"Traum und Ziel deckungsgleich": Olympia-Experte Andreas Wolff heiß auf Gold-Jagd
Wolff spricht dieser Tage viel über seine Erfahrungen und Erlebnisse. Wie es war, damals, vor acht Jahren in Rio, als Deutschlands Handballer ihre bis dato letzte Medaille gewannen. Der Keeper ist schließlich der einzige Paris-Fahrer im Kader von Bundestrainer Alfred Gislason, der den magischen olympischen Moment der Medaillenvergabe schon miterleben durfte.
Wolff, das wird schnell deutlich, lebt aber im Hier und Jetzt. Seine Olympia-Lust dringt kurz vor dem Start der Frankreich-Mission aus jeder Pore. "Je länger man drüber nachdenkt, desto nervöser wird man zwar. Aber irgendwann tritt auch der Fokus auf das Sportliche ein", sagt er. Sobald er und seine Kollegen in der kommenden Woche die ersten Schritte im Olympischen Dorf gegangen sind, werde "ein bisschen Handballalltag" einkehren.
Bevor das Olympia-Abenteuer endlich beginnt, sind Wolff und seine Mitspieler aber noch bei ihren finalen Formtests gefordert. Am Freitag (17.15 Uhr) trifft das DHB-Team in Stuttgart auf Ungarn, die Generalprobe steigt dann an gleicher Stelle gegen Vorrundengegner Japan am Sonntag (17.30 Uhr/beide Sport1). Auf Wolff kommt im Paris und später Lille, wo die K.o.-Runde der Handballturniere ausgetragen wird, eine Schlüsselrolle zu. Als einer der wenigen Weltklasse-Spieler beim EM-Vierten. Klar. Mit seinen spektakulären Paraden kann Wolff wie kein Zweiter Spiele im Alleingang entscheiden.
Doch in den kommenden Tagen und Wochen wird der Europameister von 2016 auch mit all seiner Erfahrung gefragt sein. Olympische Spiele haben neben Wolff bislang nämlich nur Kapitän Johannes Golla, Spielmacher Juri Knorr und Kreisläufer Jannik Kohlbacher als Teilnehmer erlebt.
Olympia als Maß aller Dinge
"Es ist das schwierigste Turnier, das du spielen kannst", weiß Wolff, der auch beim schmerzhaften Viertelfinal-Aus vor drei Jahren in Tokio zwischen den Pfosten stand. Angst macht ihm die enorme Qualitätsdichte aber nicht. "Wenn wir den Hunger, den Ehrgeiz und den Willen aus dem Training ins Turnier tragen können, können wir auch die Spitzenmannschaften schlagen."
Als Beweis lässt sich das 35:30 am vergangenen Wochenende gegen Europameister und Olympiasieger Frankreich anführen - ein Erfolg, den Wolff aber nicht überbewerten möchte. Als Olympia-Kenner weiß er um die Unterschiede zu einem Spiel unter den fünf Ringen.
Der Zeitpunkt für eine olympische Sternstunde könnte kaum besser sein. Wolff steht im Zenit seines Könnens, nach dem Turnier wechselt er zurück zum deutschen Rekordmeister THW Kiel. Nicht auszuschließen, dass die Sommerspiele von Paris, seine dritten, die letzten seiner Karriere werden könnten.
DHB-Team kämpft immer um Medaillen
"Traum und Ziel sind deckungsgleich: Natürlich die Goldmedaille", sagt der 33-Jährige: "Dass es nicht leicht wird, liegt für ihn auf der Hand. Als deutsche Handball-Nationalmannschaft räume ich uns aber immer mindestens Außenseiterchancen ein."
Wolff ist bereit für neue, schönste Olympia-Erinnerungen.