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Krisenstimmung in Paris: Olympia legt die Stadt lahm

SID
In Paris herrscht vor den Olympischen Spielen wenig Zuversicht.
In Paris herrscht vor den Olympischen Spielen wenig Zuversicht.Profimedia
Olympische Spiele für alle? Wohl kaum. Viele Pariser sind schon vor der Eröffnungsfeier vom Mega-Event genervt.

Unter der roten Markise des Bistro Le Touring ist Ernüchterung eingekehrt. Hier, in Sichtweite des Arc de Triomphe, hatten sie auf den Sommer gesetzt, auf olympische Umsätze, auf Touristen aus aller Welt. Doch schon vor der Eröffnungsfeier am Freitag ist die Stimmung im Keller und die Hoffnung geschrumpft.

Der Juni war schlimm, im Juli wurde es nicht besser, und das hing nicht nur mit dem Dauerregen, der Inflation oder der unsicheren politischen Lage in Frankreich zusammen. Die Olympischen Spiele, das Mega-Event, von dem IOC-Präsident Thomas Bach behauptet, es würde ganz Paris begeistern, sorgt unter den Gastronomen für Unmut.

"Die Sicherheitsmaßen" für die Sommerspiele hätten "katastrophale Folgen" für viele Betriebe, warnten die Verbände Le Sneg & Co und Culture Nuit. Sie kritisieren die "mangelnde Aufklärung" durch die Behörden und fordern "schnelle Entschädigungen für die Verluste, die durch die Organisation der Olympischen Spiele entstanden sind".

Vom Arc de Triomphe führt die Avenue Kleber direkt zum Place du Trocadero, doch es ist derzeit nicht so leicht, die weltberühmte Esplanade mit Blick auf den Eiffelturm zu erreichen. Die Metrostation ist zu, viele Straßen sind mit Absperrungen versehen. Das olympische Paris hat mitunter eine abschreckende Wirkung.

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Vorfreude? Fehlanzeige!

"Restaurants und Brasserien leiden unter Zugangsbeschränkungen", kritisieren die Wirtschaftsverbände, die Besucherzahlen seien "um 70 Prozent zurückgegangen". Zudem wird während der Spiele wie bei der Fußball-EM in Deutschland ein Verdrängungswettbewerb erwartet. Die Paris-Touristen bleiben fern, wenn die Sportfans kommen.

Viele Pariser haben das Zentrum schon verlassen, sie wollen sich nicht damit abfinden, dass sie nun einen QR-Code brauchen, um die Seine zu überqueren. "Unsere gesamte lokale Kundschaft ist weg", sagt Behi Samadian, Boutique-Inhaber in Saint-Germain-des-Pres. Von Vorfreude auf die spektakuläre Eröffnung ist wenig zu spüren.

Zu den Leidtragenden der Spiele gehören auch die Pariser, die laut der Organisation Le Revers de la Medaille (Die andere Seite der Medaille) "unsichtbar" gemacht werden sollen: Die Obdachlosen, die in Zelten die Weltstadt bewohnen, die Drogensüchtigen und die Sexarbeiterinnen. "Soziale Säuberung" lautet der Vorwurf.

Eine Stadt wird zur Kulisse

Eine "sterile" Stadt des Lichts, ohne sichtbares Elend, mit "sauberen Vierteln ohne Bettler, Drogen und Prostitution", hieß es schon im Juni-Bericht des Zusammenschlusses von mehr als 100 Wohltätigkeitsorganisationen. Eine perfekte Kulisse für die Illusion des olympischen Traums. Weit entfernt von der Realität.

Werden die Pariser dennoch irgendwann ihren Frieden schließen mit ihren Spielen? Vielleicht, wenn alle Absperrungen abgebaut sind und der IOC-Tross in Richtung Los Angeles abgezogen ist? Wenn Paris wieder Paris ist und nicht mehr nur eine spektakuläre Bühne für die gigantische TV-Produktion von Sportwettkämpfen?

Bürgermeisterin Anne Hidalgo nannte die Sommerspiele einst "eine außergewöhnliche Chance für Paris". Als Beweis für das olympische Erbe schwamm sie bereits in der jahrzehntelang verdreckten Seine, Milliarden Euro wurden investiert. Es ist das Vorzeigeprojekt für die Stadtentwicklung, es soll das olympische Erbe sein.

Und sonst? Saint-Denis hat eine neue Schwimmhalle bekommen. 1,6 Millionen Menschen leben hier, ein Drittel von ihnen unterhalb der Armutsgrenze, viele können nicht schwimmen. Hidalgo wollte den Norden voranbringen, wie es London mit Stratford bei den Spielen 2012 geschafft hat. Dafür mussten die Bewohner einiges erdulden.

Baulärm bestimmte die vergangenen Jahre, auch der vom olympischen Dorf. Die 2.800 Wohnungen sollen ab 2025 der Bevölkerung zugutekommen, allerdings nur ein Drittel als Sozialwohnungen. Die Mieten steigen schon jetzt. Die Spiele verändern das Viertel. Ungeteilte Begeisterung, wie sie sich Bach wünscht, lösen sie nicht aus.

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