Höhenflieger Wellinger im Interview: "Es kann alles passieren"
"Andreas Wellinger, Sie führen zur Halbzeit der Tournee. Wie bewerten Sie die Ausgangslage?"
Andreas Wellinger: "Die Ausgangslage ist extrem gut. Ich bin in Oberstdorf und Garmisch noch nie so gut gesprungen wie an den letzten Tagen. Dann ist es geil, wenn man in der Gesamtwertung führt. Aber am Ende wird abgerechnet. Wir haben erst Halbzeit, es kann alles passieren. Die Kunst ist es, sich bis zum letzten Sprung die wenigsten Fehler von allen zu erlauben."
"Wird das Rennen um den Gesamtsieg ein Duell oder ein Dreikampf?"
"Oh, gute Frage. Ich weiß nur, dass Ryoyu Kobayashi 1,8 Punkte hinter mir liegt. Es wird spannend."
"Wie bewältigen Sie den Druck?"
"Die Tage sind voll und viel, Körper und Geist müssen einiges verarbeiten. Aber ich bin stolz, dass ich in dieser Situation sein darf und wir so viele Zuschauer haben. Ich habe gelernt, dass ich mir den Druck am Ende nur selbst machen kann. Deswegen ist mein Credo, ordentlich zu springen, von Sprung zu Sprung."
"Stimmt es, dass Sie auf dem Doppelzimmer mit Stephan Leyhe gerade die Doku über David Beckham schauen?"
"Ja, das stimmt. Wir haben das auch an Silvester um 23 Uhr eingeschaltet, weil die Rentner da schon ins Bett gegangen sind. Das Feuerwerk haben wir mit einem halben Ohr mitgekriegt. Das werden wir jetzt weiterschauen."
Bergisel "kein Schicksalsberg"
"Jetzt geht es nach Innsbruck, wo zuletzt oft die deutschen Träume platzten. Was können Sie mit dem Begriff 'Schicksalsberg' anfangen?"
"Relativ wenig. Ich kann mich erinnern, dass Markus Eisenbichler in Innsbruck Weltmeister und Karl Geiger Silbermedaillengewinner wurden und das Team Gold gewonnen hat. Da habe ich zwar nur zugeschaut - aber das ist ein anderes Thema. Ich mag den Bergisel, bin schon oft da gesprungen."
"Aber es gab dort auch viel Pech..."
Wellinger: "Der Bergisel als Schicksalsberg ist durch blöde Stürze von Severin Freund und Richard Freitag entstanden, aber nicht wegen der Sprungqualität. Ich habe mich dort 2018 mit dem dritten Platz in Position gebracht. Ich wünsche mir und hoffe, dass die Bedingungen passen, dass der beste Springer gewinnt und nicht der mit dem meisten Glück. Denn das ist in Innsbruck immer das Thema."