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Top 10 futsch, eigener Vater gefeuert: Wohin führt der Weg von Stefanos Tsitsipas?

Anton Latuska
Apostolos Tsitsipas (r.) ist nach über 20 Jahren nicht mehr Trainer seines Sohnes Stefanos.
Apostolos Tsitsipas (r.) ist nach über 20 Jahren nicht mehr Trainer seines Sohnes Stefanos.AFP
Als Stefanos Tsitsipas Anfang August beim Canada Masters in zwei Sätzen gegen Kei Nishikori verlor, lief das Fass über. Der laut eigenen Angaben introvertierte Tsitsipas beschimpfte seinen Vater und Trainer Apostolos vor laufender Kamera, einige Tage später folgte die Trennung. Die Entscheidung über den neuen Coach ist für den Griechen richtungsweisend, um zwischen der Generation Djokovic und der Generation Alcaraz noch an die Spitze zu kommen.

Eine Niederlage gegen Kei Nishikori ist keine Blamage, immerhin ist der Japaner die ehemalige Nummer vier der Welt und hat im Laufe seiner Karriere zwölf Einzel-Titel gewonnen. Doch an diesem Donnerstag Anfang August 2024 in Montreal kommt vieles zusammen, was sich in Stefanos Tsitsipas über Jahre angestaut hat: die Schwierigkeit, in fordernden Situationen das gewünschte Ergebnis zu erzielen, der scheinbar fehlende Fortschritt in der eigenen Entwicklung, und dann die immer gleichen Streitigkeiten mit dem Coach.

Dieser Coach, Apostolos Tsitsipas, ist gleichzeitig auch sein Vater. Bereits seit der Kindheit stand der heute 56-Jährige an der Seite seines Sohnes, formte aus ihm einen internationalen Top-Spieler. Während die Zusammenarbeit der beiden Ehrgeizlinge lange Zeit die gewünschten Erfolge brachte und Stefanos nach und nach die Weltrangliste nach oben klettern ließ, schien es doch zeitweilig, als wolle der Senior den Erfolg noch ein bisschen mehr als der Junior.

Öffentlich gab der ATP-Profi immer wieder an, er brauche das gegenseitige Angiften auf dem Court, um in den Wettkampfmodus zu kommen. Laute Wortgefechte zwischen Stefanos und Apostolos waren keine Seltenheit, auch bei Schiedsrichtern und Gegnern war der Coach nicht immer beliebt. So gab der Franzose Corentin Moutet 2020 nach einem Spiel gegen Tsitsipas zu Protokoll: "Stefanos ist ein super Typ, Aber sein Vater ist dumm. Alle finden, er ist dumm. Er kotzt mich an." Vorausgegangen waren lautstarke Einlassungen von Apostolos während der Aufschläge des Franzosen, der sich dadurch gestört fühlte.

Ein Einzelfall? Keineswegs. Fast legendär ist die Szene, als der Filius beim ATP Cup nach einem verlorenen Spiel frustriert zur Bank zurückstapfte und mit seinem Schläger heftig auf die Sitzfläche schlug. Dumm nur, dass Vater Apostolos direkt daneben saß und sich durch den zurückprallenden Schläger am Arm verletzte. Es war wohl der frappierendste Moment einer Zusammenarbeit, die Stefanos in hohe Höhen führte, in der er aber auch tiefe Täler zu durchschreiten hatte.

Grand Slam-Sieg als Ziel der Träume

Keine Frage: Apostolos Tsitsipas, der selbst als Schiedsrichter und Tennislehrer unterwegs war, hinterlässt in Sachen Entertainment tiefe Fußstapfen. Doch mit nun 26 Jahren bricht für Stefanos die Zeit seiner Karriere an, in der er nach drei Masters-Siegen und einem Erfolg bei den ATP Finals endlich den Grand Slam-Sieg in Angriff nehmen will.  

"Ich bin mir nicht sicher, wer seinen Platz einnehmen wird, und ich bin auch noch nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen", erklärte der Profi in seinem Statement zur Trennung von seinem Vater in den sozialen Medien. "Was ich weiß, ist, dass es an der Zeit ist, dieses Kapitel und diese Phase abzuschließen und zu versuchen, ein neues zu schreiben. Wir haben beide dem zugestimmt und hoffen, dass wir uns zuerst auf unsere menschliche Seite konzentrieren können, dann auf den Rest."

Woran es in den letzten Jahren haperte, scheint der gebürtige Athener erkannt zu haben: "Meine Fehler zu akzeptieren und zu versuchen, mich zu bessern, ist Teil meines Weges als Sportler, und ich versichere Ihnen, dass ich weiterhin hart daran arbeiten werde, mich zu verbessern, sowohl auf als auch neben dem Spielfeld."

Sportlich bringt der Grieche alles mit: Seit seinem erstmaligen Durchbruch in die Top 10 im Jahr 2019 konnte er sich lange unter den besten Spielern der Welt halten, dreimal stand er sogar auf Platz drei der Rangliste. Auch die momentane Platzierung (Nr. 11) verdeutlicht, dass Tsitsipas trotz aller Probleme auf einem hohen Niveau spielt und nur Kleinigkeiten fehlen, um dauerhaft an die Spitze zu kommen.

Tsitsipas zwischen den Generationen

Doch er muss sich beeilen, denn aktuell haben die Spieler der jüngeren Generation wie Carlos Alcaraz und Jannik Sinner die besseren Chancen, die Ära der Dominatoren um Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic zu beerben. Damit Tsitsipas in diese Riege vorstoßen kann, erscheint die nun vollzogene Luftveränderung vielleicht genau wie die richtige Idee.