Simone Biles stürzt vom "Zitterbalken" - Silber statt Doppel-Gold
Silber - immerhin
Die erfolgsverwöhnten US-Fans verließen schon in Scharen die Arena de Bercy, als Simone Biles als faire Verliererin Größe zeigte. Die knapp geschlagene Turn-Königin applaudierte ihrer siegreichen Rivalin - und quittierte ihre unerwartete Niederlage mit einem etwas gequälten Lächeln. Statt Doppel-Gold und Olympia-Rekord gab es zum Abschluss der Biles-Festspiele in Paris nur Silber und Blech.
Nach ihren drei Triumphen im Mehrkampf (Einzel und Mannschaft) sowie beim Sprung stürzte die 27 Jahre alte Amerikanerin am Montagmittag erst vom Schwebebalken und musste sich mit Platz fünf zufriedengeben.
Im anschließenden Boden-Finale am Nachmittag reichte es nach zwei Standfehlern dann nur zu Rang zwei. Immerhin: Bei der Medaillenzeremonie fand Biles wieder zu ihrem echten Lachen zurück. Drei Goldmedaillen und einmal Silber nimmt die amerikanische Nationalheldin aus Paris mit zurück nach Texas.
In der letzten Kunstturn-Entscheidung turnte Biles auf der Fläche der Bercy-Arena zu 14,133 Zählern - und damit hauchdünn vorbei an ihrem insgesamt achten Olympiasieg. Gold ging an die Brasilianerin Rebeca Andrade (14,166), die im Einzel-Mehrkampf und beim Sprung noch jeweils hinter Biles auf dem zweiten Platz gelandet war. Bronze holte sich Jordan Chiles (USA) mit 13,766 Punkten.
Zu viele Fehler an einem Tag
Für Biles, die 2021 in Tokio wegen mentaler Probleme im Mannschaftswettbewerb ausgestiegen war, endeten die Sommerspiele daher mit einer doppelten Enttäuschung. Im Boden-Wettbewerb wurden die beiden Patzer der dreimaligen Weltsportlerin von den Kampfrichterinnen mit 0,6 Punkten Abzug bestraft. Aus dem angestrebten achten Olympiagold wurde nichts, weil Biles zweimal bei Landungen mit beiden Füßen die Bodenfläche verlassen musste.
Auf dem Weg zum angestrebten olympischen Rekord war Biles aber schon rund zwei Stunden zuvor am Schwebebalken entscheidend gestolpert.
Nach ihrem Sturz bei einem Überschlag nahm die nur 1,42 Meter große Athletin ihre Wertung mit versteinerter Miene entgegen - es war klar: Die neun Goldmedaillen, die bislang nur die ehemalige sowjetische Turnerin Larissa Latynina sowie die US-Schwimmerin Katie Ledecky gewonnen hatten, würde Biles in Paris nicht mehr erreichen können.
Gold auf dem "Zitterbalken" holte die Italienerin Alice d'Amato (14,366). Silber ging an die Chinesin Zhou Yaqin (14,100), Bronze gewann Manila Esposito aus Italien (14,000). Deutsche Athletinnen hatten sich für die Final-Wettkämpfe der besten Turnerinnen am Montag nicht qualifiziert, die ehemalige Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz aus Chemnitz scheiterte am Balken in der Vorrunde.