30. Todestag von Ayrton Senna: Das Idol einer gesamten Generation
"Jede Runde auf der Rennstrecke ist ein Kampf. Um ihn zu gewinnen, muss ich hundert Prozent geben. Es liegt in meiner Natur, mich immer weiter zu pushen", sagte Ayrton Senna einst. Wie es bei vielen Ausnahmepersönlichkeiten der Fall ist - so wurde auch Sennas eigentliche Größe erst nach dessen Tod erkannt.
Der Brasilianer stand für großes Spektakel, gilt unter Motorsport-Fans noch heute als einer der besten Rennfahrer aller Zeiten. In Brasilien wird er fast religiös verehrt. Er wurde zwischen 1988 und 1991 dreimal Weltmeister. Am 1. Mai 1994 endete sein Leben auf dramatische Weise. Er wurde zum Opfer eines verfluchten Wochenendes. Sein Leben umgibt eine mystische Aura.
San Marino 1994: Ein Horror-Wochenende
Der große Preis von San Marino war 1994 die erste F1-Station in der damaligen Saison die erste Station in Europa. Dass Michael Schumacher den Grand Prix auf Platz eins beendete, spielte am Sonntag keine Rolle mehr. Es war nur noch ein Detail ohne tiefere Bedeutung.
Die Rennstrecke "Enzo e Dino Ferrari" war unter den Fahrern stets berüchtigt. Zahlreiche Unfälle hatten sich hier ereignet. Gerhard Berger, Nelson Piquet oder Gilles Villeneuve können davon ein Lied singen.
1994 öffnete sich in Imola endgültig das Höllentor. Das damalige Wochenende ist das wohl traurigste Kapitel in der Geschichte der Formel 1. Während des freien Trainings am Freitag hatte sich Rubens Barrichello nach einem schweren Crash die Nae gebrochen. Dann verunglückte der österreichische Pilot Roland Ratzenberger in der "Villeneuve-Kurve" schwer, am Samstag erlag er seinen Verletzungen.
Senna verzichtete darauf, am Qualifying teilzunehmen. Doch am Sonntag war er wieder am Start. Er wollte sich das große Rennen nicht entgehen lassen, er wollte seinen 42. Grand Prix gewinnen. Am Ende der fünften Runde kam es erneut zu einem Crash, das Safety Car wurde auf die Strecke geholt.
Jede Rettung kam zu spät
Beim Neustart eskalierte die Situation. In der siebten Runde kam der führende Senna von der Strecke ab. Er schoss über den Seitenstreifen hinaus, bremsend, aber ohne erkennbar die Richtung zu korrigieren. Mit voller Wucht prallte er in die Begrenzungsmauer. Das absolute Horrorszenario trat ein, Sennas Helm schützte ihn nur unzureichend.
Der damals 34-Jährige erlitt schwere Kopfverletzungen, Blutgefäße in seinem Gehirn waren durchtrennt worden. Mit dem Rettungshubschrauber wurde er in ein Krankenhaus nach Bologna nach gebracht. Wenige Stunden später wurde er offiziell für hirntot erklärt. Die Fernsehzuschauer waren live dabei, das Spektakel wurde von der blutigen, unbarmherzigen Realität überschattet.
Dem französischen Autor Lionel Froissart zufolge habe sich Senna in seinem damaligen Williams-Boliden nie wirklich sicher gefühlt: "Ich fühle mich darin nicht wohl, ich habe kein Vertrauen. Es ist sehr schwierig, ihn zu fahren und zu beherrschen. Es ist eine unberechenbare, bösartige Maschine", soll Senna zuvor gesagt haben.
Sicherheitsdebatte kam erst mit Verspätung
Drei große Crashes innerhalb eines Wochenendes - die Formel 1 war schockiert. Längst überfällige Sicherheitsdebatten wurden begonnen. Aus heutiger Sicht ein Skandal, dass es im selben Jahr noch einen weiteren Crash benötigte, ehe die FIA die Versprechungen in die Tat umsetzen sollte.
Erst nachdem beim Monaco-GP 1994 der Österreicher Karl Wendlinger einen heftigen Sturz erlitten hatte und ins Koma gefallen war, ließ sich der Motorsport-Weltverband zu echten Reformen hinreißen. Gefährliche Kurven sollten durch Schikanen entschärft werden. Auch die Rennstrecke von Imola wurde untersucht.
Idol einer gesamten Generation
Nach Sennas Tod herrschte in Brasilien dreitägige Staatstrauer. Auch heute noch ist die Erinnerung an den brasilianischen Rennfahrer außerordentlich frisch. Viele Rennfahrer nennen ihn als persönliches Vorbild und schwärmen von seiner einzigartigen Aura.
Mit Blick auf die nackte Erfolgsbilanz ist das nicht zu erklären. Lewis Hamilton und Michael Schumacher haben mehr Weltmeister-Titel, Max Verstappen bricht Rekord um Rekord und Fernando Alonso blickt auf die meisten Starts zurück. Lionel Froissart hat eine eigene Erklärung: "Er hatte eine sehr starke Persönlichkeit, eine Sensibilität, welche die Menschen berührte, über seine Erfolge hinaus. Man erinnert sich vor allem an die unglaubliche Entschlossenheit, die er in einem Auto zeigte."
Senna - das steht außer Frage - war einer der ganz Großen.