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Kommentar: Alexander Zverev - Sandplatzspezialist mit Hartplatz-Skillset

Heik Kölsch
Aktualisiert
Alexander Zverev: Ist er ein Sandplatzspezialist?
Alexander Zverev: Ist er ein Sandplatzspezialist?Profimedia
Über eineinhalb Jahre musste Alexander Zverev auf einen Titel auf der ATP-Tour warten. In Hamburg ist Ende Juli der Bann gebrochen. Wieder einmal war es ein wichtiger Meilenstein für Zverev, den er ausgerechnet auf Sand erreicht hat. Ein Belag, der eigentlich nicht zwingend auf das Profil des Deutschen passt. Flashscore untersucht die Frage, warum sich der Sandplatz zum besten Belag für Zverev entwickelt hat.

Ein wuchtiger Aufschlag und kräftige Grundschläge sind die Markenzeichen von Alexander Zverev. Zwei Waffen, die ihn eigentlich zum perfekten Hartplatzspieler machen.

Nicht falsch verstehen: Mit 13 Titeln hat der Deutsche die meisten Titel auf eben jenem Belag gewonnen. Zudem war er 2020 bei den US Open, auf Hartplatz, am nächsten an seinem ersten Grand-Slam-Titel dran. Auch Olympia-Gold in Tokyo hole er in der Halle auf hartem Belag.

Zverev: Zuletzt große Erfolge auf Sand

Dennoch: Seine beste Form in den letzten Jahren hatte Zverev stets zwischen April und Juni, wenn im ATP-Kalender die Sandplatzsaison ansteht. Im Gedächtnis geblieben ist den meisten das dramatische Halbfinale der French Open 2021, dass er gegen "Sandplatzkönig" Rafael Nadal beim Stande von 6:7 (8) 6:6 aufgrund seiner Horror-Verletzung an den Bändern aufgeben musste. 

Nicht wenige Experten sind sich bis heute einig, dass Zverev in diesem Frühsommer die größte Hürde für Nadal darstellte - und realistische Chancen darauf hatte, Nadal an seinem 14. Triumph in Roland Garros zu hindern, wenn die Verletzung nicht eingetreten wäre.

Stark nicht nur auf "schnellen" Plätzen

Keine Ausnahme. Drei Halbfinal-Teilnahmen in Roland Garros, der allgemein als langsamster Sandplatz der Tour gilt, entkräften auch das Argument, dass Zverev "nur" schnellere Asche-Plätze wie in Madrid oder Rom liegen. ATP-Turniere der 1000er-Kategorie, die Zverev bereits beide gewinnen konnte, in Madrid sogar doppelt.

Doch was ist es, das Zverev so stark auf Sand macht? Große Tennisprofis mit gewaltigem Aufschlag fühlen sich normalerweise auf Hartplatz, oder sogar auf Rasen am wohlsten. Man denke nur an Namen wie Ivo Karlovic, Mark Philippoussis oder John Isner, die auf Hartplatz und Rasen auch die größten Spieler unter Bedrängnis bringen, aber es gerade auf Sand stets schwer hatten, Spiele zu gewinnen.

Die Formel zum Erfolg: Warum ist Zverev so gut auf Sand?

Weil der Aufschlag hier eben nicht die größte Rolle spielt. Aber eine Rolle. Und genau da kommt Zverev ins Spiel. Denn ein guter Aufschlag ist natürlich trotzdem immer ein großer Vorteil, auch auf Sand. Zverev hat zudem das "Game", um eben auch auf Sand in die langen Rallys zu gehen.

Zverev: Stats vs. Stats auf Sandplatz
Zverev: Stats vs. Stats auf SandplatzFlashscore/Profimedia

Vor allem, da er im Laufe seiner Karriere seine Fußarbeit deutlich verbessert hat, was ihm mehrere und bessere Returns und Rückschläge allgemein ermöglichen. Die Zahlen beweisen das: Seit 2018 hat Zverev laut "STATS ON THE T" auf Sandplatz seine Return-Rate von 40 auf beinahe 45 Prozent verbessert.

Seine aggressiven Schläge ermöglicht ihm zudem, von der Grundlinie aus Druck zu machen und die Ballwechsel zu diktieren. Ein "Sandplatzspezialist" ist er deshalb aber nicht. Seine Attribute machen ihn vielmehr zu einem Allrounder, der sich auf Plätzen mit mittlerer Geschwindigkeit am wohlsten fühlt. Und darunter fallen eben auch Sandplätze.

Daheim auf dem Hamburger Boden

"Ich wurde hier geboren, ich bin hier auf den Plätzen aufgewachsen und hatte in Hamburg zum ersten Mal einen Tennisschläger in der Hand", sagte Zverev nach dem Sieg bei den Hamburg Open 2023.

Das Hauptargument dafür, dass Zverev sich auf Sand so wohl fühlt, könnte in der Tat auch ganz einfacher Natur sein: Bei seinem Heimatclub Uhlenhorster SC wird nämlich auch viel auf der Asche gespielt. Zverev konnte sich also seit seiner Kindheit an diesen Belag gewöhnen.

Dass er sein Spiel auf dem Untergrund, der beispielsweise Daniil Medvedev so missfällt, ein Spieler mit ähnlichem Profil wie Zverev, nochmals deutlich gesteigert hat in den letzten Saisons, ist mehr als offensichtlich.

Der Triumph in Hamburg darf den deutschen Tennis-Fans daher umso mehr Hoffnung für den nächsten Spätfrühling machen, wenn "Sascha" in Paris erneut seine erste Final-Teilnahme anstrebt.