Sie wollen Heldinnen werden: Das ist der DFB-Kader bei der Frauen-WM 2023
Merle Frohms
Position: Torfrau, Rückennummer: 1, Verein: VfL Wolfsburg, Alter: 28, Länderspiele (Tore): 40 (0)
Lange stand Merle Frohms im Schatten von Almuth Schult – zunächst nur beim VfL Wolfsburg. Über den Umweg Freiburg gelang ihr schließlich der Durchbruch, 2018 gab Frohms unter Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch ihr Debüt im Trikot mit dem Bundesadler – und erhielt vom einstigen Kopfballungeheuer viel Lob: “Die Kleine hat keine Angst, die spielt gut mit und hat einen guten Fuß.” Auch Nachfolgerin Voss-Tecklenburg setzt auf Frohms Qualitäten und überzeugte schon bei der EM 2022, als es Deutschland bis ins Finale schaffte.
Ann-Katrin Berger
Position: Torfrau, Rückennummer: 12, Verein: FC Chelsea, Alter: 32, Länderspiele (Tore): 6 (0)
Sollte Deutschland es bei der Frauen-WM 2023 jemals in ein Elfmeterschießen müssen, hätte die Bundestrainerin ein ganz besonderes Ass im Ärmel. Ann-Katrin Berger ist eine Elfmeterkillerin und stellte das im CL-Viertelfinale gegen Olympique Lyon mit zwei gehaltenen Strafstößen eindrucksvoll unter Beweis. “Ich liebe Elfmeterschießen. Ich spüre dort keinen besonderen Druck”, sagte die 1,80 Meter große Torfrau anschließend. Ihre norwegische Chelsea-Kollegin Maren Mjelde adelte sie gar: “Ich liebe es, Ann-Katrin auf der größten aller Bühnen scheinen zu sehen. Sie hat es verdient. Sie ist für mich die beste Torhüterin der Welt.”
Stina Johannes
Position: Torfrau, Rückennummer: 21, Verein: Eintracht Frankfurt, Alter: 23, Länderspiele (Tore): 0 (0)
Stina Johannes dürfte sich über die Reise nach Australien und Neuseeland inklusive Whalewatching besonders gefreut haben. Die Mathematik-Studentin ist bekennende Weltenbummlerin, erlebte während ihrer dreimonatigen Leihe zum japanischen Erstligisten INAC Kobe Leonessa auch schon ein echtes Abenteuer. 2017 wurde sie mit der U17-Nationalmannschaft in der Tschechischen Republik Europameister – im A-Team wartet die gebürtige Hannoveranerin noch auf ihr Debüt.
Sara Doorsoun
Position: Innenverteidigung, Rückennummer: 23, Verein: Eintracht Frankfurt, Alter: 31, Länderspiele (Tore): 45 (1)
Im vergangenen Sommer wechselte Sara Doorsoun-Khajeh vom VfL Wolfsburg zu Eintracht Frankfurt. Ein Schritt, den sie nicht bereut, auf Anhieb etablierte sie sich bei der SGE als Leaderin und Abwehrchefin. Privat gilt Doorsoun als vielseitig interessierter Mensch, der stets über den Tellerrand hinausblickt.
Ihr Vereinstrainer Niko Arnautis hat schon die ein oder andere Diskussion mit ihr geführt, doch gerade das, schätzt er an ihr: "Da weiß man, woran man ist. Ich finde das viel besser, als wenn immer nur Ja und Amen gesagt wird.” Neben ihrem fußballerischen Können überzeugt Doorsoun auch mit modischem Geschmack, erzählte Lena Oberdorf dem SID: “Bei Sara Doorsoun sind mir fast die Augen rausgefallen, als ich ihren Kleiderschrank gesehen habe - wie viele Sneaker sie hat, alle sortiert: Weiß mit grün, weiß mit orange, 100 verschiedene gefühlt. Ich glaube, sie hat echte viele Klamotten, sie hat auch einen guten Style (...)”
Marina Hegering
Position: Innenverteidigung, Rückennummer: 5, Verein: VfL Wolfsburg, Alter: 33, Länderspiele (Tore): 29 (3)
Auf dem Platz ist sie ein Haudegen, privat zählt sie – eigenen Angaben zufolge – ist die Kaffeeliebhaberin eher ein entspannter, gemütlicher Mensch. Ihren Durchbruch erlebte die Verteidigerin bei der WM 2019 in Frankreich, als sie jedes Spiel der DFB-Elf über die volle Spielzeit absolvierte.
Bis dahin konnte sich Hegering wegen anhaltender Verletzungssorgen nicht einmal sicher sein, ob sie Fußball professionell ausüben kann – neben dem Studium und den Spielen mit der SGS Essen arbeitete sie als Kauffrau in einer Baufirma. 2020 folgte der Wechsel zu Bayern München, wo sie ein Jahr später deutsche Meisterin wurde. Vergangenen Sommer wechselte Hegering nach Wolfsburg. Vor der WM kehrte das Verletzungspech zu Hegering zurück, zumindest den Auftakt gegen Marokko verpasst die gebürtige Bocholterin definitiv.
Kathrin Hendrich
Position: Innenverteidigung, Rückennummer: 3, Alter: 31, Verein: VfL Wolfsburg, Länderspiele (Tore): 58 (5)
Hendrich wurde in Belgien geboren, allerdings nahe der deutschen Grenze. 2011 spielte sie zum ersten Mal in Deutschland Fußball, bei der Frauen-Abteilung von Alemannia Aachen. Hendrich gab 2014 ihr Debüt in der Nationalmannschaft, noch unter Silvia Neid – von der sie im letzten Moment aber aus dem Aufgebot für die WM 2015 gestrichen worden war. Bei der erfolgreichen EM 2022 war die Freundin von Braunschweig-Profi Sebastian Griesbeck allerdings in allen Spielen gesetzt.
Sophia Kleinherne
Position: Innenverteidigung, Rückennummer: 4, Verein: Eintracht Frankfurt, Alter: 23, Länderspiele (Tore): 27 (1)
Pünktlich vor der WM handelte sich Sophia Kleinherne einige üble Beleidigungen in den Sozialen Netzwerken ein. In einem Gespräch mit dem Playboy-Magazin fielen die Worte: “Mir ist kein weiblicher Neymar bekannt. Ich kenne zum Beispiel keine Spielerin, die zwei oder drei Minuten liegen bleibt.” Was wohl mit einem Augenzwinkern gemeint war, verschaffte Kleinherne kurzzeitige Berühmtheit weit über die Grenzen des Frauenfußballs hinaus. Ihr war es egal. “Jeder, der mich kennt, weiß, wie ich das gemeint habe. Aber ich bleibe bei der Aussage und muss mich dafür nicht rechtfertigen oder entschuldigen”, erklärte sie am Mittwoch im deutschen WM-Camp in Wyong.
Am liebsten macht Kleinherne ohnehin nicht mit flotten Sprüchen, sondern mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Für die Eintracht stand sie in der Saison 2022/23 in sämtlichen Bundesliga-Spielen auf dem Platz – fast immer über die volle Distanz.
Felicitas Rauch
Position: Linke Verteidigung, Rückennummer: 17, Verein: VfL Wolfsburg, Alter: 27, Länderspiele (Tore): 33 (4)
Felicitas Rauch hat große Lust, Weltmeisterin zu werden. “Es muss den Titel geben”, stellte die Wolfsburgerin vor einigen Tagen fest. Hintergrund dieser selbstbewussten Ansage: "Ich habe letztes Jahr das EM-Finale und dieses Jahr das Endspiel in der Champions League verloren. Das reicht. Um einen positiven Abschluss zu haben, ist der Titel für mich wichtig." Auf der linken Abwehrseite ist Rauch gesetzt. Ihre Laufstärke, Dynamik und kluge Zweikampfführung machen sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil in der deutschen Viererkette.
Lena Oberdorf
Position: Defensives Mittelfeld, Rückennummer: 6, Verein: VfL Wolfsburg, Alter: 21, Länderspiele (Tore): 38 (3)
Jahr für Jahr präsentiert die renommierte britische Tageszeitung “Guardian” eine Auswahl der besten 100 Fußballspielerinnen dieses Planeten. Noch von ihrer überragenden EM begeistert, wurde Lena Oberdorf in dieser Wertung 2022 auf Platz fünf gelistet. Und das vor Größen wie Keira Walsh, Wendie Renard, Ada Hegerberg – oder Alexandra Popp.
Im Alter von erst 21 Jahren hat die Schwester von Fortuna-Profi Tim Oberdorf weltweit eine Duftmarke gesetzt. Ihre defensiven Qualitäten, gepaart mit einer unglaublichen Coolness und feinen Ballbehandlung, sind in ihrer Altersklasse ansonsten unerreicht. Oberdorf ist schon jetzt ein Star und wird den Frauenfußball in den kommenden Jahren prägen. Das Schönste daran ist: Sie ist nicht nur unfassbar talentiert, sondern auch unfassbar bodenständig.
Sjoeke Nüsken
Position: Defensives Mittelfeld, Rückennummer: 15, Verein: FC Chelsea, Alter: 22, Länderspiele (Tore): 17 (2)
Lange Zeit widmete sich Sjoeke Nüsken primär auf ihr Tennisspiel, erst in ihrer Jugend fokussierte sie sich endgültig auf ihre Fußballkarriere. Talent hatte sie für beide Sportarten genug. Schon mit 17 Jahren durfte sie bei einem Trainingslager auf Marbella bei der A-Nationalmannschaft hineinschnuppern, letztlich gab sie ihr Länderspieldebüt aber erst im Februar 2021 gegen Belgien.
Noch bis zur A-Jugend spielte Nüsken bei den Männern des SV Westfalia Rhynern mit. In einem Gespräch mit dem DFB erklärte sie, inwiefern sie das positiv in ihrer Entwicklung beeinflusst habe: “Die Athletik und die Schnelligkeit bei den Jungs sind anders, da muss man mithalten, das spornt an und bringt einen weiter. Die Handlungsschnelligkeit wird dabei trainiert und die Zweikampfhärte.” Werte, welche die England-Legionärin auch heute noch durch ihre proaktive Spielweise verkörpert.
Sydney Lohmann
Position: Zentrales Mittelfeld, Rückennummer: 8, Verein: Bayern München, Alter: 23, Länderspiele (Tore): 22 (4)
Obwohl Sydney Lohmann erst 23 Jahre alt ist, macht sich die Bayern-Spielerin laufend Gedanken darüber, wie der Frauenfußball auf ein neues Level gehoben werden kann. Sie selbst trägt mit engmaschigen Dribblings und präzisen Fernschüssen jedenfalls viel dazu bei. Schon im Alter von vier Jahren entdeckte ihr Lohmann die große Leidenschaft ihres Lebens, den Fußball. Bald darauf begann sie bei einem Dorfverein in der Nähe mit dem Kicken, bis sie es schließlich in die Jugendabteilung des FC Bayern München schaffte.
Die jüngere Entwicklung des Frauenfußballs bewertet sie insgesamt positiv, wie sie in einem Interview mit der “Vogue” erklärte, doch besonders im Nachwuchsbereich gibt es noch Baustellen: “Um den Frauenfußball zu stärken, müssen wir zunächst den Mädchenfußball fördern. Im Grunde ist es doch so: Was wir wollen, ist letztendlich, gute Spiele auf dem Platz zu zeigen. Qualität auf den Platz zu bringen. Und die Qualität wird besser, wenn du mehr Mädchen hast, die Fußball spielen. Weil dann schlicht und ergreifend mehr Nachwuchs nachkommt. Weil dieser Nachwuchs besser ausgebildet ist. Weil eine funktionierende Infrastruktur da ist. Und weil es einfach Vereine gibt, die überhaupt die Möglichkeit anbieten, in einer Mädchenmannschaft zu spielen.”
Sara Däbritz
Position: Zentrales Mittelfeld, Rückennummer: 13, Verein: Olympique Lyon, Alter: 28, Länderspiele (Tore): 97 (17)
Europameisterin, Olympiasiegerin, U20-Weltmeisterin, U17-Europameisterin: Erfolg und Sara Däbritz, das sind zwei Dinge, die einfach zusammenpassen. 2019 wechselte sie vom FC Bayern zu Paris SG, vergangenen Sommer zog sie weiter zu Olympique Lyon. Ihren ersten großen Auftritt hatte die durch perfektes Passspiel überzeugende Mittelfeldspielerin bei der EM 2013.
Seit mittlerweile zehn Jahren ist sie aus der deutschen Mannschaft kaum noch wegzudenken. Für Schlagzeilen und große Ansagen ist Däbritz aber nicht zu haben. Im Interview mit dem kicker gewährte sie tiefe Einblicke in ihre eigene Wahrnehmung: “Ich bin nicht wirklich der Lautsprecher. Durch meine Art und Weise schaffe ich es aber trotzdem, denke ich, an die Menschen heranzukommen, einen positiven Einfluss auf sie zu haben. Ich glaube, ich bin sehr herzlich, authentisch und ein offener Mensch.”
Chantal Hagel
Position: Zentrales Mittelfeld, Rückennummer: 2, Verein: VfL Wolfsburg, Alter: 25, Länderspiele (Tore): 10 (0)
Erst vor wenigen Wochen wechselte Chantal Hagel von Hoffenheim nach Wolfsburg. “Nach meinen sieben Jahre in Hoffenheim, in denen ich mich sowohl sportlich als auch menschlich weiterentwickeln konnte, sehe ich den Wechsel zur kommenden Saison als nächsten Schritt meiner Karriere”, begründete sie den Transfer. Jahrelang prägte die im beschaulichen Calw geborene Mittelfeldspielerin das Geschehen bei der TSG, nun fühlt sie sich bereit für höhere Aufgaben. Als Brotberuf arbeitete Hagel bis zuletzt als Lehrerin – wegen Paragraf 83 im baden-württembergischen Landesbesoldungsgesetz zur Anrechnung von anderen Einkünften auf Anwärterbezüge allerdings ohne dafür ein entsprechendes Gehalt zu bekommen.
Lena Lattwein
Position: Zentrales Mittelfeld, Rückennummer: 14, Verein: VfL Wolfsburg, Alter: 23, Länderspiele (Tore): 29 (1)
Wyong, keine Frage, ist nicht der spannendste Ort der Welt. Nur knapp 4.000 Einwohner hat das kleine Suburb an der Südostküste Australien. In den Augen von Lena Lattwein gleicht das Basiscamp einer Einöde. “Es wird Zeit, dass es endlich losgeht”, fiebert sie deshalb über das bevorstehende Auftaktspiel gegen Marokko hin.
Lattwein überzeugt auf dem Platz durch ihre Allrounder-Fähigkeiten, abseits davon hat vor allem mit beispielloser Lernfreude auf sich aufmerksam gemacht. Ihr Abitur im saarländischen Illingen schloss sie mit einem Notenschnitt von 0,7 und der vollen Punktzahl von 900 ab.
Melanie Leupolz
Position: Zentrales Mittelfeld, Rückennummer: 18, Verein: FC Chelsea, Alter: 29, Länderspiele (Tore): 78 (13)
Der Sohn von Melanie Leupolz und Sami Khedira atmet schon früh die Luft des Weltfußballs. Erst im September 2022 kam das gemeinsame Kind des fußballbegeisterten Paares zur Welt, durch hartes Training und viel Disziplin schaffte es Leupolz ins Aufgebot für die Frauen-WM 2023. Ihren mütterlichen Pflichten kommt Leupolz auch in Australien und Neuseeland nach. Ihr Sohn reiste mit ins Teamcamp, hauptsächlich wird sich aber eine Nanny um das Kind kümmern.
Auf dem Weg zum Comeback zeigte sich ihr Arbeitgeber hilfsbereit: “Ich konnte bis zwei Wochen vor der Geburt noch Sport machen und auch zwei Wochen später wieder anfangen. Ich habe im Kraftraum fast doppelt so viele Gewichte gestemmt (sic!) wie vor der Schwangerschaft. Chelsea hat mir auch eine Beckenboden-Trainerin zur Verfügung gestellt. Ich wusste nicht, wie wichtig das ist”, erklärte sie in einem Gespräch mit der “Welt”. Auf dem Platz zeichnet sich die ehemalige Bayern-Spielerin (2014–2020) vorwiegend durch ihre Flexibilität und Übersicht aus.
Svenja Huth
Position: Rechtes Mittelfeld, Rückennummer: 9, Verein: VfL Wolfsburg, Alter: 32, Länderspiele (Tore): 80 (14)
Na? Wer vermisst eine rechte Verteidigerin im deutschen WM-Kader? Gestatten: Svenja Huth, Flügelstürmerin beim VfL Wolfsburg. Weil Giulia Gwinn in Australien und Neuseeland wegen eines Kreuzbandrisses fehlen wird, springt Huth mannschaftsdienlich in die Bresche. “Ich spiele, wo die Trainerinnen Bedarf haben und mich brauchen.” Bundestrainerin Voss-Tecklenburg traut der 31-Jährigen aufgrund ihrer Spielintelligenz und Erfahrung am ehesten zu, die Lücke rechts hinten zu schließen. Huth gilt als stille Anführerin, die sich selten, eigentlich nie ins Rampenlicht drängt.
Nicole Anyomi
Position: Rechtes Mittelfeld, Rückennummer: 16, Verein: Eintracht Frankfurt, Alter: 23, Länderspiele (Tore): 16 (1)
Ähnlich wie Svenja Huth überzeugt Nicole Anyomi durch ihre Polyvalenz. Ob rechts hinten, rechts vorne oder in der offensiven Zentrale – Positionen sind für Anyomi keine einengenden Fesseln, sondern lose Orientierungspunkte. Obwohl die gebürtige Krefelderin noch zu den Küken im DFB-Aufgebot zählt, kann sie bereits auf eine Karriere mit Höhen und Tiefen zurückblicken. Im DFB-Pokalfinale zwischen ihrer SGS Essen und Wolfsburg zog sie sich einen Bruch des Steißbeins zu und fiel anschließend lange aus. 2021 unterschrieb sie einen Dreijahres-Vertrag in Frankfurt am Main, im Februar desselben Jahres debütierte sie für die A-Nationalmannschaft.
Jule Brand
Position: Linkes Mittelfeld, Rückennummer: 22, Verein: VfL Wolfsburg, Alter: 20, Länderspiele (Tore): 32 (7)
Neben Lena Oberdorf ist Jule Brand wohl das größte Versprechend es deutschen Frauenfußballs. Brand wurde von Voss-Tecklenburg 2021 als Testkandidatin ins deutsche Aufgebot berufen und stellte sich bei ihrem Länderspieldebüt mit einer rotzfrechen Spielweise vor. Angst, ins direkte Dribbling zu gehen, hatte sie nach ihrer Einwechslung in der 59. Minute gegen Australien keine. Bis zum Schlusspfiff besorgte Brand einen Treffer und eine Torvorlage, seitdem ist sie immanenter Bestandteil der deutschen Mannschaft.
Zusammen mit Bayern-Star Alphonso Davies durfte sie sich für den neuen Spiderman-Film “Across the Spider-Verse” außerdem in einer kleinen Rolle als Synchronsprecherin beweisen. Brand wechselte im Sommer 2022 von Hoffenheim nach Wolfsburg und erreichte mit dem VfL das Champions-League-Finale. Im entscheidenden Spiel kam sie aber nicht zum Einsatz.
Klara Bühl
Position: Linkes Mittelfeld, Rückennummer: 19, Verein: Bayern München, Alter: 22, Länderspiele (Tore): 35 (14)
Klara Bühl spielt Fußball, weil sie Spaß daran hat. Im Interview mit der “Vogue” verriet 22-Jährige, dass der Weg zum Profifußball eher ein “schleichender Prozess” gewesen sei. “Anfangs, als ich noch zu klein war, durfte ich nur zuschauen, wollte dann aber natürlich frühstmöglich selbst mitspielen. Als es dann so weit war, haben wir die Wochenenden gefühlt entweder auf dem Fußballplatz oder im heimischen Keller verbracht, wo wir zusammen eins gegen eins gespielt haben.”
Wer Bühl auf dem grünen Rasen beobachtet, weiß, dass das kein aufgehübschtes Märchen ist, sondern wohl die reine Wahrheit ist. Sämtliche ihrer Bewegungsabläufe wirken überaus natürlich, technische Fehler unterlaufen der Bayerin keine. Auch ihre Spitzengeschwindigkeit verdankt sie ihrem Trainingsfleiß. Am linken Flügel liefert sich Bühl ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Jule Brand um einen der begehrten Stammplätze.
Lina Magull
Position: Offensives Mittelfeld, Rückennummer: 20, Verein: Bayern München, Alter: 28, Länderspiele (Tore): 72 (22)
Widerstände haben Lina Magull auf ihrem Weg an die Weltspitze noch nie aufgehalten. In Dortmund aufgewachsen, entschied sie sich schon im Alter von 14 Jahren für einen Wechsel ins Mädcheninternat in Kaiserau: “Es war in dem jungen Alter sehr schwer. Rückblickend würde ich es vielleicht anders machen. (...) Man verliert ein bisschen die Verbindung zur Familie und zu Freunden. Andererseits wird man schnell selbstständig, was mir auch recht gutgetan hat”, verriet sie dem Fachmagazin kicker.
Eine schwierige Zeit, der sich allerdings bewähren sollte. 2012 wechselte sie zum VfL Wolfsburg. Mit den aufstrebenden Wölfinnen zweimal deutscher Meister, ehe sie in der Saison 2014/15 ihren Stammplatz im Mittelfeld endgültig zu verlieren drohte. Ein Wechsel zum SC Freiburg war die Folge. Dort konnte sie endlich wieder “frei aufspielen”, entdeckte wieder die Freude am Fußball. Seit 2018 spielt Magull für den FC Bayern, dort wurde die ehrgeizige Spielmacherin das Gesicht einer neuen Ära – mittlerweile trägt sie in München auch die Kapitänsbinde, im Nationalteam ist Magull ebenfalls eine Führungskraft.
Alexandra Popp
Position: Mittelstürmerin, Rückennummer: 11, Verein: VfL Wolfsburg, Alter: 32, Länderspiele (Tore): 128 (62)
Selbstverständlich: Vergleiche hinken immer. Doch um die Bedeutung von Alexandra Popp für die DFB-Elf zu unterstreichen, sei der wohl größte Name im deutschen Frauenfußball zumindest einmal erwähnt: Birgit Prinz. Wie die Weltmeisterin von 2003 und 2007 ist Popp nicht nur eiskalte Torjägerin, sondern auch Führungsspielerin. Der verlängerte Arm von Martina Voss-Tecklenburg erlebte bei der EM 2022 einen vorläufigen, höchst dramatischen Karrierehöhepunkt.
Lange kämpfte sie um die rechtzeitige Rückkehr in den Turnierkader, dann sorgte die kopfballstarke Angreiferin mit zwei Treffern im Halbfinale gegen Frankreich für den viel umjubelten Einzug ins Finale. Beim Aufwärmen vor dem großen Endspiel schließlich der große Schock: Eine Muskelverletzung verhinderte die Finalteilnahme, das Happyend blieb aus, Deutschland verlor im ausverkauften Wembley gegen Gastgeber England. Für die Bundestrainerin ist sie bei der Frauen-WM 2023 unverzichtbar: “Poppi lässt ihr Herz immer auf dem Platz, geht immer voran. Auch in jedem Training haut sie sich in jeden Ball rein. Das ist schon außergewöhnlich. (...) Poppi schont sich nie.”
Laura Freigang
Position: Mittelstürmerin, Rückennummer: 10, Verein: Eintracht Frankfurt, Alter: 25, Länderspiele (Tore): 20 (12)
Sowohl im ZDF-Studio bei Jan Böhmermann als auch vor dem gegnerischen Tor überzeugt Laura Freigang mit Nervenstärke. Mit zehn Treffern machte die gebürtige Kielerin in der abgelaufenen Bundesliga-Saison auf sich aufmerksam, in der deutschen Kabine überzeugt sie mit gutem Musikgeschmack. 2020 gab sie ihr Debüt in der Nationalmannschaft, ihr Tempo und ihre Abschlussstärke machen sie zum perfekten Joker für Bundestrainerin Voss-Tecklenburg.
Lea Schüller
Position: Mittelstürmerin, Rückennummer: 7, Verein: Bayern München, Alter: 25, Länderspiele (Tore): 47 (31)
Für die SGS Essen gab Lea Schüller im Alter von nur 16 Jahren ihr Bundesliga-Debüt. Es folgte ein steiler Aufstieg, welcher Schüller im Juli 2020 schließlich zum FC Bayern führen sollte. Dort entwickelte sie sich zu einer der gefährlichsten Torjägerinnen Deutschlands. 16 Treffer 2020/21, 16 Treffer 2021/22, 14 Treffer 2022/23 – Schüllers Zahlen aus der deutschen Bundesliga beweisen extreme Konstanz. Während Kapitänin Popp eher durch Physis und Kopfballstärke glänzt, ist ihre stärkste Waffe das unnachahmliche Tempo, mit welchem sie gegnerische Abwehrreihen in hübscher Regelmäßigkeit durchbricht.