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"Haben mehr verdient": Cristiano Ronaldos trauriger EM-Abschied

SID/Flashscore
"Haben mehr verdient": Ronaldos trauriger EM-Abschied
"Haben mehr verdient": Ronaldos trauriger EM-AbschiedProfimedia
Spielt er weiter? Hört er auf im Nationaltrikot? Die Zukunft von Cristiano Ronaldo bewegt Portugal.

"Wir wollten mehr"

Als sich die Enttäuschung ein bisschen gelegt hatte, die Tränen getrocknet und die Koffer gepackt waren, wandte sich Cristiano Ronaldo dann doch noch an die Nation. "Ich bin sicher, dass dieses Erbe auf und neben dem Spielfeld gewürdigt wird und wir darauf aufbauen werden. "Gemeinsam", schrieb er nach der Viertelfinal-Niederlage im Elfmeterschießen gegen Frankreich am Wochenende in den Sozialen Medien. Mehr als 12 Millionen Menschen gefiel das. 

Aber: "Gemeinsam". Portugal rätselt, was der Superstar damit konkret meint. Will der Superstar bis zur WM 2026 das Nationaltrikot tragen? Dann wäre das Idol auf der Bühne in den USA, Mexiko und Kanada 41 Jahre alt. Oder besteht der Beitrag des alternden Helden darin, Platz zu machen für die nachrückende Generation, die bei der EM in Deutschland vergeblich auf ihre Chance hoffte? 

"Wir wollten mehr. Wir haben mehr verdient. Für uns. Für jeden von euch. Für Portugal", schrieb Ronaldo, der in den Tagen zuvor nicht mehr der Spieler war, der früher allein durch seine Anwesenheit Angst und Schrecken verbreitete. 39 Jahre ist der Held von einst mittlerweile alt, auch bei dem ehemaligen Allesgewinner lassen die Kräfte nach. 

Es war Ronaldos sechste und definitiv letzte EM, er hat 30 Endrunden-Einsätze auf dem Konto, dabei 14 Tore geschossen - alles Rekorde. Fakt ist aber auch, dass Ronaldo erstmals eine EM ohne eigenen Treffer beendete, der Europameister von 2016 wartet nun schon seit neun Spielen bei großen Turnieren auf ein Tor. 

"Nicht mehr derselbe wie früher"

Ronaldo, seit anderthalb Jahren bei Al-Nassr in Saudi-Arabien unter Vertrag, fehlt das Tempo von einst, er versprüht keine Magie mehr. Aber es traut sich offenbar niemand, es dem Nationalheiligtum zu sagen. Nationaltrainer Roberto Martinez hat Ronaldo während der EM bis zum Äußersten und darüber hinaus unterstützt. Obwohl mit Diogo Jota vom FC Liverpool oder Goncalo Ramos von Paris St. Germain hungriger Ersatz zur Verfügung stand, weigerte er sich, den glücklosen Ronaldo gegen Frankreich vom Platz zu nehmen.

Aber Ronaldo ist halt auch nicht irgendwer, der Kult um seine Person weiterhin riesig. Selbst erwachsene Männer zogen durch die Straßen von Frankfurt, Leipzig, Berlin oder Hamburg und schrien immer wieder Ronaldos "Siiiiiuuuu"-Rufe. Überall war sein Trikot mit der Nummer "7" zu sehen, die Fans trugen Masken mit dem Gesicht ihres Helden. 

Er biss, er kämpfte, er rannte - auch gegen Frankreich versuchte Ronaldo noch einmal alles. Doch gegen die bulligen Innenverteidiger William Saliba und Dayot Upamecano hatte der Angreifer keine Chance, Ronaldo wirkte irgendwie müde. "Mit 39 ist er immer noch gut, aber nicht mehr derselbe wie früher", sagte Arsene Wenger. Und der französische Radiosender RMC meinte gar: "Ronaldo hat die Euro für Portugal ruiniert".

So weit würden sie in Portugal natürlich niemals gehen. Unglaubliche 212 Länderspiele hat Ronaldo absolviert, dabei 130 Tore erzielt, der Titelgewinn 2016 ist unvergessen. Doch es wurde durchaus auch registriert, dass Ronaldo nach dem Elfmeterschießen erst einmal nicht zum Unglücksraben Joao Felix ging, um ihn nach seinem missglückten Versuch aufzubauen.

Wie es nun weitergeht? Vielleicht gemeinsam? Das weiß nur Ronaldo.

Zum Match-Center: Portugal vs. Frankreich