"Frechdachs" Marko Grgic: Deutsche Handball-Hoffnung für Olympia
Als Bundestrainer Alfred Gislason zur Eloge auf seine große Olympia-Überraschung ausholte, erlaubten sich Andi Wolff und Johannes Golla einen Spaß und piksten ihr Team-Küken liebevoll in die Seite. Grünschnabel Marko Grgic, das wird dieser Tage im deutschen Mannschaftsquartier überdeutlich, ist schon voll integriert.
Doch nicht nur abseits des Spielfeldes scheint der 20 Jahre alte Senkrechtstarter des ThSV Eisenach angekommen zu sein in der Nationalmannschaft. "Ich habe ihn schon liebevoll Frechdachs getauft, weil er trotz seiner Jugend schon sehr viel Abgezocktheit und sehr viel Spielwitz offenbart", sagte Wolff dem SID.
Diese Qualitäten stellte Grgic in seiner Premierensaison in der 1. Liga eindrucksvoll unter Beweis. Die 100 Tore des 1,98 Meter großen Rückraumspielers sind das eine, DHB-Coach Gislason überzeugte der Shootingstar aber auch durch seine Spielintelligenz und den Blick für den Nebenmann. "Kein anderer Rückraum-Linke hat sich vor ihm gezeigt", sagte der Isländer, als er ihn für viele überraschend ins 14-köpfige Olympia-Aufgebot berief.
Olympia-Teilnahme eine große Überraschung
Grgic selbst war im ersten Moment "ganz schön überrascht" von der Nominierung. "Das war so nicht geplant", berichtet er. Dass er sich nun mit auf den Weg nach Paris macht, sei "Wahnsinn". So einen großen Traum so früh zu erreichen - "das ist überragend. Ich werde alles aufsaugen und jeden Moment genießen, aber trotzdem Gas geben."
Das mit dem Gas geben glaubt man ihm aufs Wort. Denn obwohl er im Gespräch überlegt, unaufgeregt und abgeklärt rüberkommt - an intrinsischer Motivation mangelt es nicht. "Am liebsten würde ich bei meinen ersten Spielen gleich Olympiasieger werden", sagt er. Herrlich ehrlich. "Damit rechnet niemand, das würde für einen Knall sorgen."
Eine Kostprobe seines Talents wird Grgic am Samstag (17:30 Uhr/ARD) im Testspiel-Kracher gegen Europameister und Olympia-Gastgeber Frankreich geben. "Auf der anderen Seite sind nur Weltklasse-Spieler", sagt Grgic voller Vorfreude auf sein zweites Länderspiel anerkennend. Ganz so viele davon hat Deutschland (noch) nicht zu bieten. Aber einen Grgic. Mit richtig viel Lust.