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NetflixSlam zwischen Alcaraz und Nadal: Segen oder Fluch für den Tennissport?

Sébastien Gente/Heik Kölsch
Aktualisiert
Brauchen Carlos Alcaraz und Rafael Nadal dieses Exhibition Match wirklich?
Brauchen Carlos Alcaraz und Rafael Nadal dieses Exhibition Match wirklich?Profimedia
Heute Abend findet in Las Vegas das Exhibition Match zwischen der "Legende" Rafael Nadal und dem "Wunder" Carlos Alcaraz statt. Es ist nicht das erste Spiel dieser Art, das mitten in den Kalender der ATP-Tour fällt. Ein Kommentar, warum solche Events den Konkurrenzfähigkeit des Tennis langfristig gefährden könnte.

"Der ATP-Kalender ist zu anspruchsvoll". Dieser kleine Satz, der mit Carlos Alcaraz unterzeichnet ist, wurde eindeutig nicht aus dem Zusammenhang gerissen. In einem Interview mit dem argentinischen Medium Olé Tenis vor dem Turnier in Buenos Aires im Februar sagte der Spanier: "Es geht auch sehr stark auf die Gesundheit der Athleten, die so lange auf höchstem Niveau spielen müssen, Turnier für Turnier.  Ich denke, wir müssen das ändern", so der Spanier, der allerdings selbst keinen Lösungsvorschlag anbieten konnte."

Alcaraz: Exhibition Match trotz "anspruchsvollem" Kalender

Eine Aussage, die durchaus verständlich wäre, wenn der Spanier am Sonntagabend nicht ein zusätzliches Exhibition Match gegen Landsmann Rafael Nadal bestreiten würde. Wenige Tage vor Beginn der ersten US-Tour der Saison und damit vor zwei aufeinanderfolgenden Turnieren der Masters 1000-Kategorie ist die Nummer 2 der Welt in Widersprüche verwickelt. Einige werden argumentieren, dass Las Vegas nicht weit von Indian Wells entfernt ist und sich durch diese Partie nichts verändert. Aber wenn sich nichts ändert, warum um alles in der Welt sollte man dann dieses Exhibition Match austragen?

Die Antwort liegt auf den ersten Blick auf der Hand: Geld. Denn für dieses von Netflix in Auftrag gegebene Spiel werden die beiden Spieler mit Sicherheit nicht umsonst anreisen. Alle Beteiligten werden als Gewinner hervorgehen: die Streaming-Plattform, die sich mit der Exklusivität  des möglicherweise letzten Aufeinandertreffens der beiden zwangsläufig die Taschen füllen wird. Die Zuschauer, die von den großen Namen angelockt werden. Und natürlich die Spieler, die für dieses Zuckerstückchen wohl noch deutlich mehr als die 150.000$ abkassieren werden, die es kostet, eine Privatstunde mit einem der beiden zu buchen.

Fragezeichen hinter Nadals Form

Zur Erinnerung: Nadal spielte 2023 lediglich die Australian Open und den United Cup. 2024 wird wahrscheinlich seine letzte Saison sein, die er mit der x-ten Verletzung seit den Australien Open bereits mehrfach unterbrechen musste. Beziehungsweise wurde er seit dem Auftakt in die Saison nicht mehr auf einem Tennisplatz gesehen, zumindest im Rahmen eines offizielen Turniers, verschob sein Comeback bereits mehrfach. Alcaraz musste hingegen in der Vorwoche in Rio aufgeben, nachdem er sich gleich zu Beginn des Turniers den Knöchel verdreht hatte. In Anbetracht dieser Umstände muss die Frage gestellt werden: Sind die beiden Spieler auch nur ansatzweise im Vollbesitz ihrer Kräfte?

Auch wenn Exhibitions im Tennis nichts Neues sind, können sie nicht mit den offiziellen Wettbewerben verglichen werden. Man kann durchaus von einer Fehlentwicklung sprechen. Eine Fehlentwicklung, die Folgen haben könnte. Es handelt sich dabei nämlich um ein Spiel, von dem man bereits vorher weiß, wer dabei ist, wann es beginnt und endet. Kein Warten oder Hoffen auf eine bestimmte Partie in einem spezifischen Turnier: minimales Risiko, maximale Rentabilität. Doch was würde beispielsweise passieren, wenn Nadal sich erneut verletzt und seine Karriere danach endgültig aufgeben muss? Wird er sein letztes Spiel dann im Rahmen eines Promo-Events ausgetragen haben?

Begibt sich der Tennissport auf die Pfade des Golfs?

Das sollte er eigentlich nicht nötig haben, genauso wenig wie Alcaraz. Doch wie scheinbar alle Athleten unserer Zeit greifen die beiden in diesem Kontext nach noch mehr. Exhibitions Matches stellen eine Gefahr für den Tennissport dar. Wenn sich ein dem Golf simultaner Trend etabliert und immer mehr Events in den Markt strömen, die für die Spieler lukrativer, aber nicht konkurrenzfähig sind, droht die ATP-Tour an Bedeutung zu verlieren.

In den 250er-Turnier sieht man selten große Namen, auch bei den 500er-Events fehlten zuletzt die absoluten Top-Spieler. Stattdessen lässt man es für deutlich mehr Geld in Showmatches gemütlich angehen. Verständlich aus Spielersicht, bitter aus Fansicht, verheerend für die Open Era des Tennis. Eine Ära, die von der "Legende" Nadal geprägt wurde, die das "Wunder" Alcaraz jedoch nicht mehr erleben könnte...