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Alexander Zverev im Medien-Kugelhagel - ein Appell an die deutschen Sportfans

Henri Briese
Alexander Zverev muss sich den Sticheilen der Presse hergeben.
Alexander Zverev muss sich den Sticheilen der Presse hergeben.Profimedia
Erneut ist es ein „unnötiges“ Aus. Alexander Zverev scheitert in einem hochklassigen Match deutlich an Taylor Fritz und wird auch dieses Jahr nicht zu seinem ersten Grand-Slam-Erfolg kommen. Riesig ist daher natürlich das negative Medien-Echo, nachdem der Hamburger durch das Ausscheiden von Alcaraz und Djokovic zu den Top-Favoriten aufrückte und eigentlich bis zum Endspiel nur „Pflichtaufgaben“ zu erledigen hatte.

Es wäre das Finale gewesen, auf das sich ein Großteil der Tennis-Welt sicherlich extrem gefreut hätte – Alexander Zverev gegen Jannik Sinner. Doch hier haben die Sportmedien Sascha ein wenig zu große Vorschusslorbeeren gegeben.

Match-Center: Alexander Zverev vs. Taylor Fritz

Der Aufschlagriese spielte gegen Taylor Fritz nicht um den Titel oder um die Chance, diesen zu holen, sondern für einen Platz im Halbfinale. Jedoch war es, wie in Wimbledon, Taylor Fritz, der mit seiner eleganten „Federer-esque“-Art Tennis zu spielen das Publikum mitreißen konnte und schlussendlich den Sieg davontrug. Damit bleibt Alexander Zverev auch in seiner 11. Profi-Saison ohne Grand Slam. Doch wie kann das sein? Hat er doch nun bereits mehrfach durch das Straucheln der Konkurrenz tolle Ansetzungen gehabt, die ihm den Titel halbwegs auf dem Silbertablett servieren.

Deutschland zerstört sein größtes Tennis-Talent

Es sieht aus, als wäre es eine Kombination von mehreren Aspekten, ähnlich wie der größte Verein aus seiner Heimatstadt, dem Hamburger SV, hat man in Deutschland riesige Ansprüche an Alexander Zverev. Während in anderen Ländern das positive in den Vordergrund gestellt wird, wartet man hierzulande nur auf die Fehler des 27-Jährigen, um dann wie bei einer Pinata fest mit dem Knüppel draufzuschlagen. Anstatt dem größten Talent bei den Herren seit Boris Becker die komplette Rückendeckung zu geben, versucht man sich an den Fehltritten und Misserfolgen zu ergötzen – ein großes Unding.

Zusätzlich kommt die doppelte sportliche, fast PTSD-artige Belastung durch die Final-Niederlage bei den US Open 2020, wo gegen Dominic Thiem nur Millimeter zum Triumph fehlten. Bei den French Open 2022 hingegen war es die Verletzung des Deutschen, die ihn in der wohl besten Form seines Lebens beim Halbfinal-Duell mit dem Sandplatz-König ausbremste.

Das sind Sachen, die man als Sportler bei positiver und aufbauender Resonanz aus der Bevölkerung wegstecken kann, doch diese gibt es in Deutschland kaum, wodurch es häufig heißt – Alexander Zverev gegen Alle. Und bei so einem zahlenmäßig ungleichen Duell zieht der Hamburger bei einem derartig mental belastenden Sport wie dem Tennis häufiger den Kürzeren.

Für Sascha kann es daher jetzt nur heißen – Blick nach vorne, Scheuklappen auf und weitermachen, mit dem, was er am besten kann – Tennis auf Top-Niveau spielen. Auch im kommenden Jahr gibt es wieder vier Chancen auf den ersten so begehrten Grand-Slam-Sieg und die großen Namen der vergangenen Jahrzehnte gehen langsam in Sport-Rente, also auf geht’s Alexander, 2025 wird dein Jahr.

Ein Kommentar von Henri Briese.
Ein Kommentar von Henri Briese.Flashscore