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Der ritterliche Rekordjäger: Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton im Portrait

Claas Schönfeld / Roman Bartz
Aktualisiert
Lewis Hamilton genießt das Bad in der Menge nach seinem Heimsieg in Silverstone 2016.
Lewis Hamilton genießt das Bad in der Menge nach seinem Heimsieg in Silverstone 2016.Profimedia
Knapp 80 Kilometer westlich von London liegt die Grafschaft Berkshire. Hier geht es deutlich gelassener zu, als in der pulsierenden Millionenmetropole und doch ist Berkshire ein besonderer Ort. Hier liegt das Schloss Windsor, welches um das Jahr 1070 erbaut wurde und heute im Besitz der britischen Königsfamilie ist. Am 15.12.2021 begibt sich ein Mann nach Berkshire, der in seiner Jugend mit königlichen Schlössern so viel zu tun hatte, wie ein Fiat 500 mit einem Formel-1-Wagen. Dieser Mann wird von Prinz Charles - damals noch Thronfolger Großbritanniens - und weiteren geladenen Gästen empfangen, um ihm eine große Ehre zuteilwerden zu lassen. Denn an diesem Tag wird er zum Ritter geschlagen. Sein Name ist Lewis Hamilton. Verzeihung, Sir Lewis Hamilton. Nun hat er seinen Wechsel zu Ferrari ab 2025 verkündet. Wir haben uns seine Karriere genauer angesehen.

Der siebenmalige Weltmeister wurde 1985 in Stevenage rund 40 Kilometer nördlich von London geboren. In der Stadt mit circa 80.000 Einwohnern ist und war das Leben nicht immer leicht. Obwohl es eine beträchtliche Anzahl nationaler und internationaler HighTech-Firmen gibt, ist die Bereitschaft, einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen, gering, und viele junge Menschen arbeiten in Niedriglohnjobs. Zudem ist die Scheidungsrate sehr hoch. Dieser Fakt spiegelte sich auch in der Familie Hamilton wider: Als der kleine Lewis, benannt nach dem Sprinter Carl Lewis, zwei Jahre alt war, trennten sich seine Eltern und er wuchs in der Folge bei seiner Mutter auf. In dieser Zeit war es schwer für den Enkel grenadinischer Einwanderer, Anschluss und Akzeptanz zu finden: "Für mich war die Schulzeit die traumatisierende und schwierigste Zeit meines Lebens", so Hamilton im Podcast "On Purpose".

Als eines von nur drei nicht weißen Kindern an seiner Schule wurde er – laut eigener Aussage - bereits im Alter von sechs Jahren häufig von größeren, stärkeren, mobbenden Kindern herumgeschubst. Diese Zeit prägt den einzigen schwarzen Fahrer in der Formel 1 bis heute.

Der Rekordweltmeister als Kind
Der Rekordweltmeister als KindProfimedia

Die Reise beginnt

Aufhalten ließ sich Hamilton davon nicht. Im Jahr 1993, mit gerade einmal acht Jahren, startete er seine Karriere im Kartsport. Dort trat er in verschiedenen Kategorien an. Dazu gehörten unter anderem Cadet, Junior Yamaha, Intercontinental A und Formel A. Schon früh erkannte man sein Potenzial und auch das Supertalent selbst war schnell von seinen Fähigkeiten überzeugt: "Eines Tages will ich in deinem Auto fahren!", sagte Hamilton im Alter von zehn Jahren zum damaligen McLaren-Teamchef Ron Dennis.

Gesagt, getan. Drei Jahre und diverse Jugendmeisterschaften später nahm Dennis ihn ins "McLaren driver development program" auf und stattete den damals 13-Jährigen zusätzlich mit einem Vertrag aus, der die Option auf ein Formel-1-Cockpit beinhaltete.

Der Weg in die Königsklasse war geebnet und Lewis Hamilton ging ihn schnurstracks und ohne Umwege. Im Jahr 2006 gewann er die GP2-Serie, den Vorläufer der heutigen Formel 2, und wurde im Anschluss von McLaren als zweiter Fahrer hinter Fernando Alonso verpflichtet.

Hamiltons Vorbild Ayrton Senna

Für den damals 21-Jährigen ging ein Lebenstraum in Erfüllung. Nicht nur, dass er es nach Jahren harter Arbeit aus Stevenage in die schillernde F1-Welt geschafft hatte, nein, genau wie sein Idol Ayrton Senna durfte er für den britischen Traditionsrennstall fahren. "Es ist eine einzigartige Erfahrung, ich will einfach nur mein Bestes für das Team geben", so Hamilton im April 2007 vor seinem ersten Rennen in Australien. Das gelang auf Anhieb.

Auf dem Albert Park Circuit in Melbourne lieferte der Brite eine großartige Performance ab, begeisterte ein Millionenpublikum und wurde bei seinem Formel-1-Auftritt Dritter hinter Kimi Räikkönen und Teamkollege Alonso. Was für ein Erfolg für den Youngster, der das erfolgreichste F1-Debüt seit Jacques Villeneuve im Jahr 1996 hinlegte! Doch Hamilton hatte nicht genug.

Neunmal in Serie sicherte er sich einen Platz auf dem Podium und das als Rookie. Gekrönt wurde diese Serie von seinem ersten Grand-Prix-Sieg am 10. Juni 2007 in Montreal, Kanada. Als jüngster Fahrer in der Geschichte der Königsklasse übernahm er in der Folge die Führung in der WM-Gesamtwertung und verlor trotzdem nicht die Bodenhaftung: "Ich widme diesen Sieg meinem Vater, ohne ihn wäre das alles nicht möglich", sagte Hamilton auf der Pressekonferenz nach seinem Triumph.

Ayrton Senna ist Hamiltons Idol - von der Senna-Familie erhielt Hamilton 2017 Sennas Helm.
Ayrton Senna ist Hamiltons Idol - von der Senna-Familie erhielt Hamilton 2017 Sennas Helm.Profimedia

Zum ganz großen Wurf und dem WM-Titel reichte es in der Debüt-Saison allerdings nicht. Häufig bremste das Team den aufstrebenden Briten ein, um den erfahreneren Star-Fahrer und amtierenden Weltmeister Alonso nicht zu verärgern. So wurde McLaren nach dem Rennen in Monaco beschuldigt, Hamilton absichtlich auszubremsen, um den Sieg Alonsos nicht zu gefährden. Die FIA leitete daraufhin eine Untersuchung ein.

Nach gründlicher Auswertung der Daten wurde McLaren jedoch von jeglicher Schuld freigesprochen. Dennoch markierte dieser Vorfall den Beginn einer Rivalität zwischen Hamilton und Alonso. Besonders freundschaftlich war das Verhältnis der beiden Ausnahmefahrer danach nicht mehr. Hamiltons Leistung beeinträchtigte das nicht. Trotz eines Ausfluges ins Kiesbett beim Großen Preis von China ging er als Führender der WM-Wertung in das entscheidende Rennen in Brasilien.

Doch Hamilton startete dort mit einem Fahrfehler und technischen Problemen, die ihn zu Beginn weit zurückwarfen. Schlussendlich erreichte er den siebten Platz, was aufgrund des gleichzeitigen Sieges von Räikkönen nicht ausreichte, um den Titel zu gewinnen. Als Vizeweltmeister beendete er die Saison hinter Räikkönen, der 110 Punkte sammelte, jedoch noch vor seinem punktgleichen Teamkollegen Alonso, der ebenfalls 109 Punkte erreichte.

Eine unfassbare Debütsaison, aber ohne den märchenhaften Abschluss. "Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich bin nicht enttäuscht. Denn ich bin überzeugt davon, dass mein Sohn einer der besten Fahrer in der Geschichte der Formel 1 wird", so Vater Anthony Hamilton nach dem letzten Rennen. Wie richtig er liegen sollte. 

Hamilton 2007 im McLaren
Hamilton 2007 im McLarenProfimedia

Der erste Titel

In seinem zweiten Jahr stieg Hamilton zum ersten Fahrer bei McLaren auf, da Alonso das Team im Streit verlassen hatte. An die Seite des Briten wurde der solide agierende Finne Heikki Kovalainen gestellt. Der Fokus lag aber klar auf Hamilton, DEM aufstrebenden Stern am Formel-1-Himmel. Dieses Vertrauen sollte der damals 23-Jährige rechtfertigen: Er gewann das Auftaktrennen in Australien sowie den Traditions-Grand-Prix von Monaco. In der Folge übernahm er die WM-Führung, musste diese im Laufe der Saison jedoch mehrmals an Ferrari-Pilot Felipe Massa abgeben, in dem er einen hartnäckigen Konkurrenten fand. Es lief also einmal mehr auf einen finalen Showdown in Brasilien hinaus.

Hamilton hatte vor dem letzten Saisonrennen einen Vorsprung von sieben Punkten gegenüber Lokalmatador Massa. Um den Titel zu gewinnen, musste er lediglich den fünften Platz erreichen, falls sein Verfolger gewinnt. Das Rennen verlief größtenteils ereignislos, und Hamiltons Ziel schien nicht in Gefahr zu sein, bis etwa zehn Runden vor Schluss plötzlich Regen einsetzte und alles veränderte.

Massa behielt die Führung und fuhr als Erster über die Ziellinie, während Hamilton in der vorletzten Runde von Sebastian Vettel überholt wurde und nur noch Sechster war. Zu diesem Zeitpunkt wäre Massa Weltmeister gewesen. Allerdings verlor Timo Glock im Toyota, der noch auf Trockenreifen unterwegs war, auf der zunehmend nassen Strecke seinen Vorsprung, sodass sowohl Vettel als auch Hamilton an ihm vorbeizogen.

Somit wurde die Weltmeisterschaft in der letzten Kurve der letzten Runde des abschließenden Rennens entschieden. Ein Finale für die Geschichtsbücher! "Ich kann es nicht fassen, ich bin dem Team und meiner Familie unendlich dankbar", so ein überwältigter Lewis Hamilton nach seinem Erfolg. 

Hamilton nach seinem ersten WM-Titel 2008
Hamilton nach seinem ersten WM-Titel 2008Profimedia

Ab dem Jahr 2009 ging es in der Karriere von Lewis Hamilton erstmalig nicht steil nach oben. Schon früh zeigte sich, dass sein McLaren nicht titelreif war und der Brite trotz seiner herausragenden Fähigkeiten die Spitze nicht angreifen konnte. Nur zwei Rennsiege fuhr der amtierende Weltmeister in dieser Saison ein und landete am Ende auf Platz fünf in der Weltmeisterschaft.

Zur neuen Saison verpflichtete McLaren den amtierenden Champion Jenson Button als neuen Fahrer und setzte Hamilton damit unter Druck, dem dieser jedoch standhielt.

Durch teils beeindruckende Siege in der Türkei, Kanada und Belgien beendete er die Saison vor Button. Für ganz vorne reichte es allerdings nicht, zu schwach war der McLaren im Vergleich zum aufstrebenden RedBull-Rennstall mit Supertalent Sebastian Vettel. Der Heppenheimer sollte die nächsten Jahre komplett dominieren, weshalb für Hamilton zwischen 2010 und 2012 nur die Plätze vier, fünf und vier in der WM blieben.

Hamilton wechselt zu Mercedes

Frustriert von dieser Entwicklung entschied sich Hamilton für den nächsten Schritt und wechselte zur Saison 2013 nach sechs Jahren bei McLaren zu Mercedes, wo er die Ikone Michael Schumacher ersetzte. Einen entscheidenden Anteil am Wechsel soll Mercedes-Berater und Ex-Weltmeister Niki Lauda gehabt haben, der Hamilton detaillierte Pläne für eine Mercedes-Dominanz darlegte.

Beim neuen Rennstall traf der Brite auf seinen Jugendfreund Nico Rosberg, mit dem er sich schon zu Teenager-Zeiten duelliert hatte. Im ersten Jahr beim neuen Team reichte es aber erneut nicht für ganz vorne, zu dominant waren Red Bull und Vettel. Hamilton beendete die Saison einmal mehr auf einem unbefriedigenden vierten Platz und mit nur einem Rennsieg.

Das Warten auf den zweiten WM-Titel nach 2008 sollte dann 2014 sein Ende finden. In diesem Jahr dominierte Mercedes von Anfang an die Formel 1 und hatte in der Konstrukteurswertung fast 300 Punkte Vorsprung auf Red Bull. Der einzige Gegner, den es für Hamilton also zu schlagen galt, war sein Teamkollege. Er und Rosberg lieferten sich mehrfach Duelle auf allerhöchstem Niveau, nicht immer ging es dabei fair zu. In Belgien verursachte der Deutsche früh einen Platten bei Hamilton, woraufhin eine klare Ansage von Teamchef Toto Wolff folgte: "In Runde zwei fahren unsere Autos ineinander, das ist nicht zu akzeptieren!" Eine Rivalität war geboren.

Bis zum letzten Rennen blieb der Kampf um die WM offen, am Ende behielt Hamilton durch seinen Sieg in Abu Dhabi – der elfte Triumph in dieser Saison – die Oberhand und konnte seinen zweiten Titel nach 2008 feiern. "Es fühlt sich noch besser an, als beim ersten Mal", so Hamilton im Anschluss an das finale Rennen in der Wüste. Im Jahr darauf ging der Titel erneut an den Briten, der erneut nur Rosberg zu schlagen hatte. Das tat er mit Bravour und fuhr 10 Saisonsiege ein.

Den Titel hatte Hamilton zum dritten Mal gewonnen, die Freundschaft zu Nico Rosberg aber final verloren. Die beiden Ausnahmeathleten duellierten sich bis an den Rand der Legalität und darüber hinaus. Keiner wollte auch nur einen Millimeter zurückstecken, was final im Kappen-Eklat von Austin mündete. Nachdem Hamilton seinen Titel durch ein kompromissloses Manöver gegen Rosberg gesichert hatte, warf er ihn nach dem Rennen eine Kappe zu, die der Deutsche wütend zurückschleuderte. Diese Bilder zeigten: Der Krieg der Silberpfeile hatte begonnen. 

Der Krieg der Sterne - Hamilton vs. Rosberg

Der Konflikt mit Rosberg gipfelte schließlich in der Saison 2016. Mehrmals berührten sich die Mercedes-Piloten oder kollidierten sogar, wie zum Beispiel in Spanien. In Österreich touchierten sich beide in der letzten Runde im Kampf um den Sieg, der letztendlich an Hamilton ging. Nach weiteren Siegen in Großbritannien und Ungarn übernahm er die Führung in der WM-Wertung und schien auf dem besten Weg, seinen dritten Triumph in Folge einzufahren.

Doch es sollte anders kommen. Beim Grand Prix von Malaysia lag er deutlich in Führung, als sein Mercedes Opfer eines Motorschadens wurde und Hamilton zum Aufgeben zwang. Malaysia war damit eines von fünf Rennen ohne Sieg, weshalb Rosberg Hamilton in der WM überholte und als Führender in das letzte Rennen der Saison ging. In Abu Dhabi reichte dem Wiesbadener ein Podiumsplatz zum ersten Titel in seiner Karriere.

Nach dem Qualifying war der Weg geebnet, denn Rosberg startete auf Platz zwei hinter Hamilton. Der Brite dominierte das Rennen von Beginn an, drosselte aber sein Tempo, um Rosberg in Positionskämpfe zu verwickeln. Der Plan scheiterte. Hamilton scheiterte. Rosberg wurde Weltmeister. "Es ist hart nicht das Ergebnis zu erzielen, das man sich erhofft hatte, aber ich werde nächstes Jahr stärker zurückkommen", versprach ein frustrierter Hamilton nach dem Rennen. 

Hamilton gratuliert Rosberg zum Titel 2016
Hamilton gratuliert Rosberg zum Titel 2016Profimedia

Hier geht es zur Streckenanalyse von Silverstone.

Pure Dominanz

Das Versprechen sollte der mittlerweile 32-Jährige einhalten. Zur Saison 2017 bekam Hamilton in Valtteri Bottas einen neuen Teamkollegen, da Nico Rosberg seine Karriere nach dem WM-Titel – und damit auf dem Höhepunkt – beendet hatte. Doch der Finne war nie eine wirkliche Konkurrenz für Hamilton, der in den Jahren bis einschließlich 2020 eine Dynastie aufbaute. In den vier Saisons fuhr er in einem komplett überlegenden Mercedes der Konkurrenz davon und gewann insgesamt 42 Rennen. Zu dieser Zeit stellte er diverse Rekorde auf und sicherte sich final seinen Platz als vielleicht größten Formel-1-Pilot in der Geschichte.

Hamilton hält die Bestwerte für die meisten WM-Titel mit dem gleichen Team , die meisten Pole-Positions, die meisten Grand-Prix-Siege, die meisten Podien sowie die meisten WM-Titel (diesen Rekord teilt er sich mit Michael Schumacher). Bestwerte, die auf absehbare Zeit nicht getoppt werden können. Bestwerte, die Hamilton in einen elitären Kreis heben. In den Kreis der "GOATS", The Greatest of all Time. Manche sehen immer noch Michael Schumacher als "GOAT" der Formel 1, für viele ist es aber Lewis Hamilton. Der Mann aus Stevenage, der neue Maßstäbe setzte. 

Hamilton feiert 2019 seinen sechsten Titel
Hamilton feiert 2019 seinen sechsten TitelProfimedia

Ein neuer Konkurrent

Die Dominanz schien sich auch in der Saison 2021 fortzusetzen. Mit drei Siegen und einem zweiten Platz in den ersten vier Rennen stellte Hamilton seinen eigenen Startrekord ein und führte die WM-Wertung an. Doch, wer mit einem erneuten Triumph des Briten und des Mercedes-Teams gerechnet hatte, lag falsch. Im Schatten der langjährigen Mercedes-Dominanz hatte sich Red Bull langsam aber sicher zu alter Stärke gemausert und vor allem in Max Verstappen ein Jahrhunderttalent entdeckt.

Der damals 23-jährige Niederländer bot Hamilton die Stirn und besiegte den Altmeister mehrfach. Stets kämpften beide mit harten Bandagen und schossen sich nicht selten gegenseitig ab. So einen intensiven Kampf zwischen zwei Teams hatte es in der Formel 1 seit mehr als einer Dekade nicht gegeben. Kaum war man der Überzeugung, einer der beiden Fahrer würde davonziehen, machte er einen Fehler und der jeweils andere konnte wieder aufschließen. Nach 21 teils spektakulären Rennen gingen die Kontrahenten Hamilton und Verstappen tatsächlich punktgleich in das letzte Rennen in Abu Dhabi. In der Wüste sah Hamilton kurz vor Schluss wie der sichere Sieger aus, bis ein Crash von Nicholas Latifi und das damit verbundene Saftey-Car Max Verstappen doch noch eine Siegchance boten.

Der Niederländer nutzte die umstrittene Entscheidung der FIA eiskalt aus und überholte Hamilton in der letzten Runde der Saison. Hamilton war erstmals nach fünf Jahren wieder geschlagen. "Ich weiß nicht, ob ich das Gefühl, das ich hatte, wirklich in Worte fassen kann. Ich erinnere mich, dass ich einfach nur ungläubig dasaß", so der Brite in einem Interview mit "Vanity Fair" über die Ereignisse in Abu Dhabi. 

Max Verstappen gewinnt 2021 in Abu Dhabi und damit den WM-Titel, Lewis Hamilton muss applaudieren
Max Verstappen gewinnt 2021 in Abu Dhabi und damit den WM-Titel, Lewis Hamilton muss applaudierenProfimedia

Das große Ziel, der achte WM-Titel und der damit verbundene alleinige Rekord blieb Hamilton also verwehrt und bleibt es bis heute. Mercedes hat es in der letzten und in dieser Saison nicht geschafft ein Auto zu bauen, das um den Titel mitfahren kann. 2022 belegte Hamilton Platz sechs, das schlechteste Ergebnis in seiner so erfolgreichen Karriere. In der Saison 2023 wurde er immerhin Dritter. Allerdings der Abstand auf Weltmeister Max Verstappen betrug mehr das Doppelte seiner eigenen Punktzahl.

Ferrari-Wechsel für die Erfüllung des Traums vom achten WM-Titel

Doch der 38-Jährige gibt seinen Traum nicht auf. Dafür läutet er das Ende einer Ära ein. Nach zwölf Saisons, sechs Weltmeisterschaften und 82 Rennsiegen verlässt Lewis Hamilton Mercedes nach dieser Saison und wechselt zu Ferrari. Diese sechs von Hamiltons insgesamt sieben Weltmeistertiteln kamen zwischen 2014 und 2020 zustande. Auch wenn die meisten Beobachter es nicht erwartet hatten und auch Hamilton selbst im letzten Jahr sagte, dass er wohl bis zu seinen letzten Karriere-Tagen bei Mercedes bleiben werde und es gebe "keinen Ort, an dem ich lieber wäre". Hamilton war schließlich beim Finale 2021 in Abu Dhabi nur eine korrekte Entscheidung der Rennleitung davon entfernt, Michael Schumachers Rekord zu brechen und seinen achten Weltmeistertitel zu gewinnen.

Aus dieser schwersten Niederlage seiner Karriere zog er jedoch neue Motivation und wollte sich den WM-Titel unbedingt zurückholen. Allerdings konstruierte Mercedes ein Rennauto, das schlichtweg nicht über die erforderliche Leistungsfähigkeit verfügte. Hamilton erkannte bereits bei seiner ersten Fahrt im W13, dass es nicht gut genug war, um den WM-Titel zu holen. Es genügte nicht einmal, um ein Rennen zu gewinnen, was zu seiner ersten Saison in der Formel 1 ohne einen einzigen Sieg führte.

Lewis Hamilton fährt ab der Saison 2025 für Ferrari.
Lewis Hamilton fährt ab der Saison 2025 für Ferrari.Profimedia

Der Reiz Ferraris und der sportliche Ehrgeiz waren für den siebenmaligen Champion, der seinen achten Weltmeistertitel anstrebt, zu stark. Der 39-jährige Hamilton versucht damit, das neueste – und möglicherweise letzte – Kapitel seiner glanzvollen Formel 1-Karriere in Ferraris berühmten roten F1-Boliden zu schreiben. 

Spätestens, wenn Hamilton den achten Titel hat, wird er seiner historischen Karriere vermutlich ein Ende setzen. Dann wird er seine Erfolge reflektieren und genießen. Aber vorher darf er einem Schloss in Berkshire vielleicht noch einmal einen Besuch abstatten.