Alexander Zverev: Klebriger Erfolg und die Frage nach dem Endspurt
Wenn nur jedes Turnier so enden könnte: ein silberner Pokal, literweise Champagner und die Anerkennung der Tennislegenden. Doch Laver Cup ist nur einmal im Jahr, in Deutschland sogar noch viel seltener, deshalb versuchte Alexander Zverev, den Heimtriumph am Sonntagabend in vollen Zügen auszukosten. Die Berliner Partyszene wartete auf die Tennisstars, doch wohin Zverev seine Teamkollegen ausführte, wollte er im Siegesrausch nicht verraten.
"Wir haben ein paar Dinge vorbereitet, die ich aber den Medien nicht verraten werde, sonst steht ihr da mit Fotografen und schreibt, wie fertig wir um zwei Uhr nachts sind", sagte Zverev gut gelaunt zu den wissbegierigen Fragestellern. Und so blieb nach dem europäischen Erfolg beim Showevent gegen die Weltauswahl vieles im Ungewissen - auch die Frage, wie es nun weitergeht mit der Saison der deutschen Nummer eins, die bislang unter den Erwartungen verläuft.
Davis-Cup-Teilnahme fraglich
Denn so ausgelassen Zverev seinen Dreisatzsieg über Frances Tiafoe auch feierte, so feucht-fröhlich er im Kreis mit Matchwinner Carlos Alcaraz, Teamchef Björn Borg und all den anderen Laver-Cup-Siegern herumsprang, so verschlossen gab er sich beim Blick in die nähere Zukunft. "Ich weiß es nicht", antwortete Zverev auf die Frage nach seinen Plänen für den Saisonendspurt. Die Tour durch China? Der Davis Cup in Malaga? Zumindest verraten wollte Zverev nichts.
Die größten Preise in diesem Jahr sind längst vergeben - und wieder hat es nicht geklappt mit dem ersehnten Grand-Slam-Sieg. Auch die Olympischen Spiele verliefen diesmal enttäuschend. Doch noch gibt es ein paar Pokale zu gewinnen, auch die "hässlichste Salatschüssel" der Welt, diese berühmte Mannschaftstrophäe, von der Zverev einst behauptete, sie sei ein "großes Ziel" für ihn. Doch leider passt der Davis Cup nicht so gut ins Programm wie der Laver Cup.
Jagd nach dem nächsten Titel?
Vom 19. bis zum 24. November wird in Spanien gespielt, zu dieser Zeit schnorchelt Zverev üblicherweise auf den Malediven. Im vorläufigen DTB-Kader, der am Montag bekannt gegeben wurde, steht Zverev nicht, doch ein Platz ist für ihn reserviert. Allerdings kollidiert die Finalrunde mit seinem verdienten Urlaub, auch in Berlin beschwerte er sich über die "unnötig lange Saison". Die Auszeit im Winter braucht Zverev dringend, um 2025 erfrischt den nächsten Anlauf in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York zu nehmen, denn ohne Grand-Slam-Titel hätte seine Karriere einen großen Makel.
Das weiß auch Zverev, doch der Alltag lässt ihn nicht los und erschwert die Vorbereitung auf das kommende Jahr. Denn selbst wenn er den Davis Cup auslässt, warten noch einige Aufgaben in dieser Saison auf ihn. In Asien gibt es für den Weltranglistenzweiten viele Punkte zu gewinnen, in Turin geht es bei den ATP Finals (10. bis 17. November) um den letzten wichtigen Pokal der Saison. Von denen hat Zverev nach den eigenen Ansprüchen 2024 bislang zu wenig gewonnen.
Nur beim Masters in Rom setzte er sich durch, und so quält sich Zverev weiter, spielt auch dann, wenn er sich nicht wohlfühlt wie bei den Sommerspielen in Paris oder beim Laver Cup in Berlin. Der nahm immerhin das gewünschte Ende unter der Champagnerdusche - ein klebriger Erfolg auf Zverevs ewiger Jagd nach Trophäen. Wo und wann er die fortsetzt, wird sich bald schon zeigen.