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Olympisches Breaking wird zum One-Hit-Wonder mit Misstönen

SID
Rachel "RayGun" Gunn im Duell mit Logan "Logistx" Edra.
Rachel "RayGun" Gunn im Duell mit Logan "Logistx" Edra.AFP
Snoop Dogg war da, na klar. Wenn nicht beim Breaking, wo sonst sollte der Rapper, dem der TV-Sender NBC für seine Dienste als Reporter in Paris ein Honorar von angeblich 500.000 Dollar zahlte, und das pro Tag (!), also wo sollte Snoop Dogg mit seinem Swag besser hinpassen, als zum Breaking. Eben. Der Kontrast zu einem anderen sehr prominenten Gast bei der Premiere und zugleich dem Abschied der Tanzsportart war dadurch dann auch besonders auffällig.

Thomas Bach war auch da, na klar. Der IOC-Präsident hätte zum Boxkampf der Algerierin Imane Khelif gehen können, das wäre mal ein Statement gewesen, aber er hatte sich entschieden, doch lieber als jung und hip rüberzukommen. Und so war in der Arena am Place de la Concorde ein sehr gut gelaunter Bach zu sehen, wie er beim Breaking, diesem olympischen One-Hit-Wonder, bemüht lässig im Rhythmus des wummernden Hip-Hops klatschte, mit den Füßen wippte und ansatzweise die Hüfte schwang.

Bach sah dann unter anderem das B-Girl Talisha, was ihm sehr gut gefallen haben dürfte. Die 21-Jährige gehörte dem Flüchtlingsteam an, einem Lieblingsprojekt des Herrn der Ringe. Vor drei Jahren floh Talisha auf eigene Faust vor den Taliban von Kabul nach Spanien. In Paris scheiterte sie in der Vorqualifikation - und wurde danach disqualifiziert, weil auf ihrem Umhang "Free Afghan Women" stand. Verstoß gegen Regel 50 der Olympischen Charta, weil: politische Meinungsäußerung. Freiheit hat ihre Grenzen.

RayGun wird zum Internet-Meme

Wenig Zuspruch fand auch B-Girl RayGun, bürgerlich Rachel Gunn, 36 Jahre alte Universitätsprofessorin aus Macquarie in Australien und im Gegensatz zu vielen Konkurrentinnen kein Profi. Sie verlor alle ihre drei Battles, und ihre Moves sorgten für Hohn und Spott im Netz. "Ich wollte", sagte RayGun nachher zu ihrer Verteidigung, "etwas Neues, Künstlerisches und Kreatives machen. Ich werde diese Mädchen nie in dem schlagen können, was sie am besten können: kraftvolle und dynamische Bewegungen."

Dass sich über Geschmack nicht streiten lässt, wussten schon die alten Römer ("de gustibus non est disputandum"). Das Publikum schien Breaking jedenfalls cool und hip zu finden, die Stimmung war an beiden Tagen bestens, die DJs an den, ja, Plattentellern mixten bekannte Hip-Hop-Hits zusammen, um den Breakern passende Beats zu bieten. Zu sehen gab es Tik-Tok-Taugliches, ein Duell dauert sechs Minuten, gesplittet in drei Runden, in denen abwechselnd eine Minute lang gebreakt wird.

Keine Zweifel gab es bei der Jury an den ersten und vorerst einzigen Olympiasiegern: B-Girl Ami (25) aus Japan gewann ihr finales Duell ebenso klar wie Phil Wizard aus Kanada (27) bei den B-Boys. Alle Breaker werden übrigens unter ihrem Künstlernamen in die Geschichte eingehen, also auch das Bronze-B-Girl 671. Hä? Nein, kein Irrtum. Lui Qingyi aus China nennt sich so.

Breaking nach Paris nicht mehr im Programm

Die Breaker finden übrigens, dass sie zu Recht bei Olympia dabei waren. "Olympia hat Breaking gebraucht, weil es wie ein Hauch Frischluft ist", sagte B-Girl Nicka (17), Olympia-Zweite aus Litauen. Zu viel frischer Wind ist allerdings nicht erwünscht. In Los Angeles wird Breaking nicht mehr im Programm sein. Es bleibt ein One-Hit-Wonder. Auch für B-Boy TommyB.

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