Countdown zum AO-Finale: Sinner fordert ehemaligen Angstgegner Medvedev
Zwischen Jannik Sinner und seinem ersten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier steht nur noch Daniil Medvedev. Ein Finalantagonist, der für den Südtiroler einst Angstgegner war. Dessen "Zähmung" in Form einer Siegesserie seit letztem Jahr war jedoch auch eine der wichtigsten Signale für die rasante Entwicklung Sinners.
Eine Entwicklung, die ihn nach seinem ersten Masters-Gewinn und dem Triumph im Davis Cup mit Italien nun auch auf die größte Bühne des Sports führt - einem Grand-Slam-Finale.
Zum Match-Center: Sinner vs. Medvedev
Dabei hat er die größte Prüfung eigentlich schon bestanden: Den Dominator der letzten Jahre, Novak Djokovic, in dessen Wohnzimmer in Melbourne auszuschalten - und wie! Den Serben überrollte Sinner in vier Sätzen, ließ ihn "geschockt über sein Level" und ohne die Möglichkeit auf den elften Titel beim ersten Major des Jahres zurück.
Medvedev: Ein Dauerbrenner
Im Endspiel wartet nun ein ganz anderer Gegner. Medvedev ist sicherlich kein Djokovic. Aber ein Arbeiter vor dem Herren, ein Fuchs auf dem Feld und ein Taktiker, wie auch die deutsche Hoffnung Alexander Zverev am Freitag einmal mehr zu spüren bekam. Der Russe gewann im Turnierverlauf nur einmal, gegen Felix Auger-Aliassime, in drei Sätzen, musste auf der anderen Seite dreimal über die volle Distanz gehen.
Dennoch hat sich der US-Open-Sieger von 2020 irgendwie ins Finale geschlichen - mal wieder. Es ist bereits sein drittes Finale in Melbourne, und sein sechstes Grand-Slam-Finale insgesamt. Seit seiner ersten Niederlage 2019 bei den US Open stand außer Djokovic kein anderer Spieler so oft in einem Endspiel. Eine Konstanz, die oft unterschätzt wird.
Die Erfahrung ist gegen Sinner vielleicht sogar das größte Ass im Ärmel. Dennoch gilt Medvedev nicht als Favorit, sondern als Herausforder.
Brecher mit einem Lächeln
Denn auf der anderen Seite steht der wohl beste Spieler der Tour in den letzten Monaten. Mit dem Sieg gegen Djokovic hat Sinner den nächsten Meilenstein erreicht, ein Major-Sieg scheint der nächste, logische Schritt.
Trotz einer durchaus brenzligen Lage mit Satzverlust nach Matchball zeigte der 22-Jährige auch gegen Djokovic zu keinem Zeitpunkt Anzeichen eines Zusammenbruchs, sondern glänzte stattdessen durch die Beständigkeit seiner harten Schläge von der Grundlinie, die er dem Serben sprichwörtlich um die Ohren haute.
Wie eine Dampfwalze, aber immer "mit einem Lächeln", wie er selbst seit einiger Zeit betont. Ein klares Zeichen dafür, wie die technisch-taktische Entwicklung von einer mentalen Reife begleitet wird, die es ihm heute erlaubt, Fehler aus der Vergangenheit zu vermeiden. Fehler, die dazu führten, dass Experten daran gezweifelt hatten, ob Sinner jemals zu den absoluten Top-Leuten gehören würde.
Doch dieser hat sich hohe Ziele gesteckt. Die Rod Laver Arena könnte die erste große Bühne der Träume werden, auf der Sinner, der zudem drauf und dran ist, der beste italienische Tennisspieler der Geschichte zu werden, endgültig explodiert.