"Mutig und frech": Ex-Stuttgart-Coach Wimmer heuert in Österreich an
Es wollte nicht sein. Von den Fans im Schwabenland zwischenzeitlich als "Interimslegende" geherzt, vier Siege in sieben Partien, etliche Aussagen, in denen eine mögliche Zusammenarbeit angedeutet worden war - doch am Ende entschied sich die Vereinsführung rund um VfB-Chef Alexander Wehrle für Bruno Labbadia. Pure Bundesliga-Erfahrung also. Auf den Geschmack gekommen ist Michael Wimmer trotzdem. Nach etlichen Jahren als Jugend- und Assistenztrainer strebt der gebürtige Niederbayer höheren Weihen an.
Wie praktisch, dass beim österreichischen Traditionsverein Austria Wien erst kürzlich Platz für einen neuen Chefcoach geschaffen worden war. Beim 24-fachen nationalen Meister stehen Ballbesitz und attraktiver, auf die Offensive ausgerichteter Fußball hoch im Kurs. Das passt gut zu Wimmers Vorstellungen von Fußball. Die Ansprüche sind mit der historisch erfolgreichsten Vereinsphase zu erklären.
In den 1930er-Jahren sorgte die österreichische Legende Matthias Sindelar national und international für Furore. In den Kaffeehäusern Wiens brach damals eine Fußballeuphorie aus, Sindelar sorgte bei der Austria und im österreichischen Nationalteam mit dem technisch anspruchsvollen "Scheiberlspiel" für Furore. Eine Form des Kurzpassspiels, die als archaischer Ursprung des spanischen Tiki-Taka bezeichnet werden könnte.
Achter deutscher Trainer
Deutsche Trainer sind bei den Wienern keine Seltenheit. Wimmer ist bereits der achte Cheftrainer aus der Bundesrepublik. Unter anderem trainierte auch der langjährige Bundestrainer Jogi Löw die "Veilchen" - wie die Austria aufgrund ihrer violetten Vereinsfarbe genannt werden. Auch der aktuelle Bochum-Trainer Thomas Letsch trainierte den Verein zwischen Februar 2018 und März 2019. Die weiteren Namen sind ebenfalls prominent: Egon Coordes, Horst Hrubesch, Wolfgang Frank, Christoph Daum, Thorsten Fink.
Aktuell liegt die Austria auf Platz sieben in der Tabelle. In Österreich gibt es einen Grunddurchgang von 22 Runden, danach wird die zwölf Mannschaften umfassende Liga zweigeteilt - in ein oberes und ein unteres Play-off. Wimmers Aufgabe ist es also, den Verein kurzfristig unter die besten sechs Teams zu bringen. Er folgt dem lange in Köln als Co- und Nachwuchstrainer aktiv gewesenen Manfred Schmid nach. Schmid war überraschend Anfang Dezember 2022 entlassen worden. Sportdirektor Manuel Ortlechner hatte "Auffassungsunterschiede in wesentlichen sportlichen Fragen" als Gründe genannt.
Über die Vertragsdauer wurden zunächst keine Angaben gemacht. Bei seiner ersten Pressekonferenz zeigte sich Wimmer gewohnt kommunikationsfreudig: "Ich stehe für einen mutigen und frechen Fußball. Ich will Fußball, der aktiv und intensiv ist sowie zielstrebig sein soll, wo die Jungs unbekümmert loslegen. Ich bin ein Trainer, dem der Umgang mit Menschen sehr wichtig ist."