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Formel 1 GP Singapur: Der Marina Bay Street Circuit in der Streckenanalyse

Roman Bartz / Michel Egenolf
Formel 1 GP Singapur: Die Formel-1-Rennstrecke Marina Bay Street Circuit im Porträt.
Formel 1 GP Singapur: Die Formel-1-Rennstrecke Marina Bay Street Circuit im Porträt.Profimedia
Die Formel 1 sorgt jedes Jahr für Aufregung und Faszination bei Rennsportfans auf der ganzen Welt. Der Formel-1-Kalender 2023 enthält eine rekordverdächtige Anzahl an Rennen – mit 23 geplanten Stopps weltweit. Mit dem Großen Preis von Bahrain am 5. März wurde die Saison eröffnet. Sie endet mit dem Grand Prix von Abu Dhabi am 26. November. Der Kalender umfasst dabei insgesamt 20 Länder auf fünf Kontinenten, darunter klassische Strecken wie Silverstone und Suzuka, aber auch neuere Strecken wie Jeddah und Miami – eine Auswahl, die Fahrern und Fans im Laufe der Saison viel Abwechslung bietet. Nun macht der Formel-1-Tross zum 15. Rennen der Formel-1-Saison 2023 Halt in Singapur. Wir haben uns die Strecke – Marina Bay Street Circuit – für Euch genauer angesehen.

Hafenrundfahrt, die meisten Kurven im Rennkalender, jede Menge Schaltvorgänge und ein Rennen bei Nacht. Der Marina Bay Street Circuit frohlockt mit einem der ansehnlichsten und atmosphärischsten Formel-1-Grands Prix im Rennkalender. Turn the Lights on Singapur! 

Auf Wiedersehen Europa - Hallo Singapur

Die Formel 1 verlässt Europa und wird in diesem Jahr nicht mehr zurückkehren. Dafür wird der Formel-1-Tross mit dem wohl visuell attraktivsten Rennen des Jahres im Stadtstaat Singapur begrüßt. Der Marina Bay Street Circuit ist zweifellos eine der faszinierendsten Strecken im Kalender der Formel 1. Diese atemberaubende Rennstrecke schlängelt sich durch das Herz von Singapur und bietet Fahrern und Zuschauern ein einzigartiges und aufregendes Erlebnis. Mit seinen zahlreichen Herausforderungen, einer beeindruckenden Kulisse und einem Hauch von Luxus hat sich der Marina Bay Street Circuit seit seiner Einführung im Jahr 2008 als eine der aufregendsten und beliebtesten Rennstrecken im Motorsport etabliert.

Marina Bay Street Circuit von oben
Marina Bay Street Circuit von obenPlanet Labs, Inc. - CC BY-SA 4.0

Die Geburtsstunde des Marina Bay Street Circuit

Die Idee, ein Formel-1-Rennen in Singapur abzuhalten, entstand in den frühen 2000er-Jahren. Der damalige Premierminister von Singapur, Lee Hsien Loong, war von der Vorstellung eines solchen Großereignisses begeistert. Die Vision war klar: Ein spektakuläres Rennen, das die Skyline von Singapur, die modernen Wolkenkratzer und die beleuchteten Gebäude ins Rampenlicht rücken würde. Diese Idee fand schließlich Unterstützung bei Bernie Ecclestone, dem damaligen Geschäftsführer der Formel 1. Im Jahr 2008 war es dann soweit, der Marina Bay Street Circuit wurde zum ersten Mal für die Formel-1-Weltmeisterschaft genutzt. Von diesem Jahr an besuchte die Formel 1 den Stadtstaat jedes Jahr bis 2019. In den Jahren 2020 und 2021 konnten aufgrund der Coronavirus-Pandemie keine Rennen in Singapur ausgetragen werden. 2022 kehrte die Formel 1 dann an ihren vertrauten Austragungsort zurück. 

Bernie Ecclestone (r.) war ein Befürworter des Marina Bay Street Circuit - hier gemeinsam mit Niki Lauda (M.) und Toto Wolff (l.).
Bernie Ecclestone (r.) war ein Befürworter des Marina Bay Street Circuit - hier gemeinsam mit Niki Lauda (M.) und Toto Wolff (l.).Profimedia

In Singapur erwacht die Formel 1 bei Nacht zum Leben

Plötzlich erwachte die Formel 1 bei Nacht zum Leben. Denn auf dem Marina Bay Street Circuit in Singapur wurde das allererste Nachtrennen der Geschichte der Formel 1 ausgetragen. Allerdings ist Singapur schon seit einigen Jahren nicht mehr das einzige Nachtrennen, denn auch die Grands Prix von Bahrain, Abu Dhabi und Saudi-Arabien werden (teilweise) bei Nacht ausgetragen. Doch sie ist nach wie vor die am schönsten erleuchtete Rennstrecke der Formel 1. Das Flutlicht ermöglicht, das Rennen am späten Abend zu starten und schafft so eine atemberaubende Kulisse, wenn zusätzlich die Lichter der Stadt die Strecke in ein glitzerndes Meer aus Farben tauchen. Die Beleuchtung stellt jedoch auch eine Herausforderung für die Fahrer dar, weil die blendenden Scheinwerfer die Sicht und die Wahrnehmung der Strecke beeinflussen. Aus diesem Grund werden ab dem Großen Preis von Singapur 2023, die asphaltierten Auslaufzonen weniger hell beleuchtet, um somit einer Verwirrung der Fahrer entgegenzuwirken. Durch die Austragung als Nachtrennen im ostasiatischen Raum können Zuschauer in Europa den Grand Prix wie gewohnt nachmittags verfolgen. Wir freuen uns!

Die erleuchtete Fullerton Gerade des Marina Bay Street Circuit
Die erleuchtete Fullerton Gerade des Marina Bay Street Circuitchensiyuan - CC BY-SA 4.0

Änderung des Streckenlayouts für den Grand Prix von Singapur 2023

Ausschließlich für die 2023er-Ausgabe des Großen Preises von Singapur wird eine leicht veränderte Streckenführung auf dem Marina Bay Circuit gefahren. Mehrere Kurven wurden entfernt und die Streckenlänge auf unter 5 Kilometer verkürzt. Der neu gebaute Start-Ziel-Bereich befindet sich im Osten des Stadtteils Marina Bay im Bereich der Benjamin Sheares Bridge, unter welcher der Kurs insgesamt viermal hindurchführt. Der "fehlende" Streckenabschnitt befindet sich in den Kurven 16 bis 19 in Sektor 3, und zwar in der Kurve, die sich unter der Tribüne hindurchschlängelt.

Anstatt in der ehemaligen Kurve 16 nach rechts abzubiegen, fahren die Autos nun 380 Meter geradeaus, bevor sie in der ehemaligen Kurve 20 – der heutigen Kurve 16 – einbiegen und den Rest der Runde wie gewohnt fortsetzen. Das bedeutet, dass die neue Kurve 16 nicht mehr eine mittelschnelle Kurve ist, sondern eine enge Rechtskurve am Ende der neuen Geraden, die in diesem Jahr eine potenzielle Überholmöglichkeit bietet. Die Umbauarbeiten, durch die die Streckenlänge auf 4,928 km reduziert wird, sind darauf zurückzuführen, dass das betreffende Areal für einen neuen Unterhaltungs- und Bühnenkomplex genutzt wird. Die Bauarbeiten begannen im März 2023 und werden voraussichtlich rechtzeitig abgeschlossen sein, damit vor dem Großen Preis von Singapur 2024 wieder das alte Layout verwendet werden kann. 

Es wird erwartet, dass die Rundenzeiten um fast 20 Sekunden schneller sein werden als die üblichen Runden im mittleren bis hohen 1:50er-Bereich, wobei die Gesamtdistanz des Rennens infolge der Änderung von 61 auf 63 Runden erhöht wird.

Marina Bay Street Circuit Layout 2023
Marina Bay Street Circuit Layout 2023Hazim Fikri A. - CC-BY-SA-4.0

Eine Runde auf dem Marina Bay Street Circuit

Der Marina Bay Street Circuit wurde ursprünglich von Hermann Tilke entworfen und später von KBR. Inc. umgebaut. Das Rennen wird gegen den Uhrzeigersinn gefahren. Die Runde beginnt mit einem kniffligen Kurvenkomplex, der sich allmählich verbreitert und zu einem schnelleren Abschnitt führt. Auf der neu geschaffenen Start-Ziel-Gerade gehts los: die Gerade erstreckt sich zwischen den beeindruckenden Tribünen und den beleuchteten Gebäuden. Die Fahrer beschleunigen hier aufgrund der längeren Geraden auf Höchstgeschwindigkeit, während sich die Piloten auf die erste enge Kurve vorbereiten, wo sie von 300 km/h auf etwa 150 km/h abbremsen und in den vierten Gang herunterschalten müssen.

Nach der Start-Ziel-Gerade biegen die Fahrer scharf nach links in Kurve 3 ein. Diese enge Haarnadelkurve erfordert präzises Bremsen und eine gute Positionierung, um sich nicht in den Barrieren zu verfangen. Kurve 4 ist eine fließende Rechtskurve, die die Fahrer auf die nächste Gerade führt. Der richtige Ausgang aus dieser Kurve ist entscheidend, da er den Geschwindigkeitsunterschied auf der Geraden beeinflusst. Also den äußeren Curb mitnehmen und früh aufs Gaspedal. Nach der Geraden durchfahren die Fahrer die berühmte Anderson Bridge, eine historische Brücke über den Singapore River. Dieser Abschnitt ist ein architektonisches Highlight der Strecke und erfordert eine präzise Linienwahl.

Die Anderson Bridge führt über den Singapore River.
Die Anderson Bridge führt über den Singapore River.Profimedia

Direkt nach der Brücke biegen die Fahrer in eine enge Linkskurve ein. Diese Kurve ist bekannt für ihre schlechte Sicht und die anspruchsvolle Fahrlinie. Vor der Einfahrt in die Kurve möglichst weit rechts, nahe der Streckenbegrenzung fahren. Nach Kurve 6 folgt eine kurze Gerade, die in Kurve 7 mündet. Die folgenden Kurven 7-9 sind eine Links-Rechts-Links-Sequenz, die am Ende der ersten DRS-Zone mit dem dritten Gang beginnt – mit 120 km/h durch die Memorial Corner. Die enge Streckenführung erfordert hier Vertrauen ins Auto und Präzision beim Durchfahren der Kurven-Kombination. Kurve 10 ist eine der spektakulärsten Kurven auf der Strecke. Sie führt unter einem beleuchteten Tunnel hindurch, was für die Fahrer eine einzigartige Herausforderung darstellt. Die Sicht ist stark eingeschränkt, und die Geschwindigkeit muss perfekt dosiert werden, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Nach dem Tunnel folgt Kurve 11, eine enge Linkskurve, die die Fahrer wieder aus dem Tunnel herausführt. Hier rechts innen den Curb in die schnelle Rechtskurve mitnehmen, die die Fahrer auf die zweite lange Gerade führt. Am Scheitelpunkt früh aufs Gas und herausbeschleunigen, damit am Ende der Geraden ein mögliches Überholmanöver gelingt.

Esplanade Drive mit Blick auf das Esplanade Theater
Esplanade Drive mit Blick auf das Esplanade TheaterProfimedia

Die zweite Gerade führt die Fahrer auf den Esplanade Drive, eine weitere öffentliche Straße in Singapur. Kurve 13 ist nun im 2023er-Layout eine langsame Linkskurve mit 70 km/h. Die Piloten werden durch Kurve 14 und 15 auf eine neue 397,9 m lange Gerade einbiegen, die an das bestehende Layout der alten Kurve 20 anschließt. Die dritte und in diesem Jahr zweitlängste Gerade des Marina Bay Street Circuit. Hier haben die Fahrer jetzt eine potenzielle Überholmöglichkeit. Nach der langen Gerade folgt, mit Kurve 16 und 17, eine enge Rechts-links-Kombination, an der direkt mit Kurve 18 und 19 – zwei leichte Linkskurven – die Fahrer auf die Zielgerade führen. Auf der Zielgeraden die Geschwindigkeit aus der zweiten Linkskurve mitnehmen, bis die Piloten die Ziellinie überqueren. Geschafft! Den Rundenrekord hält übrigens Lewis Hamilton mit 1:36,015 min. aufgestellt im Qualifying 2018 im Mercedes. Die Runde könnt Ihr oben im Video bestaunen.

Enge Straßen und eine atemberaubende Kulisse in Singapur

Die Straßen des Marina Bay Street Circuit sind eng und von hohen Mauern und Barrieren gesäumt, was naturgemäß die Überholmöglichkeiten stark einschränkt. Dies bedeutet, dass die Qualifying-Positionen hier von entscheidender Bedeutung sind, da es schwierig ist, während des Rennens Plätze gutzumachen. Die enge der Strecke und die geringen Auslaufzonen machen Fehler teuer, da ein Kontakt mit den Begrenzungen oft zu einem vorzeitigen Ausfall führt. 

Marina Bay Street Circuit bei Nacht - das Lichterspiel bildet eine eindrucksvolle Kulisse
Marina Bay Street Circuit bei Nacht - das Lichterspiel bildet eine eindrucksvolle KulisseProfimedia

Eine der größten Attraktionen des Marina Bay Street Circuit ist zweifellos die Kulisse. Singapur ist eine Stadt, die für ihre beeindruckende Skyline bekannt ist, und während des Rennens wird diese Skyline zum atemberaubenden Hintergrund für die Rennaction. Die beleuchteten Gebäude und die glitzernde Marina Bay sorgen für eine magische Atmosphäre, die die Zuschauer in ihren Bann zieht. Die Architektur der Strecke selbst ist ebenfalls bemerkenswert. Der Rennkurs führt unter dem historischen Anderson Bridge hindurch und bietet den Zuschauern die Möglichkeit, die Schönheit der Kolonialarchitektur zu bewundern, während die modernen Boliden der Formel 1 vorbeirasen. Die Tribünen bieten einen großartigen Blick auf die Strecke, und die Zuschauer können das Rennen hautnah erleben. Ein Genuss für Formel-1-Fans vor Ort als auch am TV. Wir freuen uns auf den Großen Preis von Singapur!