Stadion für die Ohren: Anton Latuska erklärt uns die Flashscore-Audioreportage
Ob beim Einschlafen, unterwegs oder zusammen mit Freunden – es macht Spaß, den Kommentatoren dabei zuzuhören, wie sie die Bundesliga mitten ins Wohnzimmer bringen. Dahinter steckt ebenso viel Liebe zum Fußball wie harte Arbeit. Deutschlands Audio Country Manager Anton Latuska koordiniert sein Team und setzt sich gerne auch mal selbst ans Mikro. Freundlicherweise gab er uns auf sämtliche offenen Fragen eine passende Antwort.
Hallo Anton! Häufig wird in den Vorberichten zur Bundesliga oder zu internationalen Top-Spielen die "Flashscore-Audioreportage" beworben. Möchtest du uns kurz erklären, worum es sich dabei handelt?
Die Audioreportage bei Flashscore ist im Prinzip wie eine Radioreportage zu verstehen, die wir unseren Nutzern zusätzlich zum gewohnten Ergebnisdienst anbieten. Wir haben erfahrene Kommentatoren für Flashscore am Mikrofon, die Spiele aus unterschiedlichen Ligen und Pokalwettbewerben über 90 Minuten live kommentieren.
Und ist das für den Nutzer auch kostenlos?
Genau, alle Spiele sind kostenlos zu hören und sind ganz einfach über das gewohnte Match-Center des jeweiligen Spiels zu erreichen.
Sicher eine gute Alternative zu den Streaminganbietern, die ja leider immer teurer werden. Aber ich stelle es mir sehr schwierig vor, ein Fußballspiel ausschließlich per Audio widerzuspiegeln. Versucht ihr, wirklich jeden Spielzug in der Reportage vorzutragen? Oder beschränkt ihr euch bloß auf die wichtigsten Aspekte?
Das ist natürlich eine Herausforderung. Jeden Ballkontakt sprachlich wiederzugeben, ist unmöglich. Daher treffen wir als Reporter immer eine gewisse Auswahl. Der Anspruch muss es jedoch sein, gerade in der Audioreportage so detailliert wie möglich zu sein.
Ein Mentor von mir hat einmal gesagt: 'Der Hörer muss am Abend an der Theke genau so über das Spiel mitdiskutieren können wie jemand, der das Spiel gesehen hat.' Das ist unser Anspruch.
Ein schöner Gedanke. Wie kam es eigentlich zu der Idee, das Prinzip Audioreportage in die Gegenwart zu transportieren? In der Vergangenheit gab es ja gerade in Deutschland einige Versuche, die Bundesliga zu "vertonen". Ich erinnere mich nur beispielsweise an das Fußballradio 90elf.
Ja, diese Versuche gibt es auch immer noch und sie sind durchaus erfolgreich. Ich sehe uns gar nicht zwingend in Konkurrenz zu anderen Anbietern, da unsere Reportagen nicht auf einzelne Wettbewerbe begrenzt sind. Die Bundesliga und andere große Wettbewerbe begleiten wir das ganze Jahr über mit unseren Reportagen, andere Wettbewerbe können wir aber je nach Relevanz auch kurzfristig ins Programm nehmen.
Steht zum Beispiel in Italien oder Frankreich ein entscheidendes Spiel an und unsere Community signalisiert Interesse, werden wir das Spiel anbieten.
Du sprichst etwas sehr Wichtiges an. Ihr könnt natürlich nicht jedes Spiel kommentieren. Allein in den Top-5-Ligen finden jedes Wochenende fast 50 Spiele statt. Wie entscheidet ihr, welche Spiele zur Ehre gelangen, per Audioreportage begleitet zu werden? Die Community hast du ja bereits angesprochen.
Eigentlich sind die Kriterien recht einfach: Der wichtigste Aspekt bei der Entscheidung ist die sportliche Relevanz des Spiels, danach kommen Kriterien wie Fanaufkommen der beteiligten Vereine oder organisatorische Fragen. Am Beispiel Bundesliga lässt sich das gut erklären:
Wenn Bayern, Dortmund, Schalke, Frankfurt und Köln alle am Samstag um 15:30 Uhr spielen, nehmen wir einander die Hörer 'weg'. Da ist es vermutlich sinnvoller, sich auf zwei bis drei dieser Spiele zu konzentrieren, jene mit der höchsten sportlichen Relevanz. Stattdessen decken wir die anderen Bundesliga-Anstoßzeiten an jenem Wochenende mit Live-Übertragungen ab.
Zur Community: Wir bekommen regelmäßiges Feedback von unseren Hörern, was ihnen gefallen hat und was nicht. Gerade Wünsche, die die Spielauswahl betreffen, versuchen wir so gut es geht zu berücksichtigen. Wir haben etwa auf Wunsch unserer Community Anfang der Saison die LaLiga-Spiele von Real Madrid und dem FC Barcelona neu ins Programm aufgenommen.
Wie bereitest du dich persönlich auf eine Übertragung vor? Betreibst du im Vorfeld Recherche über die Teams? Oder gibt es vielleicht auch Mannschaften, die du ohnehin in- und auswendig kennst?
Die Vorbereitung nimmt bei mir meistens mehr Zeit in Anspruch als das Spiel selbst. Ich möchte im Spiel so informiert sein, dass ein Fan des Vereins sich abgeholt fühlt, wenn er uns zuhört.
Beispielsweise werde ich in einigen Tagen ein Spiel des VfB Stuttgart kommentieren, die vor kurzem den Trainer gewechselt haben. Mein Anspruch ist es, dass ich mindestens genauso viel weiß wie der Fan und Zuhörer, der den Verein tagtäglich verfolgt. Dafür lese ich mich in die Thematiken ein und telefoniere dazu meistens mit Leuten, die sich mit dem Verein besser auskennen als ich.
So entsteht eine Art Raum aus Informationen und Geschichten für mich, in dem ich mich während des Kommentars bewegen kann. Einige Mannschaften kennt man natürlich besser als andere, weil man sie regelmäßig kommentiert. Trotzdem finde ich es auch reizvoll, nicht so bekannte Mannschaften zu begleiten.
Ich hatte im Winter ein Pokalspiel von Real Madrid gegen ein unterklassiges Team aus Spanien. Die Recherche dazu war manchmal abenteuerlich, aber genau dort lauern aus meiner Sicht die besten Geschichten.
Welches deiner kommentierten Spiele hat dir eigentlich besonders viel Spaß gemacht? Gab es eine Partie, die für dich als Kommentator besonders prägend oder unterhaltsam war?
Ich bin in mancher Hinsicht fußball-romantisch, deshalb habe ich immer etwas für spannende David gegen Goliath-Geschichten übrig. Mit Blick auf die letzten Monate würde ich das Spiel Saudi-Arabien gegen Argentinien herausheben, das ich für Flashscore begleiten durfte.
Als eines der ersten Spiele der Weltmeisterschaft war eigentlich allen von vornherein klar, dass die Argentinier dieses Spiel nicht verlieren dürfen. Dann die frühe Führung durch Messi. Doch wie Saudi-Arabien sich dann zurückgekämpft hat, das Spiel gedreht hat – das war auch für mich am Mikro sehr emotional. Das sind Spiele, bei denen ich mich auch als Reporter einfach fallen lassen und das Spiel genießen kann.