Trotz "Riesenlöchern" in den Füßen: Zverev will ins Endspiel von Melbourne
Alexander Zverev schleppte sich am Tag vor seinem Halbfinal-Showdown mit "Riesenlöchern" in den Zehen auf den Trainingsplatz und schlug ein paar lockere Bälle. Mit geschundenen Füßen, aber frischem Selbstvertrauen richtete der Tennis-Olympiasieger den Blick auf sein Kracherduell gegen Angstgegner Daniil Medvedev - vor dem er sich auf seiner Titel-Mission in Melbourne keinesfalls verstecken muss.
Denn mit einer mitreißenden Show im Viertelfinale der Australian Open sendete Zverev ein deutliches Signal an die staunende Konkurrenz. "Sascha Zverev ist wieder absolute Weltklasse", sagte Boris Becker bei Eurosport, nachdem der Hamburger den Weltranglistenzweiten Carlos Alcaraz aus Spanien in vier Sätzen entzaubert hatte: "In der Form kann er das Turnier gewinnen."
Im Dauer-Duell zweier echter Rivalen gegen Medvedev wartet auf Zverev nun aber der nächste dicke Brocken. Nach seinem Aus beim ATP-Turnier in Monte Carlo im vergangenen April bezeichnete Zverev den Russen als "einen der unfairsten Spieler der Welt" - Medvedev hatte Zverev mit mehreren Psychospielchen genervt und das Achtelfinal-Match noch gedreht.
Heute spricht Zverev schon wieder anders über Medvedev. "Er ist einer der besten Spieler der Welt im Moment. Aber ich bin glücklich in meiner Position und werde alles tun, um das Spiel zu gewinnen", sagte Zverev vor der mit Spannung erwarteten Partie am Freitag (ab 9.30 Uhr MEZ/Eurosport) in der Rod Laver Arena. Zuvor ermitteln bereits Turnierrekordsieger Novak Djokovic und der Italiener Jannik Sinner den ersten Finalisten.
Zum Match-Center: Daniil Medvedev vs. Jannik Sinner
Dann ist Zverev dran. Fünf von sechs Spielen verlor der 26-Jährige im vergangenen Jahr gegen den Russen, die Bilanz ist für ihn aber nicht ausschlaggebend. "Es waren viele enge Matches dabei, er hat das beste Tennis seines Lebens gespielt. Ich hingegen kam von einer Verletzung zurück und hatte nicht das nötige Selbstvertrauen", sagte Zverev. Das ist jetzt anders.
Nach schwankenden Leistungen im Turnierverlauf ließ er gegen Alcaraz alle Zweifler verstummen, er dominierte den Wimbledonsieger phasenweise nach Belieben - und das trotz zahlreicher "Blutblasen" unter seinen Fußnägeln. "Ich muss mich jetzt erstmal um meinen Körper kümmern", sagte Zverev, der am Yarra River vor seinem Viertelfinale mehr als fünf Stunden länger auf dem Platz gestanden hatte als Alcaraz.
"Ich will nicht arrogant klingen, aber ich fühle mich physisch schon sehr gut auf dem Platz", sagte Zverev, der zum zweiten Mal in Melbourne im Halbfinale steht - 2020 war gegen Dominic Thiem Endstation. Gegen Medvedev soll das anders laufen. "Es wird Dinge geben, die mir nicht gefallen. Es wird aber auch Dinge geben, die ihm nicht gefallen. Das wird Teil des Matches sein", sagte Zverev, der beim letzten Aufeinandertreffen mit dem US-Open-Champion von 2021 bei den ATP Finals glatt in zwei Sätzen verloren hatte.
Doch Zverev scheint bereit - für Medvedev, und für seinen ersten Major-Titel. "Ich bin natürlich sehr glücklich, dass ich wieder da bin, wo ich Spiele gewinnen kann", sagte Zverev, der nur noch zwei Siege von seinem großen Traum entfernt ist - und gegen Medvedev wieder allen Widerständen trotzen will.