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Unions Aufschwung geht weiter: Große Vorfreude auf neues Stadion, Umsatz vermehrt sich

Micha Pesseg
Union-Präsident Zingler spricht bei der Mitgliederversammlung
Union-Präsident Zingler spricht bei der MitgliederversammlungProfimedia
Am Montag präsentierte Union-Präsident Dirk Zingler neue Details zum Stadionplan. Das Stadion in Köpenick wird grundsaniert und ausgebaut, für die eisernen Fans wiederholt sich ein kleines Trauma. Wie schon 2008 muss man in ein anderes Berliner Stadion ausweichen. Statt dem Jahnsportpark dient 2024/25 das Olympiastadion als provisorische Heimstätte. Inzwischen geht dank des sportlichen auch der wirtschaftliche Erfolg beim früheren DDR-Klub weiter.

Union Berlin möchte den nächsten Schritt gehen. Dank einer ausgeklügelten Defensivtaktik konnten sich die Hauptstädter im Verlauf der Hinrunde lange an der Tabellenspitze halten. Punkto Infrastruktur will die Vereinsführung nun in die Offensive gehen. Union-Präsident Dirk Zingler nutzte die Mitgliederversammlung im Tempodrom, um ausführliche über die neuen Stadionpläne zu sprechen.

Ähnliche Situation wie 2008

Gerne brüstet sich die Union mit der eigenen Vereinshistorie, das Stadion an der Alten Försterei nimmt im Narrativ eine zentrale Rolle ein. Gegen 2008 drohte die Heimstätte des ostdeutschen Vereines zu zerfallen. Union hatte da gerade eine schwierige Zeit hinter sich. Sportlich, vor allem aber auch wirtschaftlich. 2005 folgte der vielleicht tiefste Fall seit der offiziellen Gründung. Man war bis in die Oberliga abgerutscht, der DFB drohte den Eisernen die Spiellizenz vorzuenthalten. Die nötigen Liquiditätsreserven von 1,46 Millionen Euro konnten dank etlichen Spendenaufrufen - "Bluten für Union" beispielsweise - gerade noch so zusammengekratzt werden. 

Highlight des freiwilligen Engagements treuer Fans war aber wohl die Hilfe beim Neuaufbau des Stadions. Bis zu 90 Freiwillige halfen pro Tag. In ihrer Freizeit und vollkommen kostenlos. Die tatkräftige Unterstützung ersparte dem damaligen Drittligisten viel Geld für Bauarbeiterlöhne. Dass man zeitgleich bei den Heimspielen in den ungeliebten Jahnsportpark ausweichen musste, minderte die Vorfreude auf eine renovierte Heimstätte kaum.

Neues Stadion an der Alten Försterei

Mit Umbauarbeiten kennen sich die Union-Fans also aus. Der sportliche Erfolg und das steigende Zuschauerinteresse sorgten nun für den nächsten Schritt in der Vereinsentwicklung. Das aktuell 22.012 Plätze fassende Stadion wird zu klein. Schon vor fünf Jahren veröffentlichte Union erste Visionen zu einer neuen alten Heimstätte. Bis zu 37.000 Zuschauer soll die neue Spielstätte nach dem Umbau fassen.

Ein unausgereiftes Verkehrskonzept erwies sich bislang als entscheidendes Hindernis. Dieses wurde nun aus dem Weg geräumt, wie Zingler am Montag erklärte: "Wir sind, was das Verkehrskonzept betrifft, gut vorangekommen." Ein Platz für die Wendeschleife der Straßenbahn sei ebenso gefunden worden, wie eine Lösung für die Verkehrssituation an den S-Bahnhöfen. Ein eigener Busparkplatz sei nach einigen neuen Überlegungen ebenso realisierbar. "Das muss jetzt planerisch umgesetzt werden und die Menschen können dann dazu Stellung nehmen."

Ermöglicht wird die Umsetzung des lange geplanten Projektes durch die jüngsten sportlichen Erfolge. Diese hätten auch in der schwierigen Pandemie-Zeit stark erhöhte Einnahmen ermöglicht. Der Gesamtumsatz 2021/22 wurde im Vergleich zum Vorjahr um 49,3 Millionen Euro gesteigert und liegt jetzt bei 122,137 Millionen Euro. Das entspricht einem Wachstum von fast 70 Prozent. Auch das negative Eigenkapital und die Verbindlichkeiten konnten weiter reduziert werden. Wichtig, wenn der Aufwärtstrend nicht bloß zu kurzfristigem, sondern zu nachhaltigem Wachstum führen soll.

Für die bislang herausragende Saison plant das Präsidium mit noch mehr Wachstum. Erwartet wird eine Steigerung der Einnahmen auf 157 Millionen Euro, ein Überschuss von 20 Millionen Euro sei das erklärte Ziel. "Trotz schwieriger Umstände durch die Pandemie ist es uns gelungen, wirtschaftlich ein neues Plateau zu erreichen und zum Wettbewerb aufzuschließen", sagte der Präsident den 1472 ins Tempodrom gekommenen Mitgliedern. Ein Bruchteil der Gesamtanzahl, insgesamt 48.364 Menschen sind im Vereinsbuch eingetragen.

Schattenseite Olympiastadion

Für die eingesessenen Fans haben die nun konkretisierten Zukunftspläne auch einen Wermutstropfen: die Spielzeit 2024/25 verbringen die Eisernen im Olympiastadion. In dieser Zeit werden weite Teile der Spielstätte am Köpenick abgerissen. Dass im Olympiastadion zurzeit auch Stadtrivale Hertha BSC ansässig ist, vergrößert die Vorfreude des eisernen Anhangs eher nicht. Dass Union aber nicht nur das Stadion an der Alten Försterei ausbauen wird, sondern auch einen wichtigen Deal mit dem Land Berlin aushandeln konnte, tröstet wohl.

Denn das Präsidium nahm das Vorkaufsrecht für den früheren Sadowa-Platz wahr und wird somit zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte Eigentümer des eigenen Stadiongeländes sein. Auch das eine Investition, die für die Zukunft höhere Einnahmen verspricht. Weitere Details zum geplanten Konzept werden im März 2023 preisgegeben.

In der vergangenen Saison hatte Union die Conference League und das Halbfinale im DFB-Pokal erreicht und sich durch Platz fünf in der Bundesliga für die Europa League qualifiziert. In der laufenden Saison führte Trainer Urs Fischer seine Mannschaft sogar für mehrere Runden an die Tabellenspitze. "Wir haben die Dreifachbelastung nie als solche begriffen, sondern sind die drei Wettbewerbe mit Stolz und Freude angegangen", so Vorstand Zingler. Gegen Ende der Hinrunde folgte dennoch der erste Leistungseinbruch. Zuletzt sicherte man sich in drei Ligabegegnungen nur einen Punkt.