Mit "Perfektionist" Danneberg ins Halbfinale - Hockey-Männer greifen nach Medaille
Jean-Paul Danneberg hakte seine nächste Heldentat auf der großen Bühne schnell ab. Der Nervenkrimi bei Olympia? Die riesige Verantwortung in den dramatischen Schlusssekunden? "Für so eine Situation bin ich geschult, das gehört dazu", sagte der Torhüter in entspannter Plauderlaune, nachdem er mit seinen 21 Jahren die deutschen Hockey-Weltmeister ins olympische Halbfinale gerettet hatte. Auch dort wird er wieder gefordert sein, denn an den kommenden Gegner hat das DHB-Team keine guten Erinnerungen.
Match-Center: Deutschland vs. Indien
Vor drei Jahren hatte Indien der Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) in Tokio Bronze vor der Nase weggeschnappt, die Männernationalmannschaft war erstmals seit den Spielen in Sydney 2000 leer ausgegangen. Am Dienstag (19.00 Uhr) kommt es im Stade Olympique Yves-du-Manoir in Paris bereits im Halbfinale zur Neuauflage des Duells - dieses Mal soll es anders ausgehen.
"Jetzt müssen wir eins von zwei Spielen gewinnen, um eine Medaille zu holen, aber wir wollen zwei gewinnen", sagte Danneberg, der bei der schmerzhaften 4:5-Niederlage 2021 noch nicht dabei gewesen war, unbeeindruckt. Dass es überhaupt zu dem Duell mit dem Rekord-Olympiasieger kommt, hat das DHB-Team dabei auch Danneberg zu verdanken.
"Er war ein absoluter Siegfaktor für uns", sagte Bundestrainer Andre Henning nach dem 3:2 (2:1) gegen Argentinien im Viertelfinale: "Wir dürfen nicht unterschätzen, der Bursche ist noch ganz schön jung." Danneberg mache "sich selbst den größten Druck", sei "ein kleiner Perfektionist", erklärte der Coach. Deshalb habe er den Matchwinner nach der wilden Schlussphase auch "wahnsinnig geherzt und gratuliert, weil er wichtige Saves hatte".
Ein Herzschlag-Finale
20,4 Sekunden waren gegen die Südamerikaner noch auf der Uhr, als diese zur Strafecke antraten. Danneberg parierte stark, war auch bei der Wiederholungsecke trotz des Wirbels um die strittigen Schiedsrichterentscheidungen in der Schlussphase zur Stelle. Und durfte schließlich mit seinen Teamkollegen feiern. "Bei dem Spielstand rutscht einem schon ein bisschen das Herz in die Hose", gab Danneberg dann doch zu, "aber wir haben das gut gemacht".
Die Verantwortung, die auf seinen jungen Schultern ruht, ist ihm dabei bewusst. "Ja natürlich ist das im Kopf. Unsere Fehler werden noch krasser als die der Feldspieler bestraft", erklärte er: "Trotzdem ist es am Ende des Tages Hockey, es ist das Spiel, was ich seit 17 Jahren spiele. Da ändert sich nicht viel außer ein paar mehr Zuschauern drumherum und der Medaille, die man bekommt."
Dass der Jüngste im DHB-Team Druck standhalten kann, hat er bereits beim WM-Triumph im vergangenen Jahr bewiesen. In Indien war Danneberg zum Shootout-Helden avanciert, behielt sowohl im Viertelfinale als auch im Finale die Nerven und sicherte Deutschland mit drei Paraden gegen Belgien am Ende den Titel. Der nächste soll nun in Paris folgen.