Nächste Blamage für Deutschland: WM-Aus in der Gruppenphase
Die Ausgangslage war klar: Ein Sieg in Brisbane, dann kann der Rechenschieber weiterhin auf dem Dachboden verstauben. Dann würde Deutschland die K.o.-Phase erreichen - wie das bei Weltmeisterschaften bislang immer der Fall war.
Auch im dritten Gruppenspiel musste Martina Voss-Tecklenburg ihre Abwehrkette umbauen. Sara Doorsoun zog sich gegen Kolumbien eine Muskelverletzung zu. Für sie kehrte Marina Hegering nach überstandener Fersenverletzung in die deutsche Startelf zurück.
Auf den Anpfiff folgt der große Schreck
Doch die Partie begann mit einem großen Schock. In Minute 3 fand Südkorea bereits die dicke Chance auf das frühe 1:0 vor, Torhüterin Merle Frohms lenkte den Ball in letzter Sekunde ans Aluminium.
Drei Minuten später präsentierte sich die DFB-Abwehr erneut unsortiert - und wurde diesmal dafür bestraft. Ein Pass durch die Schnittstelle, die deutsche Abseitsfalle schnappte nicht zu, Stürmerin So-hyun Cho konnte sich im Duell mit Merle Frohms die richtige Ecke in aller Ruhe aussuchen.
Fortan lief Deutschland dem Rückstand hinterher. Allerdings ohne einen klaren Plan. Ähnlich wie bei der 1:2-Niederlage gegen Kolumbien wirkte der Spielaufbau oft zu hektisch. Zahlreiche unerklärliche Fehlpässe kosteten wertvolle Zeit und stärkten den Gegner.
Und auch im Strafraum zitterten die Nerven: Klara Bühl vergab in der 11. und 15. Minute jeweils eine Großchance.
Südkorea erfüllte die Erwartungen von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nicht. Anstatt sich tief in der eigenen Hälfte einzuigeln, agierten die Asiatinnen extrem aggressiv und besonders gegen den Ball sehr mutig.
Lange Mängelliste
Keine Spur von kreativen Einfällen oder überraschenden Spielzügen der deutschen Elf. Oft blieben die dribbelstarken Flügel Jule Brand und Klara Bühl im koreanischen Abwehrblock hängen.
Die zur Außenverteidigerin umfunktionierte Svenja Huth suchte unterdessen mit hohen Zuspielen Alexandra Popp. Das funktionierte gegen ein kleingewachsenes Südkorea verhältnismäßig gut. In der 42. Minute schraubte sich Popp in die Höhe, setzte die Kugel per Kopfball präzise ins Eck. Der wichtige Ausgleich kurz vor der Pause!
Und dann? Der Rückfall in alte Muster. Obwohl man wusste, dass man für den Einzug ins Achtelfinale drei Punkte benötigen würde - denn Marokko führte im Parallelspiel gegen Kolumbien bereits mit 1:0 - scheute Deutschland weiterhin das Risiko. Überzahlsituationen im gegnerischen Strafraum und dominante Druckphasen blieben eine Seltenheit.
Doppeltes Pech
Popp erzielte nach einem sehenswerten Hackentrick zwar das 2:1 - wegen einer gut erkennbaren Abseitsstellung zählte der Treffer jedoch nicht. Kurz darauf hatte die DFB-Kapitänin wieder die Führung auf der Stirn. Eine butterweiche Flanke von Huth setzte Popp per Kopf nur an die Querlatte.
Südkorea lauerte auf Konter, strahlte dabei oft größere Gefahr aus als der klare Favorit. Voss-Tecklenburg reagierte verhältnismäßig spät. In Minute 64 brachte sie Lena Lattwein und Sydney Lohmann für Sara Däbritz und Klara Bühl in die Partie. Auch Nicole Anyomi sollte ab der 84. Minute mit ihrem Tempo neue Impulse setzen - vergebens.
Der Lucky Punch blieb lange aus. Lohmann setzte zwei Fernschuss spät in der Nachspielzeit daneben. Sonst passierte nicht mehr viel.
Kolumbien und Marokko befinden sich im Achtelfinale der Frauen-WM 2023. Die deutsche Nationalmannschaft hingegen muss nun schwere Wunden lecken. Zum ersten Mal in der WM-Historie hat Deutschland das Achtelfinale verpasst. Aus Sicht des ohnehin kriselnden DFBs gleicht das einer mittleren Katastrophe. Südkorea hingegen verabschiedete sich erhobenen Hauptes von der Frauen-WM 2023.
Zum Match-Center: Deutschland vs. Südkorea