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Dominic Thiem: Wieder ein Hauch von Endzeitstimmung beim ehemaligen Dritten der Welt

SID
Dominic Thiems Karriere ging verletzungsbedingt steil bergab.
Dominic Thiems Karriere ging verletzungsbedingt steil bergab.Profimedia
Dominic Thiem glich einem Häufchen Elend. Mal wieder. Er, der vor dreieinhalb Jahren glorreich die US Open gewann und der drittbeste Tennisspieler der Welt war, hat sich an das Verlieren gewöhnen müssen. In seinem Auftaktmatch beim ATP-Turnier in München, wo sie ihm eine Wildcard zugestanden hatten, konnte er daran nichts ändern. Der Österreicher, 30 Jahre erst alt, verlor gegen einen Qualifikanten - und wieder umgab ihn ein Hauch von Endzeitstimmung.

Die Karriere von Thiem wird womöglich nicht mehr lange dauern, auch wenn er hofft, dass er sich selbst widerlegt. "Ich habe damit abgeschlossen", sagte er vor dem Turnierstart in München, "mich mit meiner früheren Version zu vergleichen." Früher, da erreichte er dreimal das Endspiel bei einem Grand Slam, gewann 2020 in New York gegen Alexander Zverev. Danach war er im ATP-Ranking Dritter hinter Novak Djokovic und Rafael Nadal - und in Österreich ein Volksheld.

Der Thiem in der neuen Version leidet an den Folgen mehrerer Eingriffe am rechten Handgelenk, also blöderweise seiner Schlaghand, mit der er eine brutale Vorhandpeitsche schwingen konnte. "Es fühlt sich nicht an wie vor der Verletzung", berichtet er - und versichert zugleich, dass er an diesem berufsgefährdenden Handicap nicht zerbrechen wird. "Ich habe", beteuert er, "gelernt, die Dinge zu akzeptieren." Dass es ihm schwer fällt, verrät seine Miene.

WM-Held als Therapeut

Thiem hat in den anhaltend schweren Zeiten nicht gerade überraschend auch Schwankungen seines Gemütszustands durchlebt. Darüber geredet hat er auch mit Mario Götze, ja, dem Mann, der Deutschland 2014 zum WM-Titel schoss. Ihm fühlt sich Thiem verbunden, auch Götze sei ja "ganz oben" gewesen und danach auf "Hindernisse" getroffen. "Er ist ein richtig netter Kerl", sagt Thiem, "sich mit so jemandem auszutauschen, ist unglaublich wertvoll."

Seine Zukunft muss Thiem dennoch mit sich selbst ausmachen. Bis zum Ende des Jahres will er sich Zeit geben und herausfinden, ob er sich in der Weltrangliste wieder so weit nach vorne arbeiten kann, dass er bei den großen Turnieren wie kommende Woche in Madrid oder bei den French Open um die Qualifikation herumkommt. Er will auch in sich hinein horchen, was "mein Gefühl" ihm mitteilt.

Sollte er am Jahresende feststellen, dass er wohl besser aufhören sollte, könne er das verkraften - behauptet Thiem zumindest. "Ich wäre völlig mit mir im Reinen."