 die Vierschanzentournee, ohne bei einem einzigen Einzelspringen triumphiert zu haben. Ein fünfter Platz in Oberstdorf und drei zweite Plätze genügten, weil der Deutsche Martin Schmitt zwar die beiden Heimwettbewerbe gewann, in Innsbruck und Bischofshofen aber nur mehr auf den Plätzen 13 und 14 landete. So verlor Schmitt massig Punkte auf die Konkurrenz.

Der Finne Janne Ahonen (heute 45) ist mit fünf Gesamterfolgen Rekordsieger der Tournee
Der Finne Janne Ahonen (heute 45) ist mit fünf Gesamterfolgen Rekordsieger der TourneeProfimedia

Ein weiterer Faktor erhöht die Spannung. Im ersten Durchgang jedes Springens treten die 50  qualifizierten Teilnehmer in einem K.o.-Modus gegeneinander an. Dabei trifft der Qualifikationsbeste auf den schlechtesten - der 2. auf den 49. und so weiter. Die Sieger dieser 25 Duelle sind ebenso für den zweiten Durchgang qualifiziert, wie fünf "Lucky Loser" - also die Verlierer mit der besten Punkteanzahl.

Wer sind die Top-Favoriten 2023/24?

Der Österreicher Stefan Kraft (30) ist im Weltcup aktuell das Maß aller Dinge. Fünf Siege feierte er im aktuellen Winter bereits, er führt die Gesamtwertung souverän an. Zudem genießt Kraft in Bischofshofen und Innsbruck einen Heimvorteil.

Der ist keinesfalls zu unterschätzen. Zwischen 2008/09 und 2014/15 kamen sämtliche Sieger der Vierschanzentournee aus der Alpenrepublik. Unter den damaligen Gewinnern auch Kraft selbst (14/15). Dank großer Nervenstärke gelingt es dem 29-Jährigen üblicherweise auch bei schwierigen Bedingungen ganz vorn mitzuhalten.

Stefan Kraft ist im laufenden Winter nahezu unschlagbar.
Stefan Kraft ist im laufenden Winter nahezu unschlagbar.Profimedia

Vorjahressieger Halvor Egner Granerud (Norwegen) hingegen befindet sich in der laufenden Saison nicht in Bestform. Trotzdem wird mit ihm zu rechnen sein. Graneruds Haltungsnoten befinden sich immer im oberen Bereich, dank kluger Absprungtechnik sammelt er üblicherweise besonders viele Meter.

Der Japaner Ryoyu Kobayashi und die Tournee führen eine besonders innige Beziehung. Vor zwei Jahren wäre es dem Japaner beinahe gelungen, zum zweiten Mal sämtliche vier Springen für sich zu entscheiden. Dieses Kunststück war zuerst DSV-Legende Sven Hannawald gelungen (2002), Kamil Stoch (Polen) legte 2018 nach, 2019 eben Kobayashi. Ein fünfter Platz beim Springen in Bischofshofen vergangenes Jahr vereitelte die Sensation.

Und die deutschen Springer?

Der DSV hat in den vergangenen Wochen viel Rückstand auf die Konkurrenz wiedergutgemacht. Andreas Wellinger liegt in der Weltcup-Gesamtwertung auf Platz zwei - obwohl er bislang noch keinen Wettbewerb gewinnen konnte. Der gebürtige Ruhpoldinger hat viel Tournee-Erfahrung und landete 2017/18 auf dem zweiten Platz. 

Andreas Wellinger ist das heißeste Eisen beim DSV.
Andreas Wellinger ist das heißeste Eisen beim DSV.Profimedia

Der 33-jährige Pius Paschke befindet sich in der Form seines Lebens und nimmt bereits zum achten Mal an der Vierschanzentournee teil. Mit ihm wird ebenso zu rechnen sein, wie mit Karl Geiger. Der Oberstdorfer überzeugte vor zwei Wochen bei den Bewerben in Klingenthal. Zweimal landete er ganz oben auf dem Stockerl. Im Vorjahr landete er in der Tournee-Wertung auf Platz vier - noch vor Stefan Kraft.

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