Formel 1 GP Miami 2024: Das Miami International Autodrome in der Analyse
Sonne, Yachten, Strand und Meer – aus der Ferne kommt ein Formel-1-Bolide daher. Das kann nur eines bedeuten: Der Formel 1 GP Miami steht vor der Tür, die Königsklasse macht an der amerikanischen Ostküste halt. Ein Highlight, auf das sich die ganze Motorsportwelt freut.
Es ist das sechste Rennen der Saison 2024 und das dritte F1-Rennen der Geschichte des Miami International Autodrome. Vor zwei Jahren feierte die Strecke in der US-amerikanischen Metropole ihr Debüt.
Im Vorjahr holte sich Weltmeister Max Verstappen den Sieg vor seinem Red-Bull-Kollegen Sergio Perez.
Apex Design statt Herman Tilke
Miami ist der 11. Austragungsort der Formel 1 in den USA und hat sich nach seiner fulminanten Premiere im Jahr 2022 zu einem der beliebtesten Rennen im Formel-1-Kalender entwickelt. Die Formel-1-Strecke in Miami wurde von Apex Circuit Design entworfen.
Das Unternehmen wurde bereits 2015 zur Machbarkeit einer Formel-1-Strecke in Miami konsultiert, wobei das ursprüngliche Konzept eine Strecke im Stadtzentrum und im Hafengebiet vorsah. Nachdem diese Idee auf zu viel Widerstand seitens der lokalen Behörden gestoßen war, einigte man sich nach vielen weiteren Konzepten und Überarbeitungen schließlich auf eine Rennstrecke rund um das Hard Rock Stadium.
Nach neun Monaten Bauzeit wurde die erste Formel-1-Veranstaltung auf dem Miami GP Circuit im Jahr 2022 abgehalten, sieben Jahre nachdem die Idee erstmals vorgeschlagen wurde.
Apex Circuit Design war in der Vergangenheit bereits an der Modernisierung von anderen F1-Strecken beteiligt. In den frühen 2010er Jahren gestalteten sie die Kurven 10 bis 15 des Formel-1-Straßenkurses in Singapur neu, um deren Befahrbarkeit und Geschwindigkeit zu verbessern. Diese Änderungen wurden beim Bau der Strecke für das Rennen 2014 umgesetzt und werden seither verwendet.
Die Strecke des Formel 1 GP Miami war jedoch die erste, bei der Apex die Planung und den Bau einer kompletten Formel-1-Strecke vollständig übernommen hat.
Fragen und Antworten zum Formel 1 GP Miami 2024
Fahren rund ums Hard Rock Stadium
Die Strecke des Formel 1 GP Miami wurde rund um das Hard Rock Stadium gebaut, der Heimstätte des NFL-Teams Miami Dolphins. Hier findet auch das Tennisturnier Miami Open statt. Die Rennstrecke wurde auf den Parkplätzen rund um das Stadion gebaut. Das Stadion selbst ist der zentrale Punkt des gesamten Designs.
Die Formel-1-Rennstrecke von Miami schlängelt sich nicht nur um ein Football-Stadion herum, sondern umfasst auch einen Teil der "Florida Turnpike" – einem etwa 430 km langen Highway. Auf der Gegengeraden zwischen den Kurven 10 und 11 überquert die Strecke den Turnpike selbst. Auf der Passage zwischen den Kurven 16 und 17 nutzt der Rennkurs einen Teil der NW 203rd Street, die den Miami GP zu einem echten Straßenkurs macht.
Außerdem verlaufen die Kurven 15 und 16 unter Teilen des Turnpike. In dieser Saison befindet sich auf dem Gelände des Hard Rock Stadium ein sogenanntes "Team-Village". Hier werden die Hospitality-Bereiche der einzelnen Formel-1-Teams untergebracht.
Miami International Autodrome: Drei DRS-Zonen mit bis zu 340km/h
Das Miami International Autodrome ist ein temporärer Straßenkurs, der speziell für das Formel-1-Rennen konzipiert wurde und für dieses und die dazugehörigen Begleitrennen auf- und abgebaut wird. Errichtet wird er auf dem Parkplatz des Hard Rock Stadium – was man allerdings nie vermuten würde.
Die Strecke des Miami International Autodrome ist 5,410 km lang und führt über insgesamt 57 Runden. Auf dem Grand-Prix-Kurs gibt es gleich drei Geraden mit jeweils einer DRS-Zone und drei Sektoren mit Zeitmessung. Das Ende von Sektor 1 befindet sich 110 Meter nach Kurve 8, das Ende von Sektor 2; 70 Meter nach Kurve 16 und Sektor 3 endet an der Start-Ziellinie.
Die höchsten Geschwindigkeiten, die auf der Strecke des Formel 1 GP Miami erreicht werden, liegen bei knapp 340 km/h. Diese Geschwindigkeiten werden auf der langen Gegengeraden erreicht, kurz bevor die Autos in der engen Kurve 11 auf die Bremse steigen.
Die Formel-1-Strecke hat 19 Kurven. Diese reichen von unglaublich engen Haarnadelkurven wie Kurve 17, in der die Formel-1-Boliden 65 km/h kaum überschreiten, bis hin zu flachen Kurven wie Kurve 10, in der sie etwa 315 km/h erreichen.
Boxengasse der besonderen Art
Die Boxengasse auf der Rennstrecke des Formel 1 GP Miami ist 375 Meter lang. Die Einfahrt in die Boxengasse ist mit einer kleinen Schikane versehen und befindet sich zwischen den Kurven 18 und 19. Die Boxen befinden sich auf der rechten Seite der Hauptgeraden. Die Höchstgeschwindigkeit in der Boxengasse beträgt zwar nur 80 km/h.
Im Durchschnitt benötigt ein Formel-1-Fahrer – einschließlich Boxenstopp – 20 bis 22 Sekunden für die Durchfahrt, womit sich die Gesamtzeit im Mittelfeld des Rennkalenders einordnet. Die Fahrer kommen mit ihren Formel-1-Boliden zwischen den Kurven 1 und 2 wieder auf die Strecke, was Gefahren birgt.
Denn der Beginn der Strecke hat es de facto bereits in sich. Nach dem Start haben die Fahrer einen recht kurzen Anlauf zur Kurve 1, diese ist zudem relativ eng. Was im Rennen allerdings erschwerend hinzukommt, ist, dass die angesprochene Boxenausfahrt von rechts in die Kurve hineinläuft und die Fahrer, die im Renntrimm unterwegs sind, zwangsweise die Ausfahrt kreuzen müssen.
Baku meets Jeddah
Gleich nach der ersten Kurve beginnt bereits der Highspeed-Sektor, bei dem Erinnerungen an Jeddah wach werden. Nach einer kurzen Geraden, geht es weiter in die sehr schnell zu fahrende Rechtskurve 3. Eine Art Korkenzieher-Kurve, die im Radius immer weiter aufmacht und eine enorme Belastung für den vorderen linken Reifen darstellt. Im Debüt-Rennen hat das selbst den Red Bull vor Probleme gestellt. Dazu größtenteils umrahmt von Betonwänden – die keine Fehler verzeihen.
Es folgt mit den Kurven 4 bis 7 eine geschwungene Links-Rechts-Links-Kombination, bei der Fliehkräfte von bis zu 5G – also das Fünfache des Körpergewichts – auf den Fahrer wirken. Insbesondere Carlos Sainz und Esteban Ocon werden unliebsame Erinnerungen an diese Kombination haben. Links und rechts finden sich übrigens - typisch amerikanisch - nachgebildete Beachareas wieder, die das Flair von Miami vermitteln sollen.
Die hochstehenden Kerbs in Kurve 6 und 7 wurden entfernt und durch eine flache Bemalung, die aussieht wie Kerbs, ersetzt. Sicherlich eine richtige Entscheidung in dieser durchaus gefährlichen Highspeed-Passage. Nun beginnt die 1,4 Kilometer lange Vollgaspassage zu Beginn des zweiten Sektors, in der zwar leicht geschwungene Kurven enthalten sind, die aber eher der zusätzlichen Beschleunigung dienen – ähnlich wie in Baku. Dort befindet sich auch die erste DRS-Zone.
Der Ferrari-Sektor
Am Ende von Sektor 2 folgt das bereits angesprochene Teilstück, das unter dem Highway durchführt und anschließend in einer engen Linkskurve über bucklige Stellen bergauf führt. Generell gibt es auch Höhenunterschiede auf dem Kurs, den größten zwischen den Kurven 13 und 16, wo die Strecke über die Ausfahrtrampe und unter weitere verschiedenen Überführungen entlang führt.
Die Schikane in den Kurven 14 und 15 führt bergauf, mit einer Kuppe in der Mitte, und fällt dann am Ausgang wieder ab. Die Gefahr von blockierenden Rädern ist an dieser Stelle enorm. Zudem sind die Kerbs dort ziemlich hoch. Doch die Fahrer müssen, um die Ideallinie zu halten, die Kerbs nehmen.
Insgesamt ist dieser Abschnitt ein sehr langsames Teilstück des Kurses, der vor allem den Ferraris liegen dürfte. Die anschließende lange Gerade lädt zum Überholen ein, birgt aber auch eine Gefahr, die bei der Premiere 22' deutlich wurde. Denn der Messpunkt für die Start- und Zielgeraden, befindet sich in der Kurve direkt hinter der langen Gegengerade.
Hat man also bereits dort überholt, läuft man Gefahr im Anschluss aufgrund der nächsten DRS-Zone, den Konter zu kassieren. Also muss und sollte taktiert werden – wie sich etwa beim Rennen 2022 zeigte.
Luxusyachten und ein künstlicher See
Innerhalb von Kurve 7 und 8 gibt es einen künstlichen See, in dem zwar tatsächlich Luxusyachten vor Anker liegen. Diese wurden allerdings eigens für das Rennen dorthin verfrachtet, was im Premierenjahr aus Umweltschutzgründen für einige Kritik sorgte.
Im Vergleich zu 2022 wurde der Asphalt in Miami zwar schon im Vorjahr verbessert - wobei dieser nach wie vor relativ aggressiv für die Reifen sein dürfte und für einige Ausrutscher sorgen wird. Reifenstrategien spielen stets eine große Rolle in Miami.
Leseempfehlung: Neweys Abschied könnte Red Bull in Bedrängnis bringen