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Mehr als ein Staubsauger: Wer füllt das Kroos-Vakuum?

SID
Angelo Stiller (r.) und Aleksandar Pavlovic sind die großen Hoffnungen im deutschen Mittelfeld
Angelo Stiller (r.) und Aleksandar Pavlovic sind die großen Hoffnungen im deutschen MittelfeldČTK / imago sportfotodienst / Ralf Poller/Avanti
Diese Geschichte ist viel zu schön, um sie nicht zu erzählen. Als Angelo Stiller noch in der Jugend von Bayern München spielte und das Finale um die U17-Meisterschaft gegen Borussia Dortmund verlor, zeigte sich Uli Hoeneß trotzdem spendabel: Er schenkte den Spielern Gutscheine für einen Elektromarkt. Und während die Teamkollegen ihre Spielkonsolen oder anderes Aufregendes nach Hause trugen - da hatte Stiller seiner Mutter einen Staubsauger gekauft.

Eine gewisse Bodenständigkeit kann dem Neuling der deutschen Nationalmannschaft vom VfB Stuttgart also durchaus zugeschrieben werden. Dass die im modernen Fußball immer wichtigere Position des defensiven Mittelfeldspielers zudem früher ebenfalls abwertend "Staubsauger" genannt wurde, ist ein schöner Schmunzler. Angelo Stiller kann selbstverständlich viel mehr als das Balleinsaugen und -weitergeben: Ihm wird zugetraut, dereinst den unersetzlichen Toni Kroos zu beerben.

Lob von allen Seiten

Joshua Kimmich, der neue DFB-Kapitän, ist jedenfalls mehr als angetan. Mit einer Oliver-Kahn-Anleihe beschrieb er die "brutale Entwicklung" des 23-Jährigen: "Er ist einer, der Eier hat. Der den Ball haben will, der Fußball spielen will." Auch Julian Nagelsmann schwärmte derart von Stillers Dominanz und Spielintelligenz, dass der Deutsche Fußball-Bund ihn derzeit lieber versteckt: Stiller wird vorerst auf keiner Pressekonferenz sitzen. Man erahnt die Fragen, die kommen würden.

Der Bundestrainer will Stiller und/oder Aleksandar Pavlovic (Bayern München) auch gar nicht "den Druck geben", Toni Kroos eins zu eins ersetzen zu müssen. "Unser Spiel wird sich minimal ändern", sagte er, es werde wohl niemand mehr nach links zur Viererkette abkippen und "die Bälle zwischen die Linien knallen". Stiller und Pavlovic (20), beide in München geboren, beide aus der Bayern-Jugend, ein Linksfuß (Stiller) und ein Rechtsfuß (Pavlovic), Seite an Seite - das könnte die Zukunft sein.

Viele Alternativen im DFB-Mittelfeld

Die Gegenwart aber sieht wohl wie bei der EM noch Pascal Groß (33) und Robert Andrich (29) in den von Nagelsmann erwähnten "großen Fußstapfen". Die Quantität der Auswahl ist größer als auf jeder anderen Position: Nagelsmann hat für den Nations-League-Auftakt gegen Ungarn (Samstag, 20.45 Uhr/ZDF) und in den Niederlanden Groß, Andrich, Stiller, Pavlovic und Emre Can nominiert. Zudem, nicht zu vergessen, kann Kimmich dort spielen, den der Bundestrainer vornehmlich als Rechtsverteidiger sieht.

Der Kapitän redet auch über Pavlovic wie über Stiller in Kategorien unter der Gürtellinie, was wohl als ultimatives Lob unter Männern zu verstehen ist. "Pavlo ist ähnlich", sagte er: "Er hat im Champions-League-Halbfinale in Madrid im Bernabeu-Stadion aufgedribbelt und macht sich nicht in die Hose." Gemeinsam auf dem Platz gestanden haben die beiden auch schon - allerdings als Gegner, nicht als Teamkollegen. Das wäre ein Novum.

Stiller bleibt bodenständig

Das Kroos-Vakuum zu füllen, ist Nagelsmanns erste taktische Baustelle nach seinem guten Turnierdebüt als Bundestrainer. "Toni ist der vielleicht größte deutsche Fußballer, den es je gab", sagte auch Pascal Groß im kicker-Interview voller Respekt. Es sei daher "genau richtig", ihn nicht als "Double" zu sehen.

Und niemand anderen. Auch nicht Angelo Stiller. "Den Satz, dass ich Toni-Kroos-Nachfolger werde, den wird man von mir nicht hören", sagte der im SZ-Interview: "Das wäre ja auch Wahnsinn." Zumindest heute noch.