Nagelsmann regelt: Neuling, Rückkehrer - und eine klare Eins
Julian Nagelsmann setzte sich kerzengerade neben eine moderne Stehlampe und regelte am Feiertag in acht Minuten alles, was zu regeln war. Neue Offensiv-Power, eine klare Festlegung in der Torwartfrage und der Abschied der letzten Weltmeister - mit gezielten Änderungen und Vorfreude auf große Emotionen geht der Bundestrainer in die anstehenden Nations-League-Spiele.
Nagelsmann nominierte Sturm-Neuling Tim Kleindienst, den vor der Heim-EM aussortierten Serge Gnabry sowie die Rückkehrer Antonio Rüdiger und Janis Blaswich für die Duelle in Bosnien-Herzegowina (11. Oktober) und gegen die Niederlande (14. Oktober).
Einsatzgarantie für Baumann
Im Tor sieht die Lösung des Bundestrainers pragmatisch aus, Blaswich (RB Salzburg) ist nach der Verletzung von Marc-Andre ter Stegen als dritter Mann neben Alexander Nübel und Oliver Baumann vorgesehen. Baumann wird im stolzen Alter von 34 Jahren endlich debütieren.
Baumann habe es nach langer Wartezeit "verdient, mal ein Länderspiel zu kriegen", verkündete Nagelsmann. Der Hoffenheimer wird wie Blaswich keine weiteren Ansprüche stellen, der Mann für die Zukunft wäre Nübel.
Nagelsmann legte sich allerdings klar auf ter Stegen als WM-Torwart fest, trotz dessen wohl achtmonatigen Ausfalls wegen eines Patellasehnenrisses im rechten Knie. Ter Stegen "ist unsere Nummer eins - und das bleibt er auch", betonte der Bundestrainer.
Kleindienst "extrem euphorisch"
Spätstarter Kleindienst (29), nach Nagelsmanns Anruf "extrem euphorisch", ist im 23er-Kader der Ersatz für den verletzten Niclas Füllkrug. "Tim hat in Heidenheim eine sehr gute Leistung gezeigt, er hat auch in Gladbach ganz gut eingeschlagen", sagte der Bundestrainer: "Er ist zudem defensiv sehr verlässlich." Seit dem Aufstieg mit Heidenheim hat kein Bundesliga-Spieler mehr Zweikämpfe (622) oder Sprints (1216) absolviert.
Über sich selbst sagt der 1,94 m große Mittelstürmer, er sei "vielleicht nicht immer der filigranste Fußballer, dafür lebe ich ein bisschen diese Drecksack-Mentalität".
Rückkehr für Gnabry und Rüdiger
Von Serge Gnabry hingegen sind nach fast einem Jahr DFB-Zwangspause eher Dynamik, Schnelligkeit und Dribblings zu erwarten. Die Motivation liegt für den Bayern-Star in einer Heim-EM vor dem Fernseher. "Es gibt wenig Schlimmeres für einen Sportler, als so ein Event zu verpassen", sagte er erst am Dienstag. "Das war extrem bitter, aber es geht wieder nach vorne."
Einen Schritt zurück, geht Maximilian Beier. Weil der Stürmer bei Borussia Dortmund kaum spielt, soll er nun lieber in der U21-Nationalmannschaft zweimal in der Startelf stehen. Emre Can ist gar nicht mehr dabei - dafür Abwehrchef und Vize-Kapitän Rüdiger, der zuletzt eine Erholungspause bekommen hatte.
Sind die Spiele bestritten, "wird es noch einmal emotional", wie der Bundestrainer sagt. Denn die letzten Weltmeister gehen und sollen nach dem Abpfiff in München einen würdigen Abschied erhalten. Nach der EM waren Manuel Neuer, Thomas Müller und Toni Kroos ebenso zurückgetreten wie Kapitän Ilkay Gündogan.