Marcel Kittel zeigt sich besorgt über Abwärtstrend im deutschen Radsport
Das Publikums-Interesse am Radsport, so Marcel Kittel, sei in Deutschland zuletzt zurückgegangen – auch wegen ausbleibender Erfolge seit Kittels Rücktritt im Jahr 2019. "So erfolgsverwöhnt wie früher sind die deutschen Fans im Moment nicht."
Der Sport habe es aber selbst in der Hand, "dass das Interesse mit dem Erfolg zurückkommt. Denn die Spitze des Sports hat eine unheimliche Strahlkraft", sagte Kittel.
Der 35-Jährige hält insbesondere die fehlende Begeisterung im Nachwuchs für problematisch: "Es ist logisch, dass wir weniger Profis und weniger Top-Talente haben, weil die Basis kleiner ist. Es muss mehr Nachwuchs rankommen", sagte Marcel Kittel und hofft auf die bestehenden guten Strukturen im Land: "Wir haben immer noch eine gute Förderung, ein gutes Scouting."
Dopingskandale haben Spuren hinterlassen
Es werde deutlich, "dass die Krisenjahre mit den Dopingenthüllungen vor 2010 ihre Spuren hinterlassen haben."
Insgesamt stellte Kittel seinem Lieblingssport aber ein gutes Zeugnis aus – eben auch in Bezug auf die Aufarbeitung seiner düsteren Vergangenheit: "Der Radsport kann sich nicht mit viel rühmen, aber das harte Durchgreifen aufgrund des Drucks von allen Seiten ist absolut positiv und die Basis des Erfolgs des Radsports heute, dass wieder so viel möglich ist."
Deutschlands Radprofis warten in diesem Jahr noch auf prestigeträchtige Erfolge. So auch beim derzeit ausgetragenen Giro d'Italia. 2022 war mit 29 Erfolgen bei den Profis das schlechteste deutsche Radsport-Jahr seit der Jahrtausendwende.
Ex-Topsprinter Kittel feierte in seiner Profikarriere neben seinen 14 Tour-Etappensiegen auch Erfolge beim Giro und der Vuelta in Spanien.