Löw-Nachfolge: Kuntz fühlte sich von Bierhoff übergangen
"Ich hatte mit Oliver zusammengespielt, in Uerdingen und in der Nationalmannschaft. Wir wurden 1996 zusammen Europameister. Ich war als DFB-Trainer erfolgreich gewesen, hatte die U21-EM gewonnen. Da habe ich natürlich erwartet, dass er mit mir redet", sagte Stefan Kuntz. Dies sei aber nicht geschehen.
"Es hätte schon gereicht, wenn Oliver gesagt hätte: 'Du, Stefan, du bist auf der Liste. Aber da sind noch ein, zwei andere Kandidaten.' Und wenn dann, aus welchen Gründen auch immer, jemand anders den Job bekommen hätte, wäre alles gut gewesen", sagte Kuntz.
Den Job bekam Hansi Flick. Kuntz ging als Nationaltrainer in die Türkei. Zu Oliver Bierhoff hat er keinen Kontakt mehr.
Kuntz: Zu wenig Flanken - Klassische Tugenden wurden vernachlässigt
Die Wahl von Julian Nagelsmann zum Flick-Nachfolger hält Kuntz für "absolut nachvollziehbar. Es sieht für mich aus wie eine Win-win-Situation. Julian hat sehr viel zu bieten."
Dennoch sieht der 61-Jährige den deutschen Fußball und die Ausbildung kritisch. "Das, was wir wirklich gut konnten und können, haben wir komplett vernachlässigt. Komplett", sagte er über die Tugenden Mentalität, Einsatzwille und Zweikampfstärke.
Dass in Deutschland ein Mangel an Mittelstürmern herrscht, ist für Kuntz nur logisch. Man habe versucht, "aus jedem Stürmer eine hängende Neun oder eine schwimmende Zehn zu machen" und teilweise nicht mehr oder zu wenig auf Flanken gesetzt.