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Wintersport ohne Winter: Nur eine "perverse" Idee oder doch der notwendige Weg?

SID
Im österreichischen Saalbach sieht man den Klimawandel gut.
Im österreichischen Saalbach sieht man den Klimawandel gut.Profimedia
Im Wintersport geht eine turbulente Saison zuende, das Wetter erschwerte die Planung - in Zukunft könnte ohnehin alles noch viel wilder werden. Skurrile Pläne gibt es einige.

Skispringer fliegen durch das ausverkaufte Maracana-Stadion, Biathleten erobern die Innenstädte, und Alpin-Asse umkurven Slalom-Stangen in Saudi-Arabien - wilde Vorstellungen, die so ähnlich aber Wirklichkeit werden könnten. Der Wintersport wird sich nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels verändern, und dieser Gewissheit begegnen einige Verantwortliche mit durchaus skurrilen Ideen.

Sandro Pertile etwa, Renndirektor des Ski-Weltverbandes FIS, sieht keine zwingende Verknüpfung mehr zwischen Wintersport und Winter. "Bis Olympia 2026 sind wir sicher ein Wintersport", sagte der Italiener zu Jahresbeginn, als er unter anderem die Pläne für ein Skispringen in Rio de Janeiro ins Spiel brachte. Auf lange Sicht müsse das so aber nicht bleiben: "Wir bieten Emotionen. Und deswegen kann dieser Sport auch in Brasilien attraktiv sein."

Eine mobile Schanze, die Sprünge bis zu einer Weite von 150 Metern ermöglicht, sei das Ziel. Und diese könne überall auf der Welt aufgestellt werden - im Maracana ebenso wie in China oder in Indoor-Anlagen in Dubai. "In zehn Jahren" wolle man bereit dafür sein und so neue Märkte erschließen. Was derzeit abwegig erscheint, könnte bis dahin gar nicht mehr so brisant sein: Die ersten asiatischen Winterspiele im Wüstenstaat Saudi-Arabien würden dann bereits fünf Jahre zurückliegen.

Ex-Alpin-Star Neureuther mit Kritik

2029 soll es so weit sein. Als "absolut pervers, absurd und vollkommen unzeitgemäß" bezeichnete der ehemalige Skirennläufer Felix Neureuther im Interview mit der Zeit derartige Pläne. Einen ersten Blick in diese mögliche Zukunft erlaubte jüngst die erste Ausgabe des "SnowBlast KSA Cups" der Ski-Freestyler. In Riad gab es 500 Tonnen herbei gekarrten Schnee, tanzende "Eisbären" am Rande der Wüste und dicke Preisgelder für die Stars.

Der Kampf der Wintersportarten um Aufmerksamkeit durch ungewöhnliche Ideen ist aber nicht nur Zukunftsmusik, er hat bereits begonnen. Ungeachtet des immer kleiner werdenden Zeitfensters für gute Schneeverhältnisse in den Skigebieten sollen die Kalender der Sportler immer weiter gefüllt werden. Dabei verschaffte sich die FIS damit bereits in der Vergangenheit negative PR, da unter anderem die vermeintlich spektakuläre neue Abfahrt am Matterhorn bei beiden geplanten Austragungen 2022 und 2023 wetterbedingt ins Wasser fiel.

Die Skispringer sollen laut Pertile künftig bis zu acht Monate im Jahr springen, immer öfter schneelos auf Matten. Die Frauen haben ihren Saisonstart 2024 auf der Olympiaschanze von Peking, wo seit 2022 kein internationaler Wettkampf stattfand. Vor Ort würde schon ein Männer-Springen kaum jemanden interessieren, bei den Frauen dürfte es jedoch ganz trist werden.

Im Biathlon könnten vermehrt Skier gegen Skiroller getauscht werden, um auch um den Winter herum Wettbewerbe anzubieten. Zudem zeigte das erstmals ausgetragene Showrennen mitten in der schwedischen Hauptstadt Stockholm Ende Februar, welche Zukunftsperspektiven warten könnten. Der Phantasie scheinen keine Grenzen gesetzt.