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Formel 1 Spezial: Der GP von Australien: Briefing zum Rennen und Community-Tippspiel

Michel Egenolf / Roman Bartz
Charles Leclerc rast durch den Albert Park - vor der beeindruckenden Skyline von Melbourne
Charles Leclerc rast durch den Albert Park - vor der beeindruckenden Skyline von MelbourneAFP
Die Formel 1 sorgt jedes Jahr für Aufregung und Faszination bei Rennsportfans auf der ganzen Welt. Der Formel-1-Kalender 2023 enthält eine rekordverdächtige Anzahl an Rennen – mit 23 geplanten Stopps weltweit. Mit dem Großen Preis von Bahrain am 5. März wurde die Saison eröffnet. Sie endet mit dem Grand Prix von Abu Dhabi am 26. November. Der Kalender umfasst dabei insgesamt 20 Länder auf fünf Kontinenten, darunter klassische Strecken wie Silverstone und Suzuka, aber auch neuere Strecken wie Jeddah und Miami - eine Auswahl, die Fahrern und Fans im Laufe der Saison viel Abwechslung bietet. Nun macht der Formel-1-Tross zum dritten Rennen der Formel-1-Saison 2023 Halt in Australien, genauer gesagt Melbourne. Wir geben euch ein Briefing mit den wichtigsten Infos, bevor es ernst wird.

Der Australien Grand Prix findet seit 1996 im Albert Park in Melbourne statt und ist seit jeher bei Fahrern und Zuschauern beliebt. Nicht zuletzt gezeigt hat dies das Rennwochenende im vergangenen Jahr als mit 419.000 Zuschauern ein neues Rekordpublikum an einem Rennwochenende gemessen wurde. Mehr über die außergewöhnliche Strecke im Albert Park erfahrt ihr in unserer Streckenanalyse.

Zugleich ist der Melbourne Grand Prix auch das Heimrennen für gleich zwei Fahrer im diesjährigen Grid. Neben Rookie Oscar Piastri, der ein Stammcockpit bei McLaren innehat, ist es vor allem auch das Heimrennen für Daniel Ricciardo, der in diesem Jahr Ersatzfahrer bei RedBull ist. Ricciardo hatte sein Cockpit bei McLaren vor dieser Saison an seinen Landsmann verloren. 

Historie: Die letzten Rennen in Melbourne

Der Grand Prix im Albert Park hat viele denkwürdige Momente geliefert. Wir schauen auf die historischsten Ereignisse in Melbourne. Rekordsieger in Melbourne ist nach 25 absolvierten Rennen übrigens weiterhin Michael Schuhmacher mit vier Grand Prix Siegen. 2021 und 2020 fand aufgrund der Covid-Pandemie kein Grand Prix in Australien statt.

Zunächst blicken wir auf das vergangene Jahr: Charles Leclerc sicherte sich im Qualifying mit einer sehr starken Leistung die Pole Position und verwies Max Verstappen, Sergio Perez und Lando Norris auf die Plätze. Der Start ging ebenfalls an den Monegassen, der von da an vorne wegfuhr. Schon in Runde zwei gab es ein Safety-Car, da sich Carlos Sainz gedreht und im Kiesbett eingegraben hatte. Es sollte nicht allzu viel Zeit vergehen, ehe die gelben Flaggen erneut geschwungen wurden. Sebastian Vettel hatte seinen Boliden in die Mauer gesetzt, nachdem er zu weit rausgekommen war, auf dem Kerb aufsetzte und sich infolgedessen drehte. Auch Max Verstappen, der bei den beiden Restarts nicht an Leclerc vorbeikam, musste schließlich in Runde 39 seinen Boliden abstellen. Aufgrund eines technischen Defekts fing sein Bolide Feuer, nachdem der Niederländer ausgestiegen war. Die Flammen waren allerdings schnell gelöscht. Leclerc war so seinen ärgsten Konkurrenten um den Sieg los und konnte einen souveränen Start-Ziel-Sieg einfahren. Mehr über Leclerc lest ihr in unserer Spezialreihe "Fahrer im Fokus", die sich in dieser Woche um den Monegassen dreht.

Ein Akteur, der in Australien immer wieder für Aufsehen sorgte, war Sebastian Vettel. Zwischen 2016 und 2018 legte er jeweils überragende Performances hin und sicherte sich zwei Rennsiege. Besonders in Erinnerung blieb sein Sieg 2017, als er einen dominanten Mercedes in die Schranken wies und einen Strategie-Fehler der Silberpfeile nutzte, um sich den Rennsieg zu schnappen.

2016 hatte Vettel auf Position drei liegend einen der besten Starts der Geschichte hingelegt und sich noch auf der Start-Ziel-Gerade in Führung geschoben. Für den Rennsieg reichte es letztendlich nicht, dieser ging jedoch auch an einen Deutschen: Nico Rosberg gewann den Saisonauftakt in Melbourne und konnte sich am Ende des Jahres den Weltmeistertitel sichern, ehe er seine Karriere beendete.

Die schwersten Unfälle ereigneten sich 2002 und 2016

Der Albert Park Circuit hat in seiner Geschichte schon einige spektakuläre Unfälle erlebt. Einer der schwersten Unfälle passierte im Jahr 2002, als Ralf Schumacher beim Start fantastisch weggekommen war. Zunächst ließ der Kerpener den Ferrari seines Bruders buchstäblich links liegen, um dann Pole-Sitter Rubens Barrichello ins Visier zu nehmen. Der wehrte sich heftig und versuchte den Williams-BMW durch eine wilde Zick-Zack-Fahrt hinter sich zu halten. Als Barrichello die erste Kurve anbremste, raste Schumacher dem Brasilianer mit hoher Geschwindigkeit ins Heck, hob in die Luft ab und flog regelrecht ins Kiesbett. Glücklicherweise wurde bei dem Zwischenfall niemand verletzt.

Ein weiterer schwerer Unfall ereignete sich im Jahr 2016, als Fernando Alonso in einen heftigen Zusammenstoß mit Esteban Gutierrez verwickelt war. Im Duell mit dem Haas von Gutierrez will Alonso vor Kurve drei aus dem Windschatten ausscheren. "Ich habe den Windschatten so lange genutzt wie ich konnte", resümiert Alonso, ein notorischer Spät-Ausscherer. Auch Gutierrez zuckt leicht, es folgt ein Kontakt bei 305 km/h, Alonsos Vorderrad kollidiert mit Gutierrez' Hinterrad. Der McLaren steigt auf, fliegt ins Kies, gräbt sich ein, beginnt die erste Rolle, hob erneut ab und überschlug sich in der Luft ein weiteres Mal, bis der Flug schließlich in der Mauer endete. Alonso konnte zwar schnell aussteigen, später wurden jedoch gebrochene Rippen und eine Lungenverletzung festgestellt. Später gab Fernando Alonso an, dass er den Unfall überlebt habe, weil das Cockpit seines Wagens aus Carbon gefertigt war.

F1-News kompakt: Was vor dem Rennen wichtig ist

Die FIA hat das Regelchaos des vergangenen Rennwochenendes nun aufgearbeitet und eine Regelanpassung vorgenommen. So heißt es nun im Reglement: "Beim Absitzen einer Zeitstrafe während eines Rennens ist jegliche Berührung des Rennwagens durch Mechaniker als Arbeit am Wagen zu werten." Fernando Alonso hatte in Saudi-Arabien zuvor eine Zeitstrafe erhalten, die er bei einem Boxenstopp absaß. Im Anschluss daran hatte der Spanier einen Reifenwechsel durchführen lassen. Allerdings hatte ein Mechaniker den Boliden des Spaniers noch während der Zeitstrafe mit einem Wagenheber berührt. Nach dem Rennen waren Alonso für dieses Vergehen weitere Strafsekunden aufgebrummt worden, durch die er seinen Podiumsplatz an George Russell verlor.

Nach einem Protest durch Aston Martin erhielt Alonso sein 100. Karrierepodium doch wieder zurück. Eine solche Farce soll durch die Regeländerung in Zukunft vermieden werden. Nach der neuen Regeländerung hätte die Zeitstrafe gegen Alonso nach dem Rennen Bestand gehabt und der Spanier hätte seinen Podestplatz räumen müssen. Die neue Regel hat aber nun selbstverständlich keinen Einfluss auf die Platzierungen des letzten Grand Prix. Alonso bleibt Dritter von Jeddah.

Im Raum steht zudem eine weitere Regelanpassung. So könnte es in Zukunft an Sprintwochenenden zwei Qualifyings geben, eines für den Sprint und eines für das eigentliche Rennen. Dafür würde ein freies Training gestrichen werden. Die FIA hatte zuvor sowieso die Sinnhaftigkeit der Trainingsessions hinterfragt, da sie nicht so viele Zuschauer anziehen würden. Die geplante Regeländerung würde dazu führen, dass das Sprintrennen nicht mehr die Startaufstellung des Rennens bestimmt. Dadurch erhofft sich die FIA riskantere Herangehensweisen der Fahrer im Sprint. Ein Ausfall im Sprintrennen würde nicht mehr allzu schwer wiegen, da das zweite Qualifying die Möglichkeit bieten würde, eine gute Startposition für das Rennen zu erreichen.

Lewis Hamilton hat die hohe Geldstrafe gegen den früheren Formel-1-Weltmeister Nelson Piquet wegen dessen rassistischer Äußerungen ausdrücklich begrüßt. "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir Leuten, die nur voller Hass sind, generell keine Plattform geben sollten", sagte der Rekordchampion über die Konsequenzen für den 70-jährigen Brasilianer.

F1-Legende Nelson Piquet hatte in einem Interview Hamilton rassistisch beleidigt
F1-Legende Nelson Piquet hatte in einem Interview Hamilton rassistisch beleidigtProfimedia

Piquet hatte in einem Skandal-Interview im November 2021 Lewis Hamilton rassistisch beleidigt. Er bat zwar um Entschuldigung, versuchte seine Wortwahl aber auch zu rechtfertigen. Das zuständige Gericht in Brasilien hatte Piquet am Freitag zur Zahlung von knapp 900.000 Euro verurteilt. Das Geld soll dem Kampf gegen Rassismus und für die Gleichberechtigung der LGBTQ+-Community zugutekommen und an entsprechende Fonds verteilt werden.

Die FIA hat zwei weitere Regelanpassungen forciert. So soll der Jubel nach Rennende auf der Boxenmauer strenger sanktioniert werden. Laut Reglement ist dieser bereits verboten. Bisher wurden allerdings keine Strafen ausgesprochen. Das soll sich nun ändern. "Es ist zu jeder Zeit verboten, auf den Zaun der Boxenmauer zu klettern", stellte die FIA in einem Statement klar. Die Teamchefs und auch die Fanszene reagierten mit Unverständnis auf diese Ansage. Weiterhin sollen die Startboxen der Fahrer um 20 cm verbreitert werden, um Situationen wie Alonsos falsche Startposition in Jeddah zu verhindern. 

Solche Bilder soll es aus Sicherheitsgründen in Zukunft nicht mehr geben: Die Mechaniker jubeln dem Sieger zu, wie hier die Crew von Red Bull.
Solche Bilder soll es aus Sicherheitsgründen in Zukunft nicht mehr geben: Die Mechaniker jubeln dem Sieger zu, wie hier die Crew von Red Bull.Profimedia

Der Vorsitzende des Großen Preises von Australien, Paul Little, würde den Formel-1-Lauf Down Under gern als Nachtrennen austragen. "Es wäre fantastisch, wenn wir das hinbekommen würden. Ein großartiges Spektakel, aber auch großartig, um den Rest des Formel-1-Publikums zu erreichen", sagte Paul Little der Zeitung Melbourne Herald Sun. Es stehe außer Frage, "dass mehr Menschen das Rennen sehen würden, wenn sie es zu einer vernünftigen Zeit am anderen Ende der Welt live sehen könnten", führte Little aus: "Ich denke, wir werden weiterhin die Möglichkeiten und die Durchführbarkeit einer solchen Übertragung prüfen." Das dritte Rennen am Sonntag beginnt um 15 Uhr Ortszeit, in Deutschland ist es dann 7 Uhr, in New York 1 Uhr. Little räumte allerdings ein, dass bis zu einer solchen Umstellung Jahre vergehen würden: "So wie es heute ist, könnten wir kein Nachtrennen veranstalten, auch wenn wir es wollten, ohne einen erheblichen Aufwand für die Beleuchtung zu betreiben."

Charles Leclerc sieht die Chancen auf einen Rennsieg in Melbourne eher gering: "Es wird keine Wunder geben an diesem Wochenende", sagte der Monegasse am Donnerstag bei der Pressekonferenz. Der SF-23 sei zwar "eine Weiterentwicklung, aber es reicht nicht. Man sieht ja, wo Red Bull steht." Lediglich im Qualifying werde man schnell sein, prophezeite der WM-Zweite von 2022, "aber wir verlieren viel Performance im Rennen". Neben seinem Ausfall in Bahrain steht für Charles Leclerc bislang lediglich ein siebter Platz in Jeddah zu Buche.

Max Verstappen (rechts) klagte über seine Erkrankung vor dem GP in Jeddah
Max Verstappen (rechts) klagte über seine Erkrankung vor dem GP in JeddahAFP

Max Verstappen berichtete von seiner Erkrankung vor dem Rennen in Saudi-Arabien Mitte März, wegen der er verspätet nach Jeddah angereist war: "Zuhause ging es mir richtig schlecht, ich konnte kaum noch laufen. Es fühlte sich an, als würde mir eine Lunge fehlen. Ich kam zu dem Rennen und dachte: Da geht nichts." In Jeddah war Verstappen nichtsdestotrotz nach technischen Problemen im Qualifying von Startplatz 15 noch auf Rang zwei nach vorne gefahren.

Trainingseindrücke mit wenig Aussagekraft

Keine aussagekräftigen Trainings aufgrund des immer wieder einsätzendem Regen in beiden Trainingseinheiten. Im Mittelfeld wagt sich heute nach diesem durchzogenen Tag niemand an Prognosen. "Es war sicher nicht einfach mit den wechselnden Bedingungen und mit dem Verkehrschaos, da im letzten Sektor durchzukommen, das war ein Kriegsgebiet", beschreibt Pierre Gasly die Streckenverhältnisse. Dem unsere Redaktion – aufgrund der starken Form des Franzosen und des Strecken-Layouts, dass zu der Highspeed Performance des Alpin passt – Chancen für eine positive Überraschung einräumt.

Pierre Gasly könnte am Rennsonntag einer der positiven Überraschungen werden.
Pierre Gasly könnte am Rennsonntag einer der positiven Überraschungen werden.AFP

Fazit der Mittelfeld-Piloten: Wir sind alle heute innerhalb von ein paar Zehnteln gelandet. Prognosen machen keinen Sinn. Das bedeutet umso mehr Spannung für morgen im letzten Training und dann im Qualifying. Mit dem zusätzlichen Faktor Wetter. Zwar soll es trocken bleiben, aber ganz sicher sind die Prognosen hier in Melbourne nie.

Unsere Prognose: 

Romans Tipps: 

1. Verstappen 2. Perez 3. Alonso 4.Leclerc 5. Hamilton

Michels Tipps: 

1. Verstappen 2. Perez 3. Alonso 4.Hamilton 5. Leclerc

Community-Tippspiel: 

Um das Ganze etwas interaktiver zu gestalten, möchten wir euch einladen mitzutippen. Verstärkt gerne unsere Tippgruppe und tretet gegen uns an. Hier geht´s zum Community-Tippspiel mit den beiden Formel 1-Redakteuren Michel und Roman. Zu gewinnen gibt es natürlich auch etwas.