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"Spannende Zeiten" in der Formel 1: Großer Preis von Monaco als Wendepunkt?

SID
Carlos Sainz (l.), Fred Vasseur (m.) und Charles Leclerc (r.) haben Grund zur Freude.
Carlos Sainz (l.), Fred Vasseur (m.) und Charles Leclerc (r.) haben Grund zur Freude.Profimedia
Max Verstappen hatte auch rückblickend nichts Schmeichelhaftes zu sagen über diesen Grand Prix von Monaco. Nicht herausfordernd seien die 78 Runden in der Mitte des Feldes gewesen, bloß "langweilig, sehr langweilig", sagte der abgehängte Weltmeister: "Ich musste seit der 20. Runde aufs Klo, das war das Härteste an diesem Rennen."

Doch es war nicht allein die in der Tat lähmende Eintönigkeit dieses Sonntags im Fürstentum, die bei Verstappen und Red Bull aufs Gemüt drückte - viel schwerer wog die völlig ungewohnte Unterlegenheit der einstigen Dominatoren. Denn in der Formel 1 geschieht gerade etwas, das noch vor einem Monat ziemlich undenkbar war: Die Konkurrenz bläst recht selbstbewusst zum Angriff, und die Weltmeister plagen Zweifel an der eigenen Stärke.

Ein "Wochenende zum Vergessen" liege hinter Red Bull, sagte Verstappen. Auf den ersten Blick ist die Lage trotz Platz sechs in Monaco zwar weiterhin komfortabel: Der Niederländer nimmt 31 Punkte Vorsprung auf Ferrari-Pilot Charles Leclerc mit, den Sieger vom Sonntag. Doch im Reisegepäck hat er eben auch den Verdacht, dass es in zwei Wochen nicht bedeutend einfacher wird: Am 9. Juni steht der Grand Prix von Kanada an.

Die Strecke in Montreal führt über öffentliche Straßen, sie bietet ähnliche Schwierigkeiten wie der Stadtkurs in Monaco: Unebenheiten, Bodenwellen, hohe Kerbs. "Das wird auch nicht unser bestes Wochenende", ahnt Verstappen. In Monaco sei der Red Bull "wie ein Gokart" gefahren, und das Team verstehe "eindeutig nicht", warum das so ist.

Das Problem ist nicht neu, der Unterschied zu den vergangenen beiden Jahren allerdings: Ferrari und McLaren sind mittlerweile insgesamt so nah dran, dass sie vorbeiziehen, sobald der Red Bull nicht sein volles Potenzial entfaltet.

WM-Titel für Ferrari realistisch?

In Italien frohlockt die wankelmütige Sportpresse bereits. Seit drei Rennen, Miami, Imola, Monaco, sei Red Bull "unter Druck geraten", schreibt Tuttosport, "und nicht einmal das Phänomen Verstappen findet eine Lösung". Die Gazetta dello Sport urteilt gar: "Der WM-Titel ist für Ferrari nicht mehr nur ein Traum."

Und es gibt durchaus Argumente für diese Sicht. Monaco war kein Ausreißer wie in anderen Jahren, dieses Mal hat die besondere Strecke einen Trend bestätigt. Seit Ferrari und McLaren ihre größeren Update-Pakete an die Autos gebracht haben, sind sie ganz nah dran - und über die vergangenen drei Rennen holten Leclerc und McLaren-Pilot Lando Norris jeweils mehr Punkte als Verstappen.

"Das waren drei sehr unterschiedliche Strecken, und wir waren auf allen sehr wettbewerbsfähig", sagt McLaren-Jungstar Oscar Piastri, Zweiter in Monaco: "Wir können jetzt selbstbewusst überall hinreisen. Das sind spannende Zeiten."

Carlos Sainz, der andere Ferrari-Pilot, schiebt den Favoritenstatus "auf normalen Strecken" weiterhin zu Red Bull, "aber Dominanz sehe ich nicht mehr. Jedes kleine Update, jede kleine Verbesserung kann jetzt den Rennsieg bringen."

Leclerc und Sainz, Norris und Piastri - es sind auch die starken Fahrerpaarungen, die nun für die Konkurrenz sprechen. Denn Verstappen kämpft zu oft allein. In Monaco stand sein Teamkollege Sergio Perez weit am Ende der Startaufstellung und schied auch deshalb früh aus.

Ein Drittel ihrer Saison hat die Formel 1 nun absolviert. Und wer weiß, vielleicht wird es ja doch noch ein langes Jahr für Red Bull.