Advertisement
Advertisement
Advertisement
Advertisement
Advertisement
Advertisement

Formel 1 GP Katar: Der Losail International Circuit in der Streckenanalyse

Roman Bartz / Michel Egenolf
Formel 1 GP Katar: Der Losail International Circuit im Porträt
Formel 1 GP Katar: Der Losail International Circuit im PorträtProfimedia
Die Formel 1 sorgt jedes Jahr für Aufregung und Faszination bei Rennsportfans auf der ganzen Welt. Der Formel-1-Kalender 2023 enthält eine rekordverdächtige Anzahl an Rennen – mit 23 geplanten Stopps weltweit. Mit dem Großen Preis von Bahrain am 5. März wurde die Saison eröffnet. Sie endet mit dem Grand Prix von Abu Dhabi am 26. November. Der Kalender umfasst dabei insgesamt 20 Länder auf fünf Kontinenten, darunter klassische Strecken wie Silverstone und Suzuka, aber auch neuere Strecken wie Jeddah und Miami – eine Auswahl, die Fahrern und Fans im Laufe der Saison viel Abwechslung bietet. Nun macht der Formel-1-Tross zum 17. Rennen der Formel-1-Saison 2023 Halt im Nahen Osten. Um den Großen Preis von Katar auszutragen. Wir haben uns die Strecke in Doha – den Losail International Circuit – für Euch genauer angesehen.

Sand, sehr viel Sand, allerdings ohne Strand. Wüste so weit das Auge reicht. Doch inmitten der kargen Wüstenlandschaft – nördlich der katarischen Hauptstadt Doha – befindet sich eine Rennstrecke, der Losail International Circuit. Die Katarer laden die Motorsportwelt zum Formel 1 Grand Prix von Katar und zumindest die Kameras und einige gut betuchte folgen dieser Einladung.

Die Entstehung des Losail International Circuit

Der Losail International Circuit wurde innerhalb von nur einem Jahr errichtet und im Jahr 2004 eröffnet. Seither ist die Strecke eine feste Größe im Motorsportkalender, allerdings zunächst nur für Motoradrennen. Die Saisoneröffnung der MotoGP findet regelmäßig auf dem Kurs an der Ostküste der arabischen Halbinsel statt. Die Idee, eine erstklassige Rennstrecke in der Wüste Katars zu errichten, entstand aus dem Wunsch des Landes, sich als wichtiger Akteur im internationalen Motorsport zu etablieren. Die Bemühungen, diese Vision zu verwirklichen, führten zur Entstehung einer Strecke, die sich nicht nur durch ihre herausfordernde Streckenführung, sondern auch durch ihre imposante Architektur auszeichnet. Eine der auffälligsten architektonischen Merkmale des Losail International Circuit ist zweifellos die Flutlichtanlage. Die gesamte Strecke ist mit über 3.600 Hochleistungs-Flutlichtern ausgestattet, wodurch auch Nachtrennen ausgetragen werden können. 

Flutlichtanlage des Losail International Circuit
Flutlichtanlage des Losail International CircuitProfimedia

Umfangreiche Modernisierung dank Hermann Tilke

Die Formel 1 betrat 2021 Neuland, als sie zum ersten Mal in Katar gastierte – damals als coronabedingter Ersatz von Australien. Nach einer Pause im Jahr 2022, in der Katar die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichtete, kehrt die Formel 1 nun in den Golfstaat zurück – und zwar in ein renoviertes und aufgefrischtes Lusail. Das Streckenlayout wurde seit dem Debüt 2021 nicht verändert, aber die Einrichtungen wurden erheblich modernisiert, um den Standards der Formel 1 zu entsprechen. Mit einem neuen Boxen- und Fahrerlagerkomplex, einer neu gestalteten Umgebung und neuen Tribünen für eine größere Zuschauerkapazität. Neuem Hospitality- und Medienbereich, der mit unzähligen und überdimensionierten Flachbildschirmen ausgestattet ist. Auch der Fahrbahnbelag wurde im Vorfeld des Rennens an diesem Wochenende neu asphaltiert. Auch rund um die Strecke wurden umfangreiche Arbeiten durchgeführt, wie eine Erneuerung der Fangzäune und eine hochmoderne Flutlichtanlage – die alte war nicht weniger modern. Aber seht selbst.

Streckenlayout des Losail International Circuit

Lusail ist als "high-energy" Rennstrecke bekannt, mit einer Abfolge von mittelschnellen und schnellen Kurven mit großen Radien, die durch Vollgasfahrten verbunden sind. Nur ein einziges Mal im Verlauf einer Qualifikationsrunde auf dem 5,4 km langen Kurs mit 16 Kurven, davon 10 Rechts- und 6 Linkskurven, müssen die Fahrer den vierten Gang unterschreiten. Die größte Herausforderung in Lusail sind die Kurven 12, 13 und 14, drei Rechtskurven, die kurz hintereinander im siebten Gang gefahren werden. Aus diesem Grund werden die Reifen auch bei kühleren nächtlichen Bedingungen stark beansprucht. Die Situation wird noch dadurch verschärft, dass die aggressiven Kurvenein- und -ausgänge für eine maximale Scheitelpunktgeschwindigkeit genutzt werden müssen. Es gibt nur eine sich wirklich anbietende Überholstelle am Ende der mehr als einen Kilometer langen Geraden. Dort befindet sich auch die einzige DRS-Zone. Der Rennkurs ist von einer Mischung aus Asphalt, Kunstrasen sowie Schotter gesäumt und vollständig beleuchtet. 

Streckenlayout Losail International Circuit
Streckenlayout Losail International CircuitWill Pittenger - CC BY-SA 3.0

Beim ersten F1-Rennen auf dem Lusail International Circuit im Jahr 2021 dominierte der britische Mercedes-Superstar Lewis Hamilton das Rennen und setzte sich gegen seinen Rivalen Max Verstappen durch. Nachdem Hamilton das 57-Runden-Rennen auf dem Kurs beendet hatte, lobte er die neue Strecke für ihre flüssige Streckenführung.

"Die letzte Runde war wunderschön, es war eine wirklich schöne Runde. Diese Strecke ist fantastisch zu fahren; sie ist unglaublich schnell. Es war ein gutes Gefühl." 

Eine Runde auf dem Losail International Circuit

Grund genug, um uns auf eine Runde des Losail International Circuit zu begeben. Los geht's auf der Start-Ziel-Geraden: Die Anfahrt zu Kurve 1 ist der schnellste Teil der Strecke und wird natürlich noch schneller, wenn man DRS nutzen kann - und so ist die Einfahrt in Kurve 1 dementsprechend ein sehr schneller Start in die Runde. Man beginnt fast gleichzeitig mit dem Einlenken zu bremsen und nimmt die Kurve im vierten oder fünften Gang - im Qualifying wahrscheinlich im fünften. Die Ausfahrt wird ein wenig enger, so dass man einen späten Scheitelpunkt nehmen muss, um die Kurve zu öffnen. Obwohl dies die wichtigste Stelle zum Überholen ist, sah es bislang nicht so aus, als ob es einfach wäre, außen herum zu fahren: Man kann die zusätzliche Geschwindigkeit nicht mitnehmen und wird einfach weit hinausgedrückt.

Start-Ziel-Gerade des Losail International Circuit
Start-Ziel-Gerade des Losail International CircuitProfimedia

Nach der ersten Kurve sollte man sofort wieder auf die rechte Seite für die zweite Kurve wechseln. Auch hier handelt es sich um eine ziemlich schnelle Kurve, aber mit einem normalen Bremsprofil. Hier geht es darum, die Geschwindigkeit in der Kurve zu maximieren, denn danach folgt eine kurze Gerade. Also Geschwindigkeit bis zur Kurve 4 beibehalten. Zu Kurve 3 gibt es nicht viel zu sagen: Sie ist flach! Zwischen Kurve 4 und Kurve 5 ist die Lenkung fast gerade, doch es fühlt sich wie eine einzige Kurve an. Man muss hier einen guten Rhythmus finden, denn diese beiden Kurven fließen wirklich ineinander. Beide sind sehr schnell. In Kurve 4 kurz anbremsen, die Kurve im fünften Gang nehmen und versuchen, so viel Geschwindigkeit wie möglich mitzunehmen. Für Kurve 5 ist wieder der fünfte Gang angesagt, wobei einige Autos kurz liften müssen und andere - möglicherweise - mit Vollgas fahren können.

Kurve 6 ist die langsamste Kurve der Strecke, die bis in den dritten Gang hinuntergeht. Sie hat einen doppelten Scheitelpunkt. Früh einlenken, den ersten Scheitelpunkt treffen, dann ein bisschen weit fahren und den zweiten Scheitelpunkt nehmen, um einen guten Ausgang zu bekommen - rauf auf Gas! Es handelt sich eigentlich um eine Haarnadelkurve - allerdings mit einem sehr weiten Radius. Das könnte eine gute Gelegenheit sein, nochmal durchzuatmen, denn der Rest der Runde ist nur noch schnell!

Losail International Circuit: Kurve 6
Losail International Circuit: Kurve 6AFP

Achtung: Track Limits

Kurve 7 ist ähnlich wie Kurve 1, da es hier wichtig ist, Geschwindigkeit mitzunehmen - aber der Kurvenausgang ist sehr eng. Die Strecke beginnt in Kurve 8 sehr früh nach links zu kippen, was bedeutet, dass recht früh nach links einlenkt werden muss, da einem sehr schnell der Platz ausgeht. Die Kurven 8 und 9 sind beide Vollgas. Die Geschwindigkeit, die in diesem Abschnitt mitgenommen werden könnte, hängt davon ab, dass die Ausfahrt aus Kurve 7 richtig zu erwischen: Denn die Geschwindigkeit wird bis in Kurve 10 mitgenommen. Der Abschnitt ist eine weitere Hochgeschwindigkeitskurve, aus der wirklich viel Geschwindigkeit von der Mitte der Kurve bis zum Ausgang aufgebaut werden kann, weil der Ausgang sich öffnet. Bei der Ausfahrt bis ans Limit gehen, um die Geschwindigkeit durch den letzten Sektor zu tragen. Möglich ist es, da die Randsteine sehr flach sind. Aber Achtung: die FIA beobachtet die Streckenbegrenzungen hier sehr genau – Sichwort: Track Limit!

Die Kurven 12 bis 14 ist für ein F1-Boliden eine einzige große, beeindruckende Kurve, ähnlich wie Kurve 8 in der Türkei. Sie sollte flach sein, zumindest im Qualifying - aber sie wird es nicht sein, wenn die Teams zu wenig Abtrieb haben. Mit viel Benzin wird das ein oder andere Team liften müssen, vielleicht nicht für 12 oder 13, aber sicherlich für Kurve 14 - zumindest um die Reifen zu schonen. Mit Kurve 15 folgt die schwierigste der Hochgeschwindigkeitskurven, weil sie nicht ganz flach ist. Die Annäherungsgeschwindigkeit ist extrem hoch, weil man von Kurve 10 an immer Vollgas gibt. Anbremsen und schnelles herunterschalten erforderlich. Der DRS-Erkennungspunkt befindet sich kurz nach der Boxeneinfahrt und vor Kurve 16. Dies ist die zweitlangsamste Kurve auf der Strecke - aber sie wird trotzdem zwischen dem vierten und fünften Gang gefahren – damit wird deutlich, wie schnell diese Strecke ist. Wenn die Strecke im Laufe des Wochenendes an Grip gewinnt, wird es der fünfte Gang sein. Am Kurvenausgang früh auf Gas und ab durchs Ziel. Geschafft!

Schlüsselfaktoren für den Großen Preis von Katar

Der Rhythmus wird auf dieser Strecke sehr wichtig sein, weil die Kurven ineinander übergehen. Dies und die hohen Geschwindigkeiten in den Kurven machen die Strecke ein bisschen wie Mugello - allerdings ohne die Überhöhung. Das flüssige Layout erlaubt hohe Geschwindigkeiten. Von der Durchschnittsgeschwindigkeit ist Katar sogar etwas schneller als der Suzuka International Racing Course. Der vordere linke Reifen könnte das Limit für einen Boxenstopp sein oder der hintere - es kommt darauf an, aus welcher Richtung der Wind weht! Diese F1-Fahrzeuggeneration ist sehr windanfällig, und das wird definitiv ein Problem sein. Bei Gegenwind gibt es Kurven, die einfach zu fahren sind, aber wenn der Wind die Richtung wechselt und dieselben Kurven mit Rückenwind angefahren werden, kann das alles sehr viel schwieriger werden.

Der Große Preis von Katar, auf dem Losail International Circuit, wird ein Hochgeschwindigkeitsrennen mit einigen Tricky-Faktoren, in der Wüste von Doha. Wir freuen uns darauf!