Eine neue Dynastie: USA träumen vor Frauen WM vom historischen Triple
Viermal wurden die USA bereits Weltmeister. Auch in Australien und Neuseeland sind einige Titelträgerinnen noch dabei, etwa die beiden Offensivkräfte Megan Rapinoe oder Alex Morgan. Doch auch 14 absolute Neulinge schafften es in den Kader der erfolgreichsten Damen-Mannschaft dieses Planeten.
Trainer Vlatko Andonovski freut sich “über die Energie und den Enthusiasmus, welchen die jungen Spielerinnen mitbringen." Der amerikanisch-mazedonische Trainer kann dank des sich nie erschöpfenden Talentepools auch die Verletzungen einiger Stars mühelos kaschieren.
Kampf um faire Bezahlung endlich zu Ende
Kapitänin Becky Sauerbrunn, Stürmerin Mallory Swanson oder Catarina Macario fehlen bei der Frauen-WM 2023 verletzt. Spielerinnen wir die elegante, aber auch pfeilschnelle Flügelstürmerin Sophia Smith (Portland) kompensieren die Ausfälle. Smith wurde im vergangenen Jahr zur besten Spielerin der amerikanischen Liga NWSL gewählt. In 30 Länderspielen für die "Stars and Stripes" erzielte sie bereits 12 Tore.
Auch die 21-jährige Trinity Rodman, welche 2021 zum besten NWSL-Rookie ernannt wurde - ihr Vater ist die NBA-Legende Dennis Rodman - gehört zu den Neulingen im US-Kader. Zu nennen wäre ebenfalls Alyssa Thompson, eine 18-jährige Angreiferin vom Angel City FC. Sie ist die zweitjüngste Spielerin in der US-Geschichte, die jemals für eine Weltmeisterschaft nominiert wurde.
Verglichen damit wirken Rose Lavelle (28), Lindsey Horan (29) oder Crystal Dunn (31) fast wie alte Hassen: Sie waren beim Turnier 2019 bereits dabei. Sie waren auch dabei, als die Amerikanerinnen einen erbarmungslosen Kampf um gleiche Bezahlung mit den Herrenteams des US-Verbandes kämpften.
Die Bemühungen blieben nicht unbelohnt. Im Mai 2022 wurde ein historisches Abkommen mit “US Soccer” ausgehandelt, welches die Gleichbehandlung der Herren- und Frauen-Nationalteams schriftlich fixierte. So konnte eine alte Kluft endlich geschlossen werden.
Europa im Nacken
In Australien und Neuseeland soll eine alte Frage beantwortet werden: Konnte Europa den Qualitätsunterschied zu den USA minimieren. Bringen England, Deutschland, Schweden, Spanien oder Frankreich die amerikanische Dominanz endgültig ins Wanken?
Wenngleich die USA in der FIFA-Rangliste unangefochten auf Platz stehen, bemühen sich die Damen um Bescheidenheit. Man sein nicht das beste, lediglich “eines der besten” Teams der Welt. Eine Aussage, die sich direkt auf die Erfahrung bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 bezog, als man sich mit der Bronzemedaille begnügen mussten. Man musste sich Kanada geschlagen geben.
Und im letzten Jahr verloren die USA in kurzen Abständen gegen England, Spanien, dann Deutschland. Niederlagen? Ungewohntes Terrain für die US-amerikanische Walze, die jahrzehntelang alles platt drückte, was sich ihr in den Weg stellte.
The winner takes it all
Trainer Andonovski hat sich eine klare Aufgabe gesetzt: Den Erfolgslauf bei der Frauen-WM 2023 zu verlängern und den europäischen Sturmlauf in Zaum halten. Nur der Titel zählt.
“Wäre ich glücklich, wenn wir etwas anderes als den dritten WM-Titel in Folge holen würden? Nein, absolut nicht”, versicherte der 46-Jährige: “Unser Ziel ist es, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand im Team mit weniger zufrieden wäre.”
Früh wird sich die USA echten Herausforderungen stellen müssen. In Gruppe E trifft man auf die Niederlande, den Finalgegner von 2019. Außerdem gesellen sich die schwer berechenbaren WM-Debütanten Vietnam und Portugal hinzu. “Das ist natürlich einer der schwierigsten, wenn nicht die schwierigste Gruppe bei dieser Weltmeisterschaft”, analysierte Andonovski: “Wir müssen drei verschiedene Stile analysieren, drei verschiedene Ansätze parat haben (...). Aber wir haben genügend Zeit, uns darauf vorzubereiten.”
Die Erfahrung der einen, die Jugend der anderen machen den Rekordweltmeister auch bei der Frauen-WM 2023 zum ersten Titelanwärter.