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Wie in allerbesten Zeiten: Grandiose Angelique Kerber vertagt Abschied

SID
Angelique Kerber in Bestform.
Angelique Kerber in Bestform.Profimedia
Mit einer grandiosen Leistung gewinnt Angelique Kerber gegen Naomi Osaka und steht in Paris in der zweiten Runde des Olympia-Turniers.

Angelique Kerber riss lachend die Arme in die Luft, umarmte Naomi Osaka und verabschiedete sich mit Kusshänden vom Pariser Publikum - aber nur vorübergehend: Die Kielerin hat das Ende ihrer großen Einzelkarriere vertagt und mit einer grandiosen Leistung die zweite Runde beim olympischen Tennisturnier von Paris erreicht. Im "Mütterduell" kämpfte die 36 Jahre alte Kerber die Japanerin Naomi Osaka 7:5, 6:3 nieder und spielte dabei groß wie an allerbesten Tagen auf.

Tiefenentspannt, locker und mit viel Spielwitz: Zwei Tage nachdem Kerber bekannt gegeben hatte, mit dem Ende der Sommerspiele ihre Profilaufbahn beenden zu wollen, trumpfte die frühere Nummer eins der Welt befreit auf, als hätte sie eine Riesenlast abgelegt. "Es gibt für alles eine Zeit, und ich fühle mich gut dabei", hatte sie dem SID am Mittwoch gesagt.

Match-Center: Naomi Osaka vs. Angelique Kerber

Noch ist diese Zeit nicht ganz gekommen, im Einzel geht es nun gegen die Rumänin Jaqueline Adina Cristian - die Nummer 66 der Welt ist sicher keine unschlagbare Gegnerin. Und im Doppel ist Kerber mit der alten Weggefährtin Laura Siegemund am Start.

Ihre letzten Matches wolle sie noch einmal voll genießen, voll auskosten, hatte Kerber angekündigt. Und gegen Osaka folgte sie dieser Marschroute: Die Kielerin zeigte sich in Spiellaune, aggressiv, variabel, spielte eines der besten Matches nach ihrer Babypause. Osaka wirkte einigermaßen beeindruckt.

Vieles verbindet sie mit Gegnerin Osaka: Beide sind seit 2023 Mutter einer Tochter, beide waren Weltranglistenerste, beide gewannen Grand Slams - Kerber drei, Osaka vier. Beide haben wunderschöne Olympia-Erfahrungen: Die Deutsche gewann 2016 in Rio Einzel-Silber, die Japanerin durfte 2021 bei den Heimspielen in Tokio die Flamme entzünden. Jedoch: Osaka ist zehn Jahre jünger, hat noch einiges mehr im Tank.

Mentale Top-Leistung

Im letzten Spiel des Tages auf dem riesigen Court Philippe Chatrier, der sich nach dem vorangegangen Doppel der spanischen Superstars Rafael Nadal und Carlos Alcaraz merklich geleert hatte, war Osaka zunächst wacher. Die 26-Jährige, die im Mai bei den French Open an gleicher Stelle die Weltranglistenerste Iga Swiatek an den Rand einer Niederlage gebracht hatte, bestimmte früh das Tempo.

Doch Kerber fand schnell die geeigneten Mittel, biss sich an Osaka fest, feuerte sich mit einem herzhaften "Komm jetzt!" an - und gewann nach 39 Minuten Durchgang eins. Im zweiten Durchgang hielt Kerber ihre Gegnerin konzentriert in Schach, der Einbruch kam nicht - stattdessen war nach nur 1:09 Stunden die doch dicke Überraschung perfekt.

Und nun könnte es sein, dass Kerber doch noch mit Paris ihren Frieden schließt. Die French Open hat sie als einziges Grand-Slam-Turnier nicht gewonnen, stand nie im Finale, nie im Halbfinale. Von einem Märchen in Roland Garros zu träumen - das ist aber noch etwas früh.