"Null-Toleranz-Haltung" bei Unruhen: Große Sorgen vor Israels Gastspiel in Frankreich
Aus der Heimat kam bereits trotz aller Sicherheitsvorkehrungen der eindringliche Appell an die Anhänger, das Spiel am Donnerstag (20.45 Uhr/DAZN) zu meiden. Der Nationale Sicherheitsrat in Jerusalem teilte den Fans in der vergangenen Woche mit, "keine Sportspiele oder Kulturveranstaltungen zu besuchen, mit besonderem Augenmerk auf das bevorstehende Spiel der israelischen Fußball-Nationalmannschaft in Paris".
Zum Match-Center: Frankreich vs. Israel
Dass Fans aus Angst vor Ausschreitungen davor gewarnt werden müssten, das Spiel zu besuchen oder sich als Israeli kenntlich zu machen, sei "ein absolutes Armutszeugnis", sagte Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, dem SID: "Wir können nur hoffen, dass sich die Angst, die man in Israel hat, nicht für Paris bewahrheitet und wir Fußballspiele in einem demokratischen Land im Jahr 2024 ungehindert besuchen können."
Doch die Lage ist angespannt, die französische Hauptstadt nach den Vorfällen in Amsterdam rund um die Europa-League-Partie zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv gewarnt: Wie der Pariser Polizeichef Laurent Nunez mitteilte, werden rund 4000 Polizisten in der Stadt und rund um das Stade de France im Einsatz sein, eine Eliteeinheit werde zudem das israelische Team schützen.
Die Mannschaft fühle sich jedenfalls "ziemlich sicher", wie Trainer Ran Ben Shimon in einem vom Verband veröffentlichten Video erklärte. Mittelfeldspieler Ethane Azoulay bedauerte derweil, dass jüdische Fans wohl nicht zum Spiel kämen: "Aber so ist es im Moment nun mal, wir konzentrieren uns auf den Fußball."
Lediglich rund 20.000 Fans werden in dem Stadion, das normalerweise für bis zu 80.000 Menschen Platz bietet, im Pariser Vorort Saint-Denis erwartet. Einer der Zuschauer wird Präsident Macron sein. Wie sein Büro mitteilte, solle die Anwesenheit des Staatsoberhauptes "eine Botschaft der Brüderlichkeit und Solidarität nach den unerträglichen antisemitischen Handlungen nach dem Spiel in Amsterdam" senden.
Antisemitische Ausschreitungen in Amsterdam
In der niederländischen Hauptstadt war es am vergangenen Donnerstag zu gewaltsamen Angriffen gekommen, Berichte über Hetzjagden auf Maccabi-Fans machten die Runde, es sei zu Schlägereien und Vandalismus gekommen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schickte daraufhin Flugzeuge nach Amsterdam, um die Fans in Sicherheit bringen zu lassen. Dick Schoof, Ministerpräsident der Niederlande, sprach von "völlig inakzeptablen antisemitischen Angriffen auf Israelis", auch die Europäische Fußball-Union (UEFA) verurteilte die Gewalt "aufs Schärfste".
Ähnliche Szenen will man in Paris unbedingt verhindern. "Der geopolitische Kontext ist äußerst heikel", sagte Polizeichef Nunez. Die Partie bezeichnete er als hochriskant und kündigte eine "Null-Toleranz-Haltung gegenüber Unruhen" an. Das sei auch "das Mindeste, was wir alle, auch die Menschen in Frankreich, erwarten", erklärte Meyer im SID-Gespräch: "Es darf nicht noch mehr passieren, damit die Verantwortlichen endlich konsequent handeln."
Die Sorge bleibt groß - auch bei Meyer: "Natürlich hat man Angst um seine Makkabi-Community, die auch in Paris gerne zu dem Spiel gehen würde und sich jetzt überlegt, das wirklich zu tun. Gedanken, die wir freiheitlichen, demokratischen Menschen uns nicht stellen wollen, aber derzeit stellen müssen."