Auf Kroos folgt Groß - Und die Jungen machen Druck
Wenn die "Erben" um seine Nachfolge rangeln, bildet Toni Kroos lieber selbst Nachwuchs aus. Der Weltmeister von 2014 sagte für den emotionalen Vierer-Abschied in seiner alten Heimat München ab - er steht in Madrid mit den Kickern seiner Jugend-Akademie auf dem Platz. Gerne wäre er dabeigewesen, ließ er über den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ausrichten.
Die Lücke, die der hyperzuverlässige Pass-Roboter hinterlassen hat, kann nicht eins zu eins gefüllt werden, das hat Julian Nagelsmann immer betont. Neben Robert Andrich, bei der Heim-EM der Zerstörer an der Seite des Filigranen, hat sich inzwischen Pascal Groß etabliert.
Doch die Jungen drängen nach: Aleksandar Pavlovic (20) soll in München gegen die Niederlande am Montag (20:45 Uhr/LIVE in der Flashcore-Audioreportage) auch im Nationaltrikot vorspielen.
Zuletzt hat der vielversprechende Stuttgarter Angelo Stiller (23) debütiert - und dann gibt es ja noch Joshua Kimmich, der sich vorerst vorbildlich-kapitänhaft mit der rechten Abwehrseite abgefunden hat.
Kroos-Vergleich: Groß spielt auf seine "Art und Weise"
Groß, 33, hat Stiller und Pavlovic die Erfahrung voraus, er ist eine straff ordnende Hand, sitzt im Mannschaftsrat und spielt starke öffnende Pässe. Die EM war für ihn "learning on the job": Er hat sich bei Kroos, dem "vielleicht größten deutschen Fußballer aller Zeiten", wie er sagte, vieles abgeschaut und manchmal einfach nur gestaunt.
"Das Gefühl für den Raum, die Sauberkeit im ersten Kontakt, im Passspiel", all das hat ihn schwer beeindruckt, wie er zuletzt verriet. Der Titel zum Artikel in der Süddeutschen Zeitung: "Wo Kroos war, soll jetzt Groß sein."
Generell jedoch findet der bescheidene Groß den Vergleich mit dem Titelsammler "nicht fair", weil er ihn zu sehr belädt, trotz durchaus vorhandener Parallelen in der Spielanlage. Linien knacken, Gegner locken, "aber auf meine Art und Weise".
Zur Vorschau: Deutschland vs. Niederlande
Heimspiel für Bayern-Talent
Pavlovic hat die ersten beiden Heim-EM-Spiele wegen seiner Mandel-Operation im Krankenhaus geschaut, das Aus gegen Spanien verfolgte er im Italien-Urlaub. Geht seine sportliche Entwicklung so rasant weiter, wie sie begonnen hat, wird er in der Nationalmannschaft bald genauso unverzichtbar werden wie beim FC Bayern.
Große Ansagen sind seine Sache aber nicht: "Ich werde jeden Tag hart an mir arbeiten, was dann kommt, werden wir sehen", sagte er ran.de. "Mittelfristig ist es mein Ziel, fester Bestandteil der Mannschaft zu werden." Schon vor der WM 2026?
Interessanterweise würde Pavlovic qua Spielanlage eher Groß gefährden. Es könnte somit dazu kommen, dass der erste Kroos-Erbe es sich gar nicht zu bequem machen darf.
Auch Stiller ähnelt Groß, Andrich also ist derjenige, der in der Nationalmannschaft derzeit einzigartige Qualitäten besitzt. Den feinen Fuß kann er aber auch - sein Pass in der Leverkusen-Connection auf Florian Wirtz vor dem 1:0 in Bosnien war alleine das Eintrittsgeld von 30 Konvertiblen Mark (15 Euro) wert.
Toni Kroos schaut sich das für den Moment gelassen aus der Ferne an. Er denkt schon eine Generation weiter. Und kickt mit den Kids.