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Der Rebell von Wimbledon: Nick Kyrgios träumt vom perfekten Comeback

Flashscore/Reuters
Nick Kyrgios erreichte 2022 das Wimbledon-Finale. Nach einer schweren Knieverletzung gilt er als Dark Horse
Nick Kyrgios erreichte 2022 das Wimbledon-Finale. Nach einer schweren Knieverletzung gilt er als Dark HorseReuters
Carlos Alcaraz glaubt, dass er in Wimbledon der größte Herausforderer von Seriensieger Novak Djokovic werden könnte. Vorjahresfinalist Nick Kyrgios ist vor Beginn des traditionsreichsten Turniers der Tenniswelt dennoch ein einziges großes Fragezeichen.

2022 schaffte es Nick Kyrgios bis ins Finale von Wimbledon. Nach grandiosen Auftritten unterlag er schließlich Novak Djokovic in vier Sätzen. Was gegen den besten Rasenspieler seit Roger Federers Karriereende keine Schande ist.

Fast ohne Matchpraxis 

Doch danach kam Kyrgios’ Karriere ins Stocken. Eine Operation am linken Knie zwang ihn zu einer langen Pause. Im Januar gab er unter Tränen bekannt, am Grand Slam in Melbourne nicht teilnehmen zu können.

Der Australier sollte auch bis Roland Garros noch nicht fit sein. Ein Raubüberfall inklusive heroischer Verfolgungsjagd verpasste ihm eine nicht Wunde, die einfach nicht verheilen wollte.

Als er in Stuttgart sein Comeback auf der großen Bühne geben sollte und von den Veranstaltern im Schwabenland als großer Star aufgebaut wurde, schienen die Hoffnungen auf einen Triumphzug - der idealerweise wieder im Finale von Wimbledon endet - groß.

Stattdessen unterlag er Wu Yibing, der Nummer 59 der Welt. Das Knie schmerzte wieder. Auch die geplante Teilnahme in Halle/Westfalen musste er wegen nicht enden wollender Schmerzen absagen.

Kyrgios' einziges Match in diesem Jahr war die Erstrundenniederlage in Stuttgart
Kyrgios' einziges Match in diesem Jahr war die Erstrundenniederlage in StuttgartProfimedia

Als sich Kyrgios auch noch vom ATP-250er auf Mallorca zurückzog, lag daran, dass sein Körper “immer noch viel zu tun” hatte - um es in den Worten des 28-Jährigen zu sagen.

Er möchte es allen beweisen

Er präsentierte sich dennoch optimistisch, kündigte an, alles dafür zu tun, um für das Turnier im All England Club fit zu werden. 

Entschlossen, sein Talent noch einmal auf jenem Platz zu beweisen, wo der exzentrische Tennisprofi zwei seiner glorreichsten Momente erlebte.

Auf den Grünflächen im Südwesten Londons gelang ihm 2014 als Wildcard-Debütant der große Durchbruch. Er schaffte es bis ins Viertelfinale, schlug auf dem Weg dorthin sogar Rafael Nadal. Und im Vorjahr - wie bereits erwähnte - schaffte er es erstmals in ein Grand-Slam-Finale.

Psychische Probleme

Doch Wimbledon ist auch der Schauplatz eines persönlichen Tiefpunkts sein, wie Kyrgios in der kürzlich veröffentlichten zweiten Staffel der Netflix-Serie “Break Point” verriet. 2019, als er gegen Rafa Nadal in der zweiten Runde verlor, stürzte er in eine schwere Depression.

Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, ob ich Selbstmord begehen möchte”, erzählte er. Er landete in einer psychiatrischen Klinik in London, an seinem Bett saß sein hemmungslos weinender Vater. Zum Glück hat Kyrgios einen Weg gefunden, seine psychischen Probleme in den Griff zu bekommen.

Ein Rebell in Wimbledon

Zu Wimbledon hegt Kyrgios trotz aller Erfolge eine zwiespältige Beziehung: Der von Konventionen und Formalitäten geprägte All England Club ist nicht die ideale Heimat für Kyrgios’ rebellischen Charakter. Selbst auf seinem Weg ins Finale 2022 kam es zu Konflikten. Er wurde mit einer Geldstrafe belegt, weil er einen Linienrichter beschimpft und einen nörgelnden Zuseher bespuckt hatte.

Kyrgios unterlag Djokovic im Finale des letzten Jahres
Kyrgios unterlag Djokovic im Finale des letzten JahresProfimedia

Trotz seiner verheerenden Verletzungshistorie ist ihm zuzutrauen, dass er durch seine aggressive Spielweise, sein Flair und seinen genialen Aufschlag wieder ein gefürchteter Gegner auf der Tour werden könnte.  

Er verspürt ein brennendes Verlangen, Wimbledon zu gewinnen. Seine große Sehnsucht ist es, dem Tennis-Establishment sein wahres Können zu beweisen. 

Das offenbarte ein besonders vielschichtiger Moment in Netflix-Produktion. Kyrgios gewährte Einblick in sein Seelenleben: "Ich möchte beweisen, dass ich es verdiene, hier zu sein." Wer hätte das jemals bezweifelt? Doch nicht etwa Kyrgios selbst?