FlashFocus: Marcin Bulka - Zwischen Trümmer-Lambo und bevorstehendem Transfer
"Der ist aber groß!" ist die häufigste Aussage von Menschen, die Bulka zum ersten Mal live sehen. Er selbst sagte einmal, dass er seine Veranlagung, seine Größe und seinen kräftigen Körperbau (198 cm) von Familienmitgliedern geerbt habe: "Wir lachen darüber, dass es eine Tradition ist, weil mein Großvater Torwart war, mein Onkel und jetzt ich".
Vom Land in die größten Metropole Europas
In den Farben von Stegna Wyszogrod, dem Verein seines Geburtsorts, machte Bulka im Alter von 8 Jahren seine ersten Schritte im Fußball. Aufgrund seiner Fähigkeiten und körperlichen Voraussetzungen spielte er schnell in Mannschaften, die für 2-3 Jahre ältere Spieler bestimmt waren.
Danach besuchte er die Escola Varsovia, eine Fußballakademie in Warschau, der mit FC Barcelonas berühmter La Masia zusammenarbeitet. Sowohl der FC Chelsea als auch der FC Barcelona botem dem jungen Spieler 2016 Probetrainings an. In Spanien machte er einen guten Eindruck, aber die Verantwortlichen boten ihm statt eines Vertrags weitere Tests an. Zu diesem Zeitpunkt offenbarte sich der Charakter des Spielers, und er beschloss, dass er von einem konkreteren Angebot der Blues stärker profitieren würde.
Rekordeinkauf vor der Nase
Gleich in seiner ersten Saison an der Stamford Bridge gewann er mit seiner Mannschaft die U18 Premier League und wiederholte diesen Erfolg ein Jahr später. Er debütierte schließlich in einem Freundschaftsspiel für Chelseas A-Mannschaft, aber trotz seiner guten Form entschieden sich die Eigentümer Kepa Arrizabalaga für die Rekordsumme von 80 Millionen Euro zu holen. Der Pole entschied sich, dass seine Zeit in London vorbei sei, weigerte sich, seinen Vertrag zu verlängern und unterschrieb 2019 einen neuen - bei Paris Saint-Germain.
Lambo geschrottet
Dort erwies sich die Konkurrenz jedoch als noch stärker, denn neben Bulka wurden sieben weitere Torhüter verpflichtet, darunter Keyor Navas, Sergio Rico und Gianluigi Donnarumma. Der Pole kam nur in zwei Spielen zum Einsatz, stieg aber dank seiner offenen und kontaktfreudigen Art schnell in der Hierarchie für Freundschaftsspiele auf.
2020 wollte Bulka ein bisschen Pariser Luxus in seine Heimatstadt bringen, was beinahe in einer Tragödie endete. Die örtlichen polnischen Straßen erwiesen sich als zu schmal, als er mit seinem Lamborghini bei einem Überholmanöver frontal mit einem aus der Gegenrichtung kommenden Hyundai zusammenstieß. Bulka überstand den Unfall unversehrt, während der andere Fahrer mehrere Knochenbrüche erlitt. Der Mietwagen im Wert von mehr als 200.000 Euro war nur noch zur Entsorgung geeignet.
Neue Heimat an der Côte d'Azur
Nach seiner Rückkehr in die französische Hauptstadt wurde Bulka an zweitklassige Vereine ausgeliehen: Cartagena in Spanien und dann Châteauroux in Frankreich. Bei beiden Vereinen spielte er keine große Rolle, wozu vor allem eine Knöchelverletzung beigetragen hat.
Die fehlende Perspektive bei PSG zwang ihn, sich einen weiteren neuen Verein zu suchen, und so landete er 2021 auf Leihbasis und 2022 schließlich fest bei OGC Nizza. Doch auch dort verlor er erst das Positionsduell gegen Walter Benitez und dann gegen Kasper Schmeichel. Der charakterstarke Bulka erzählte in einem Interview, dass der Kampf mit dem Dänen nicht ganz fair war, aber zu seinem Glück verließ Letzterer die Mannschaft schnell wieder:
"Ich hatte Gespräche mit dem Trainer (Lucien Favre - Anm. d. Red.), der mir sagte, dass ich die Nummer eins wäre, wenn wir bei Borussia Dortmund wären. Ich versuche, mich in der Umkleidekabine und mit dem Management nicht zu streiten. Es gab viele Dinge, die ich auch sagen könnte, aber ich will es nicht, weil ich sonst Ärger bekommen könnte."
Nach Schmeichels Abgang 2023 sprang der Pole jedoch ins Tor und überließ seinen Platz diesmal keinem anderen. Bulka zeigte glänzende Leistungen, gewann die Sympathien der Fans und blieb 748 Minuten am Stück ohne Gegentor. Sein Durchbruch war das Spiel gegen den AS Monaco in der Saison 2023/2024, als er zwei Elfmeter abwehrte und seine Mannschaft das Derby an der Côte d'Azur gewann.
Zu diesem Erfolg gratulierte ihm auch Thibaut Courtois, mit dem er sich während seiner Zeit bei Chelsea angefreundet hatte und mit dem er seitdem in Kontakt geblieben ist.
Wie sich herausstellte, gibt der Belgier seinem jüngeren Kollegen nicht nur Tipps, sondern empfiehlt ihn auch bei Real Madrid als seinen Nachfolger. Derzeit steht der Pole aber auch bei anderen großen Vereinen auf dem Radar, darunter Atletico und Inter sowie - aufgrund der Besitzverhältnisse in Nizza - auch bei Manchester United. Seine Zukunft wird sicherlich von Pini Zahavi, einem der besten Agenten der Welt, gut betreut werden.
Nicht so einfach
Jahrelang musste Lukasz Skorupski im Tor der polnischen Nationalmannschaft den Titel der Nummer 3 gehorsam ertragen. Mit den Karriereenden in der Nationalmannschaft von Lukasz Fabianski und Wojciech Szczesny wäre er der nächste Spieler in der Hackordnung gewesen, doch ein neuer Konkurrent tauchte auf. Bulka erkennt die Hierarchie nicht kleinlaut an und will um einen Platz zwischen den Pfosten in der Nationalmannschaft kämpfen.
In einem Gespräch setzte Bulka auf seine Fähigkeiten als Glücksbringer - die Mannschaft blieb in den drei Spielen mit ihm ungeschlagen (2 Siege und ein Unentschieden). Im Moment setzt Nationaltrainer Michal Probierz auf Rotation, aber es ist noch nicht bekannt, wer der Torhüter für die kommenden Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft 2026 sein wird.
Marcin Bulka findet im Moment die perfekte Balance zwischen dem Leben eines Stars und dem eines normalen Jungen. Er genießt den Luxus, lässt sich aber nach den Erfahrungen, die er gemacht hat, nicht unterkriegen. Es lohnt sich, seine Karriere im Auge zu behalten, denn er könnte bald zu den besten Torhütern der Welt gehören.
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