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Frauen-WM: England hat Verletzungssorgen – aber auch Superstar Lucy Bronze

Tolga Akdeniz
England ist auf das Können von Lucy Bronze angewiesen
England ist auf das Können von Lucy Bronze angewiesenProfimedia
Amtierender Europameister, zahlreiche Weltklasse-Spielerinnen, aber zahlreiche Verletzungen: Mitfavorit England beginnt das Abenteuer bei der Frauen-WM 2023 mit gemischten Gefühlen. Eine Spielerin, von der in Australien und Neuseeland vieles abhängen wird, ist Lucy Bronze. Die 31-Jährige vom FC Barcelona ist eine der erfolgreichsten Spielerinnen der Welt.

England muss auf die Ballon d’Or Feminin-Gewinner 2022 Beth Mead verzichten. Auch Abwehrchefin und Kapitänin Leah Williamson fehlt verletzt – beide Spielerinnen zogen sich eine Verletzung am Kreuzband zu. Spielmacherin Fran Kirby vom FC Chelsea fehlt ebenfalls wegen einer Knieverletzung. Nach der erfolgreichen Europameisterschaft 2022 im eigenen Land musste man darüber hinaus die Rücktritte von Ellen White und Jill Scott verkraften.

Der Trophäenschrank ist voll – zumindest fast

Auf Lucy Bronze können die Three Lionesses aber weiterhin zählen. Sie ist die personifizierte Zuverlässigkeit. Bronze war schon am EM-Triumph maßgeblich beteiligt und stand in allen sechs Spielen in der Startelf. Beim Halbfinalerfolg über Schweden (4:0) erzielte sie kurz vor der Halbzeitpause den richtungsweisenden zweiten Treffer.

Bronze ist athletisch, taktisch hochbegabt und sorgt auf der rechten Abwehrseite defensiv wie offensiv für die entscheidenden Akzente – im englischen Nationalteam und beim FC Barcelona.

2022/23 kassierte sie mit dem FC Barcelona in 30 Ligaspielen nur zehn Gegentreffer. In den letzten 5 Saison wurde sie viermal nationaler Meister, dreimal in Frankreich, einmal in Spanien. Viermal gewann sie bereits die UEFA Champions League – dreimal mit Olympique Lyon und vor wenigen Wochen erstmals auch mit Barca. 

Bronze posiert mit der Champions-League-Trophäe
Bronze posiert mit der Champions-League-TrophäeProfimedia

In England wurde sie viermal (2014, 2015, 2017, 2019) zur Fußballerin des Jahres gewählt – die FIFA ernannte sie 2020 weltweit zur besten Spielerin. 

Was in ihrem Trophäenschrank noch fehlt: Der WM-Pokal. Schon 2015, als England den dritten Platz belegte, war Bronze Stammspielerin. Im Vorfeld der Frauen-WM 2023 ließ Bronze regelmäßig verlauten, was in Australien und Neuseeland ihr erklärtes Ziel ist: Der Titel. 

Bereits nach der erfolgreichen Europameisterschaft hatte sie selbstbewusst verkündet: “Es gibt noch eine weitere Trophäe zu gewinnen. Uns fehlt noch ein kleiner Stern in unserem Wappen auf dem England-Trikot.”

Fast spielte sie für Portugal

Bemerkenswert: Bronze hätte beinahe nie für England gespielt. Die frühere Trainerin Hope Powell hatte sie immer wieder aus dem Kader gestrichen, sodass Bronze offensiv darüber nachdachte, zum portugiesischen Verband zu wechseln – ihr Vater stammt aus Lissabon.

Via Facebook hatte die portugiesische Trainerin Monica Jorge bei ihren Eltern angefragt, ob sich Bronze vorstellen könne, für Portugal zu spielen. Und das konnte sie tatsächlich. Das Schicksal wollte es aber anders.

Ich war damals 16 und bevor ich 21 wurde, habe ich es nie in die Englische A-Mannschaft geschafft. (...) Am Ende habe ich es nur deshalb in den (englischen, Anm.) Kader für die Euro 2013 geschafft, weil es viele unglückliche Verletzungen gab und ich bin einfach eingesprungen”, erzählte Bronze einst dem Guardian.

Mehr als nur ein Joker

Erst unter Nationaltrainer Mark Sampson waren die Gedankenspiele zu einem Verbandswechsel endgültig aus ihrem Kopf verschwunden. Sampson setzte konsequent auf Bronze, sah in ihr mehr als bloß einen vielseitig einsetzbaren Joker.

Auch Sampsons Nachfolgerin Sarina Wiegman weiß ihre einzigartigen Fähigkeiten zu schätzen: “Lucy nimmt eine außergewöhnliche Führungsrolle in unserem Team ein. Selbst, wenn sie nicht die Kapitänsbinde trägt, ist sie eine Leaderin. Vom Anpfiff weg ist sie sofort im Spiel drinnen. Ihre Übersicht und ihre Spielintelligenz helfen uns dabei, so zu spielen, wie wir spielen wollen und Lösungen zu finden.”

Englands Nationaltrainerin Sarina Wiegman
Englands Nationaltrainerin Sarina WiegmanProfimedia

Mit England scheiterte Bronze bei der WM 2017 und bei der WM 2021 jeweils im Halbfinale. Darüber sei sie “immer noch untröstlich. Denn wir waren bei jeder Weltmeisterschaft, an der ich teilgenommen habe, nah dran. (...) Es war wahnsinnig, wahnsinnig knapp.”

England möchte bei der Frauen-WM 2023 unbedingt den entscheidenden Schritt machen und sich auf der ganz großen Bühne durchzusetzen. Dafür braucht es angesichts der schweren Verletzungen von Mead, Williamson und Kirby viel bestimmt ein wenig Glück  – und Lucy Bronze in Topform. Die 31-Jährige ist sich bewusst, dass sie in Australien und Neuseeland vielleicht zum letzten Mal die Chance hat, sich auf der ganz großen Bühne ihre Goldmedaille abzuholen.

Zum Match-Center: England vs. Haiti