"Teil dieser beschissenen Generation": Lance Armstrong von Ullrich-Geständnis geschockt
Der italienische Kletterspezialist Marco Pantani war im Jahr 2004 an einer Überdosis Kokain gestorben - Ullrich hatte Jahre später mit Drogen- und Alkoholmissbrauch zu kämpfen. 2018 erhielt er in einer schlimmen Phase seiner Krise unter anderem von Lance Armstrong, der ihn in einer Klinik besuchte, Unterstützung und kämpfte sich anschließend zurück ins Leben.
"Ich wusste nicht, was mich erwarten würde", sagte Armstrong im Rückblick: "Aber ich liebe diesen Mann. Dass es ihm so schlecht ging, brach mir das Herz."
"Wir waren beide Ikonen in unseren Ländern"
In ihrer aktiven Zeit, einer vom Dopingmissbrauch eines großen Teils der Athleten überschatteten Phase der Radsportgeschichte, hatten die beiden Kontrahenten das sportliche Geschehen dominiert. Der Rostocker Ullrich gewann 1997 die Tour de France und holte 2000 Olympisches Gold im Straßenrennen, der Texaner Armstrong triumphierte unter anderem siebenmal bei der Frankreich-Rundfahrt. Anschließend wurden beide des Dopings überführt.
"Wir waren beide Ikonen in unseren Ländern – ich, weil ich meine Krebserkrankung überwunden und damit viele Menschen inspiriert hatte; Jan als erster deutscher Toursieger", sagte Armstrong, dem nach seiner Karriere alle Tour-Titel aberkannt wurden. "Auch wenn es unbescheiden klingt: Wir waren die Größten im Radsport, weltweit. Und wir waren Teil dieser beschissenen Generation."
In Bezug auf Doping hätte er sich gewünscht, "weder ich noch Jan, noch irgendjemand aus unserer Generation hätte diese Entscheidung treffen müssen", sagte Armstrong: "Die Realität war leider eine andere."
Mit den Dopingenthüllungen, die in 2010er-Jahren auch Armstrongs Karriere zu Fall brachten, hatte der heute 52-Jährige in der Vergangenheit stark zu kämpfen. "Ich habe zehn verdammte Jahre gebraucht, um mich aus diesem Loch rauszukämpfen", sagte er. "Mein Leben implodierte. Ich verlor nicht nur etliche Millionen Dollar, ich habe fast alles verloren, was mich ausgemacht hatte." Inzwischen, betonte Armstrong, sei er aber "zu 100 Prozent" im Einklang mit seinem Leben.