Nur noch Mittelmaß – Deutschland braucht Erfolgserlebnis gegen Kolumbien
Im bereits fünften Aufeinandertreffen mit Kolumbien – dem ersten seit Juni 2006 – steht die deutsche Nationalmannschaft unter Zugzwang. Die 1:0-Niederlage in Polen zementierte diverse negative Eindrücke in den letzten Wochen.
Flick wird Bundestrainer bleiben
Bei defensiven Standards passt die Zuordnung nicht, gegen tiefstehende Gegner findet man keine spielerischen Lösungen, kaum eine Ballbesitzphase endet nicht mit einem unerklärlichen Fehlpass oder Konzentrationsfehler. Längst steckt die Nationalmannschaft in einer Krise, längst wurde Bundestrainer Hansi Flick zur Zielscheibe der Kritik.
Auf der Pressekonferenz vor dem Testspiel gegen Kolumbien ließ Sportchef Rudi Völler keine Zweifel aufkommen. Selbstverständlich werde “Hansi Flick Trainer bleiben. Hansi ist definitiv der richtige Trainer für uns. Er tut alles dafür, damit wir nächstes Jahr eine erfolgreiche Heim-EM erleben.”
Nach der erfolglosen WM in Katar herrschte in Deutschland Umbruchstimmung. Wieder einmal wurde “jeder Stein umgedreht”. Knapp ein Jahr vor der Europameisterschaft im eigenen Land wollte man ein Feuer entfachen.
Doppelte Ernüchterung für die Fans
Vier Testspiele nach dem erneuten Aus in der Gruppenphase ist die Bilanz verheerend: Der 2:0-Sieg gegen Peru – Niclas Füllkrug netzte doppelt – war der einzige volle Erfolg für die DFB-Elf. Im viel zitierten “Friedensspiel” gegen die Ukraine musste man bis zur letzten Sekunde zittern, um nicht als Verlierer vom Platz zu gehen.
Bereits in der Nachspielzeit besorgte Joshua Kimmich vom Punkt aus den 3:3-Endstand. Gegen die WM-Teilnehmer Belgien (2:3) und Polen (0:1) verlor man hingegen. Nur vier der letzten 15 Spiele konnte man für sich entscheiden – gegen Italien. Und gegen die Fußballmächte Oman, Costa Rica und Peru.
Gegen Kolumbien kann Deutschland eine positive Länderspielbilanz (1 Sieg, 3 Unentschieden, 0 Niederlagen) aufweisen. Doch die Kombinationsstärke der Südamerikaner kann jeder Mannschaft wehtun.
Kolumbien unter Nestor Lorenzo noch ungeschlagen
Der Argentinier Nestor Lorenzo trat im September 2022 sein Amt als Nationaltrainer der Kolumbianer an. In sechs Spielen gewann man viermal und kassierte keine einzige Niederlage.
Im März unternahm Kolumbien eine kurze Asienreise, bei der man zu Freundschaftsspielen in Südkorea (2:2) und Japan (2:1-Sieg) antrat.
Lorenzo – der Sportchef Rudi Völler noch gut in Erinnerung hat, denn gegen ihn verlor er das WM-Finale 1990 gegen Deutschland im Elfmeterschießen – kann auf eine gute Mischung aus Routiniers, etablierten Europa-Legionären und jungen Talenten zurückgreifen.
Zum Match-Center: Deutschland vs. Kolumbien
Teamnews: Thiaw und Gündogan in der Startelf
Malick Thiaw – der gegen Polen ein überzeugendes Startelf-Debüt gab – darf sich erneut in der Anfangsformation von Hansi Flick beweisen. Grundsätzlich dürfte der Bundestrainer wieder eine Dreierkette erproben. Den Kasten hütet diesmal Marc-Andre ter Stegen.
Auch Champions-League-Sieger Ilkay Gündogan bekam von Flick bereits eine Startelfgarantie. In den Testspielen gegen die Ukraine und Polen setzte der City-Kapitän noch aus.
Eine Chance in der Startelf hat sich auch Robin Gosens verdient, der voraussichtlich anstelle von David Raum den linken Flügel beackern wird. Florian Wirtz ist für die Partie in Gelsenkirchen fraglich, wegen Problemen am Oberschenkel stieg er erst am Montag wieder ins Mannschaftstraining ein.
Das begünstigt wiederum die Rückkehr von Niclas Füllkrug in die deutsche Startelf. In den Halbräumen erwarten wir Jamal Musiala und Arsenal-Transferziel Kai Havertz.
Kolumbien wird höchstwahrscheinlich in einer 4-2-3-1-Formation agieren. Im Sturmzentrum ist Frankfurt-Legionär Rafael Borré erster Kandidat auf einen Einsatz.
Auf der Außenbahn sorgte Leeds-Profi Luis Sinisterra in jüngster Vergangenheit immer wieder für spektakuläre Momente, wird aber aufgrund einer Knöchelverletzung fehlen. Liverpool-Star Luis Diaz dürfte in der Offensive gesetzt sein.
In der Schaltzentrale agiert Mateus Uribe, der auch Kapitän der Kolumbianer ist. Der 32-Jährige steht beim FC Porto unter Vertrag und sorgt trotz seines hohen Alters für viel Wucht und Dynamik. In der Innenverteidigung kann Trainer Lorenzo auf zwei Premier-League-erprobte Spieler setzen: Davinson Sanchez (Tottenham) und Yerry Mina (Everton).
Mögliche Aufstellungen:
Deutschland (3-4-2-1): Ter Stegen - Ginter, Rüdiger, Thiaw - Wolf, Kimmich, Gündogan, Gosens - Musiala, Havertz - Füllkrug
Kolumbien (4-2-3-1): Vargas - Mosquera, Mina, Sanchez, Machado - Uribe, Barrios - Cuadrado, Carrascal, Diaz - Borré
Flashscore-Prognose: Wieder kein Sieg
Noch ist Kolumbien unter Trainer Nestor Lorenzo ungeschlagen. Mit Blick auf die aktuelle Verfassung der deutschen Nationalmannschaft sehen wir keinen Grund, wieso sich das am Dienstag ändern sollte.
Allerdings präsentierte sich Kolumbien in den vergangenen Wochen defensiv ebenso anfällig wie Deutschland. Daher tippen wir auf einen 2:2-Endstand.