Advertisement
Advertisement
Advertisement
Advertisement
Advertisement
Advertisement

Kroatien kann Marokko nicht bezwingen, torloses Unentschieden

Micha Pesseg
Kroatien kann Marokko nicht bezwingen, torloses Unentschieden
Kroatien kann Marokko nicht bezwingen, torloses UnentschiedenProfimedia
Wieder endet eine Partie der WM in Katar Unentschieden. In einer nur selten von Risiko geprägten Begegnung trennten sich Marokko und Kroatien 0:0. Bayerns Mazraoui vergab in Minute 51 die größte Chance des Spiels, verletzte sich bei einem Flugkopfball jedoch an der Hüfte. Starke Abwehrreihen dominierten die Partie.

Bei Bekanntgabe der Startformationen überraschte weder Walid Regragui, noch Zlatko Dalić. Beide Trainer setzten auf ihre Starspieler. Neben Achraf Hakimi waren das auf Seiten Marokkos vor allem Stürmer En-Nesyri, Bayern-Rechtsverteidiger Mazraoui, Hakim Ziyech oder Sevilla-Torhüter Bono. Nur zwei Spieler bei Marokko waren nicht in einer Top-fünf-Liga aktiv: Kapitän und Innenverteidiger Romain Saïss (Beşiktaş) sowie Mittelfeldspieler Selim Amallah (Lüttich). 

Das kroatische Mittelfeld setzte sich aus drei Größen zusammen, die sich im Laufe der Jahre als ideale Mischung aus Spielstärke, Körperlichkeit und Dynamik erwiesen haben. Kapitän Luka Modrić nahm die Rolle des Spielgestalters ein, Kovačić jene des Box-to-Box-Spielers, Brozović stellte das Bindeglied zwischen Mittelfeld und der von Routinier Dejan Lovren (33) dirigierten Viererkette dar. Auf der vakanten Position des Rechtsverteidigers erhielt Celtics Josip Juranović den Vorzug. Mit dem Stuttgarter Borna Sosa, Hoffenheims Angreifer Kramarić und dem Leipziger Gvardiol standen auch drei Bundesliga-Profis in der Startelf von Dalić. 

Superstar Modrić im Duell mit Marokkos Ounahi
Superstar Modrić im Duell mit Marokkos OunahiAFP

Erste Halbzeit: Weder Fisch noch Fleisch

In Minute fünf musste Abwehrchef Saïss erstmals aktiv werden. Kovačić antizipierte ein missglücktes Zuspiel auf Azzedine Ounahi und leitete direkt auf seinen Stürmer Andrej Kramarić weiter. Doch der marokkanische Kapitän war zuerst am Ball. Der anschließende Eckball durch Modrić brachte trotz der kroatischen Standardstärke nichts ein. Kroatien agierte in einem dicht gestaffelten 4-5-1, lediglich Kramarić war größtenteils von Defensivaufgaben entbunden. 

Auch Marokko attackierte erst ab der Mittellinie. Nach Ballgewinn fungierte Rechtsaußen Ziyech als bevorzugter Anspielpartner, doch Kroatiens Joško Gvardiol (nach einem unglücklichen Zusammenstoß mit seinem Vereinskollegen Orban mit Gesichtsmaske spielend) entwickelte sich zur personifizierten Endstation für den nordafrikanischen Edeltechniker. In der 17. Minute versuchte Ivan Perišić das Tor des Turniers zu erzielen – sein Schuss aus gut dreißig Metern zischte aber an der Latte vorüber.

Für ein hartes Foul gegen PSG-Star Hakimi sah Modrić keine Gelbe Karte – Marokko bekam jedoch einen Freistoß aus zentraler Position zugesprochen. Ziyech setzte den Ball in die Mauer (21.). In der 25. Minute griff Lovren rechtzeitig gegen Youssef En-Nesyri ein. Marokkos Sturmspitze wurde schön in die Tiefe geschickt, doch der 33-jährige Kroate behielt die Ruhe und schirmte En-Nesyri gut gegen das eigene Tor ab. 

Brozović kittete die kroatische Freistoßmauer
Brozović kittete die kroatische FreistoßmauerAFP

Nach einer halben Stunde mussten die Zuseher langsam einsehen, dass sie keinesfalls Zeugen eines Offensivfeuerwerks werden würden. Zwar überzeugte der galaktische Luka Modrić durch seine starke Übersicht – doch die Abwehr von Trainerfuchs Regragui agierte gegen Kramarić und Außenspieler Nikola Vlašić stets abgeklärt. Zumindest die Stimmung auf den Rängen schien unverändert gut zu sein, die Überzahl der nordafrikanischen Fans war deutlich zu hören.

Ein Ballverlust von Amallah hätte beinahe zu einer Großchance geführt – doch Vlašić konnte den schönen Steilpass seines Teamkollegen Marcelo Brozović nicht verarbeiten. Im Laufduell mit Bayern-Verteidiger Noussair Mazraoui schien die tief stehende Sonne seine Sicht auf den Ball eingeschränkt zu haben. Kurz vor der Pause bekam der bis dahin beschäftigungslose Marokko-Schlussmann Bono viel zu tun. Zunächst fing er einen traumhaften Steilpass von Modrić ab, anschließend rettete er durch einen guten Reflex gegen den präsenter werdenden Vlašić.

Zweite Halbzeit: Gute Torchancen bleiben ungenutzt

Mario Pašalić ersetzte den zur Halbzeit wegen Wadenproblemen in der Kabine gebliebenen Vlašić. Marokko präsentierte sich nun aggressiver, folgerichtig kam mit Mazraoui zum ersten gefährlichen Abschluss im zweiten Spielabschnitt. Bei seinem von Dominik Livaković brillant parierten Kopfball hatte sich der Bayern-Spielern an der Hüfte wehgetan, konnte nach kurzer Behandlung zunächst weiterspielen, wurde dann aber doch durch Yahya Attiat-Allal ersetzt.

Die gefährlichste Gelegenheit des Spiels fand Mazraoui in Minute 51 vor
Die gefährlichste Gelegenheit des Spiels fand Mazraoui in Minute 51 vorAFP

Kurz nach Mazraouis Torchance zauberte Regisseur Modrić einen Zuckerpass aus dem Fußgelenk. Außenverteidiger Juranović mimte den Lehrling. Die Flanke des aufgerückten Außenverteidigers verpasste Freund und Feind. Nach traumhaftem Doppelpass fand der enorm schnelle Hakimi einen Weg hinter die kroatische Defensivformation (61.). Auch seine Flanke verpasste ihr Ziel – Stoßstürmer Youssef En-Nesyri – aber deutlich. Kurz darauf zwang ein Kracher von Hakimi Livaković zu einer riskanten Faustparade. Nach einer Freistoßvariante probierte es wiederum PSG-Star Hakimi aus großer Distanz per Direktschuss.

Die zahlreicher werdenden Pfiffe gegen das kroatische Team brachten Superstar Modrić nicht aus der Ruhe. Eine Freistoßflanke aus dem Halbfeld musste En-Nesyri artistisch klären. Auch einer Rangelei zwischen Nayef Aguerd und Lovren knapp vor dem marokkanischen Tor war ein Modrić-Eckstoß vorangegangen. Immer öfter musste sich Marokko nun mit sturer Defensivarbeit zufriedengeben. Die erfahrenen Kroaten blieben ihrem Konzept treu, ließen nur selten hinten Lücken offen und dominierten stattdessen den Ballbesitz.

Die Schlussphase war trotz einer gewissen Hektik im Grunde genommen eine Kopie der gesamten vorangegangenen Begegnung. Kroatien schien einem Treffer zwar nicht abgeneigt zu sein. Um jeden Preis erzwingen, wollten die Vatreni diesen aber nicht. Die WM 2022 erlebte ihr viertes torloses Unentschieden, weil zwei starke Teams auf eine riskante Spielweise größtenteils verzichteten.

Alles in allem ein leistungsgerechtes Remis
Alles in allem ein leistungsgerechtes RemisStatsPerform

Spieler des Spiels: Joško Gvardiol

Dass bei dieser offensiv harmlosen Begegnung ein Verteidiger bester Mann war, überrascht wohl kaum. Auch Nebenmann Gvardiol zeigte eine hervorragende Leistung. Doch Dejan Lovren war auf dem Platz tonangebend, organisierte die kroatische Viererkette mit viel Routine und neutralisierte Marokkos Sturmspitze En-Nesyri über die gesamten 90 Minuten hinweg.

Drei abgefangene Bälle sprechen für Gvardiol
Drei abgefangene Bälle sprechen für GvardiolStatsPerform/AFP