Formel 1 GP USA: Der Circuit of The Americas in der Streckenanalyse
Sonne, Cowboyhüte, Formel-1-Motorensound und eine überwältigende Atmosphäre, das kann nur bedeuten, wir befinden uns in Austin, Texas, beim Großen Preis der USA. Gefahren wird auf dem Circuit of The Americas – kurz COTA. Der Circuit ist zweifellos eine der beeindruckendsten Rennstrecken in den Vereinigten Staaten und seit ihrer Eröffnung 2012 fester Teil des Formel-1-Kalenders. Über die letzten Jahre hat sie sich zu einer der beliebtesten Rennstrecken der Welt entwickelt. Fast eine halbe Million Fans waren im letzten Jahr zugegen.
COTA hat bereits einige interessante Meisterschaftskämpfe in ihrer kurzen Historie erlebt. Im Jahr 2021 sahen wir ein intensives Duell zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen um die Vorentscheidung in der WM. Und auch in der vergangenen Saison gab es einen heißen Kampf um den Sieg, als Verstappen zunächst durch einen schlechten Boxenstopp ins Hintertreffen geriet, aber letztlich Hamilton erneut schlug und damit die Konstrukteursweltmeisterschaft für Red Bull einfuhr. In diesem Porträt werden wir die Geschichte, das Streckenlayout sowie die einzigartige Atmosphäre der Strecke in Austin erkunden.
Geschichte des Circuit of The Americas in Austin
Der Bau des Circuit of The Americas begann im Jahr 2010. Das Projekt war von Beginn an ein ehrgeiziges Unterfangen. Die Idee: Eine erstklassige Rennstrecke zu schaffen, die nicht nur den Formel-1-Grand-Prix der Vereinigten Staaten beherbergen konnte, sondern auch eine Vielzahl anderer Motorsportveranstaltungen und kultureller Ereignisse. Dieser ambitionierte Plan wurde von zahlreichen Investoren unterstützt, die erkannten, dass Texas und die Vereinigten Staaten als Ganzes eine erstklassige Rennstrecke benötigten.
Der Fertigstellungstermin wurde wegen eines Vertragsstreiks auf August 2012 verschoben – nur drei Monate vor dem ersten geplanten Grand Prix auf dem Circuit of The Americas. Zweifel kamen auf, ob die Strecke rechtzeitig fertig werden würde. Dennoch besuchte Charlie Whiting die Strecke im Juni 2012 und zeigte sich zufrieden mit dem Kurs.
Der Asphalt wurde zwar erst im August verlegt, dennoch gelang es den Circuit of The Americas einen Monat vor dem ersten Grand Prix zu eröffnen. Der ehemalige Formel-1-Weltmeister Mario Andretti drehte die ersten Runden auf der Strecke im Lotus 79 – dem Auto, mit dem er 1978 die Weltmeisterschaft gewann. Über 100.000 Fans besuchten den ersten Grand Prix in Texas. Der Circuit of the Americas hat einen Vertrag zur Ausrichtung des Großen Preises der USA bis 2026.
Streckenlayout des Circuit of the Americas
Einmal mehr, hatte der renommierte F1-Streckenarchitekt Hermann Tilke seine Bleistifte im Spiel. Er ließ sich von klassischen europäischen Rennstrecken inspirieren. Der erste Abschnitt ist an den Maggots-Becketts-Chapel-Komplex von Silverstone angelehnt. Andere Abschnitte ahmen beispielsweise den Stadionabschnitt in Hockenheim und die Kurve 8 im Istanbul Park nach. Es gibt beträchtliche Höhenunterschiede von etwa 40 Metern, vor allem der steile Anstieg zu Kurve 1 gehört zu den bemerkenswertesten Merkmalen des Kurses.
Es handelt sich um eine Rennstrecke, die nicht nur für das visuelle Spektakel – wie so häufig bei neueren Strecken – sondern vorrangig für den reinen Rennsport konzipiert wurde. Mit einer bewussten Verbreiterung der Kurven, um mehr Rennlinien und damit mehr Überholmöglichkeiten zu schaffen. Über all dieser Pracht thront der gut 76 Meter hohe Aussichtsturm – der COTA Tower – der das Markenzeichen des Circuit of The Americas ist. Der Rennkurs hat eine Gesamtlänge von 5,513 Kilometern und bietet in seinen 20 Kurven eine Vielzahl von atemberaubenden Abschnitten mit Hügeln, Haarnadelkurven und Hochgeschwindigkeitskurven.
Eine Runde auf dem Circuit of the Americas
Rekordsieger Lewis Hamilton äußerte sich zum Rennkurs: "Das ist eine fantastische Strecke - sie ist wirklich anspruchsvoll, man tanzt ständig mit dem Auto." Na dann fahren wir doch eine Runde auf dem Circuit of the Americas.
Los gehts bei Start-/Zielgeraden: bis zum Scheitelpunkt von Kurve 1 müssen die Fahrer einen Höhenunterschied von etwa 40 Meter überwinden – noch steiler als der Raidillon in Spa, da die Gerade auf einer kürzeren Strecke schneller ansteigt – bevor die Piloten in die scharfe Linkskurve einbiegen und den Hügel hinunterfahren. Spät auf die Bremse treten, nach links ausweichen und die Randsteine mitnehmen. Da die Kurve am Ende einer DRS-Zone liegt, ist dies ein wichtiger Überholpunkt.
Es folgt eine flache Rechtskurve, in der man am besten die etwas erhöhten Randsteine meidet.
Kurve 3, 4 und 5 läuten den atemberaubenden Abschnitt nach dem Vorbild des Maggots-Beckets-Chapel-Komplexes von Silverstone ein. Flach, mit hohem Tempo rein und leicht nach links lenken. Auf dem Gas bleiben und in den nächsten beiden Kurven jeweils eine Radbreite auf den Randstein setzen. Wenn man sich der Kurve 6 nähert, erst nach rechts auf den Randstein herüberfahren bevor der Bremsvorgang eingeleitet wird. Darauf achten, dass ein Rad auf der Spur bleibt, um eine Strafe zu vermeiden. Die Kurven 7 und 8 sind den "Senna Esses" von Interlagos nachempfunden. Gas kurz für die Kurven 7 und 8 lupfen und bei letzterer eine weite Linie fahren, um sich für Kurve 9 in eine gute Position zu bringen. Diese kann Vollgas gefahren werden kann.
Nach den "Esses" wird es etwas einfacher mit einer Kurve 10, für die man weder bremsen noch lupfen muss. Vor Kurve 11 muss allerdings hart gebremst werden und den Randstein in dieser engen Kurve leicht anschneiden. Vor allem der Kurvenausgang ist wichtig, da eine DRS-Zone folgt und dadurch Überholvorgänge auf der großen Geraden in der Regel früher abgeschlossen werden können. Daher darauf konzentrieren zum richtigen Zeitpunkt für die 90-Grad-Kurve 12 zu bremsen, den inneren Randstein schneiden und sanft wieder aufs Gas zu gehen. Kurve 13 und 14 ist eine geschwungene Rechtskurve in zwei Teilen. Hier ist es ebenfalls wichtig, sanft auf das Pedal zu treten, um ein Blockieren oder ein Ausbrechen zu vermeiden. Ähnlich werden auch die Kurven 14 und 15 durchfahren, aber eher nach links als nach rechts. Darauf achten, weit außen heranzufahren, bevor die Kurve innen geschnitten wird – am Eingang viel Bordstein mitnehmen.
Es folgen Kurve 16, 17 und 18 – diese lange, schnelle Kurve ist eine umgekehrte Version von Istanbuls berühmter Kurve 8 und kann bemerkenswerterweise mit den heutigen F1-Autos mit Vollgas gefahren werden. Mit dem Fuß das Gaspedal durchdrücken und das Lenkrad nach rechts – Randsteine umfahren und die Kurve eng halten. Die Kurve 19 ist eine scharf bergab führende Linkskurve. Entschlossen außen bleiben, bevor am Eingang der innere Randstein geküsst wird und den Ausgang weit fahren. Den Auslaufbereich berühren, aber die linken Räder auf der Strecke halten, um eine Überschreitung der Streckenbegrenzung zu vermeiden. In der letzten Kurve – seit kurzem Andretti Kurve genannt –, einer 90-Grad-Linkskurve, den inneren Randstein mitnehmen, um mit Vollgas auf die Zielgerade.
Valtteri Bottas hält den Streckenrekord in Austin
Der Rundenrekord, aufgestellt im Rennen auf dem Circuit of The Americas, wird derzeit von Charles Leclerc gehalten. Er fuhr in seinem Ferrari in Runde 44 des Rennens 2019 eine 1:36,169 min. nachdem er auf frische Softs gewechselt hatte, und lag damit bequem auf Platz 4.
Die absolut schnellste Runde auf der Strecke wurde im selben Jahr von Valtteri Bottas aufgestellt. Der Finne fuhr im Qualifying eine 1:32,029 min. und holte sich damit die Pole-Position und auch den Rennsieg.
Atmosphäre beim Grand Prix der USA
Die Atmosphäre beim Formel-1-Grand-Prix der Vereinigten Staaten ist einzigartig. Die Zuschauer sind begeisterungsfähig und leidenschaftlich. Immer wieder entbrannt lauter Jubel oder ein Raunen bei geglückten Überholmanövern oder Ausrutschern. Die texanische Gastfreundschaft sorgt für eine herzliche und einladende Stimmung. Neben dem Rennen selbst gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Konzerten, Festivals und anderen Unterhaltungsangeboten, die das gesamte Wochenende über stattfinden.
"In Austin herrscht immer eine fantastische Atmosphäre, mit unglaublichen Fans und spannenden Rennen", freut sich Lando Norris bereits auf das Formel-1-Rennen in Austin. Dem haben wir nichts mehr hinzuzufügen.