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Rückblick auf die Olympischen Winterspiele in Nagano: Gold, Silber und Bronze

AFP/Flashscore
Die Jamaikanische Bobmannschaft nahm nach Calgary 1988 auch in Nagano teil. Weltbekannt wurde das Bob-Team durch den Hollywood-Film Cool Runnings
Die Jamaikanische Bobmannschaft nahm nach Calgary 1988 auch in Nagano teil. Weltbekannt wurde das Bob-Team durch den Hollywood-Film Cool RunningsProfimedia
Vor 25 Jahren erlebten die deutschen Skirennläuferinnen ein goldenes Olympia in Nagano. Vor allem an einem Tag gelang schier Unvorstellbares.

Meribel (SID) Es schneite unaufhörlich, und nur ein paar Dutzend unverdrossener Menschen hatten sich an den Fuß des Mount Karamatsu westlich von Nagano verlaufen. Viel trostloser hätte der Rahmen für die Siegerehrung in der alpinen Kombination bei den Olympischen Spielen 1998 kaum sein können. Ein paar glückseligen Deutschen war dies freilich völlig egal: Gold, Silber und Bronze bekamen Katja Seizinger, Martina Ertl und Hilde Gerg umgehängt. "Kein Platz mehr auf dem Stockerl", jammerte der österreichische Standard.

Dieser 17. Februar vor 25 Jahren war so unwirklich, dass Wolfgang Maier, damals Cheftrainer der deutschen Frauen, inzwischen Sportvorstand des Deutschen Skiverbandes, berichtet: "Wenn du heute einem sagst, dass wir Gold, Silber und Bronze gemacht haben, glaubt er es dir noch immer nicht." Gut, wer auf der Ergebnisseite des IOC nachschaut, könnte tatsächlich zweifeln, dort steht nur: "G GER Katja Seizinger, B GER Hilde Gerg." Aber "S GER Martina Ertl"? Fehlanzeige.

Zugegeben, man konnte sehr leicht den Überblick verlieren an diesem unseligen Berg, wo wegen der Wetterkapriolen kaum ein Rennen wie geplant stattfand. Am 16. Februar wurde um 8.45 Uhr zunächst der Super-G der Männer gestartet (und von Hermann Maier nach seinem wahnwitzigen Sturz in der Abfahrt gewonnen). Um 10.30 Uhr folgte dann die Abfahrt der Frauen, in der Seizinger ihr Gold von Lillehammer 1994 wiederholte. Und schließlich um 12.30 Uhr wurde in Windeseile noch die Kombi-Abfahrt der Frauen durchgeprügelt - wieder war Seizinger Schnellste.

Dann, am Tag danach, der Slalom. Maier kannte Seizinger bereits seit 1992, sie hatte ihn seitdem wissen lassen: "Slalom ist blöd." Er habe, sagt Maier, damals "manchen Strauß mit ihr ausgefochten", denn er, und nicht nur er, war sich ja sicher: Seizinger, Schnellfahrerin aus Leidenschaft, konnte selbstverständlich auch Slalom fahren. Tatsächlich war sie gut genug, um Martina Ertl auf Distanz zu halten. Es war Seizingers erster und einziger Sieg in einer Kombination.

Vielleicht verlor die sonst so vermeintlich Coole auch deshalb mal die Fassung, als der historische Triumph vollbracht war. Seizinger stürmte ausgelassen durch den Zielraum, sprang elegant aufs Podest und tanzte im dichten Schneetreiben von einem Bein auf das andere. "Es ist ein unglaubliches Gefühl", sagte sie, "und selbst für uns nicht fassbar." Seizinger, Ertl und Gerg warfen den tief verschneiten Pistenarbeitern ihre Blumensträuße zu, Maier und die Trainerkollegen feierten mit einer La Ola auf Skiern.

"Drei ganz besondere Menschen, jede auf ihre Art", hätten sich damals auf dem Podest eingefunden, sagt Maier. Und was die drei vollbracht hätten, "das kannst du im ersten Moment gar nicht fassen". Manche können es heute noch nicht.

Auch nicht, dass Seizinger wenige Tage danach noch Bronze im Riesenslalom gewann - und Gerg Gold im Spezialslalom. Das, brach es damals aus Maier heraus, "ist jetzt endgültig unbeschreiblich - wie ein Hole in One im Golf aus 500 Metern".