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Ausgerechnet gegen England: Deutsche U21 kämpft um den EM-Verbleib

Micha Pesseg
Deutschlands Mittelstürmer Jessic Ngankam
Deutschlands Mittelstürmer Jessic NgankamProfimedia
Nach zwei enttäuschenden Auftritten gegen Israel und Tschechien braucht die deutsche U21 unbedingt einen Sieg im letzten Gruppenspiel gegen England. Gelingt ausgerechnet gegen den großen Favoriten die erhoffte Leistungsexplosion? Falls nicht, ist das Aus in der Vorrunde besiegelt. Anpfiff ist am Mittwoch um 18 Uhr (live mitverfolgen in der Flashscore Audioreportage).

Angelo Stiller fehlten im Post-Match-Interview mit “ran” zunächst die Worte. Mit einem direkten Freistoß hätte er Deutschland im wichtigen Spiel gegen Tschechien beinahe früh in Führung gebracht. Stattdessen kassierte man die erste Niederlage bei einer U21-EM-Gruppenphase seit 2017. 

Nach einigen Sekunden Bedenkzeit lamentierte Stiller, der Gegner habe destruktiv gespielt: "Die haben sich hinten reingebunkert. Das war ja kein Fußball, was die machen wollten." Sein Trainer Antonio di Salvo zollte der Tschechischen Republik etwas mehr Respekt. Er lobte explizit den engagierten Auftritt des Gegners und richtete sich dann an seine eigene Mannschaft: “Jetzt müssen wir die Jungs wieder aufrichten. Dann haben wir die Köpfe wieder oben."

U21-Trainer Di Salvo steckt den Kopf noch nicht in den Sand
U21-Trainer Di Salvo steckt den Kopf noch nicht in den SandProfimedia

Obwohl die Ausgangslage kaum Hoffnung zulässt, versucht Di Salvo, optimistisch zu bleiben. England ließ in den ersten beiden Gruppenspielen nichts anbrennen. Nach zwei souveränen 2:0-Siegen ist man Gruppenerster.

England wartet seit 1984 auf den Titel

Die Three Lions haben sich eine perfekte Ausgangslage erarbeitet und träumen in Georgien und Rumänien vom großen Wurf. Vor 39 Jahren wurde England zuletzt U21-Europameister. Weil der direkte Vergleich und nicht die Tordifferenz bei Punktegleichheit ausschlaggebend ist, wird die Mannschaft von Lee Carsley Gruppe C auf jeden Fall an der Tabellenspitze beenden.

An Deutschland hat man jedoch keine guten Erinnerungen. 2017 verlor man das Halbfinale gegen die DFB-Auswahl im Elfmeterschießen. Erinnerungen an die Weltmeisterschaft 1990 und die Europameisterschaft 1996 wurden wach. Am Ende gewinnen eben immer die Deutschen. Zumindest früher war das so.

Denn obwohl Cheftrainer Di Salvo eine talentierte Generation zur Verfügung steht, leidet diese erschreckenderweise an denselben Problemen wie die A-Mannschaft. Optisch dominiert man den Gegner, man hat deutlich mehr Ballbesitzphasen, trotzdem hat man beim Schlusspfiff zumeist das Nachsehen. Die Folge: nur zwei der letzten acht Partien konnte Deutschlands U21 gewinnen.

Die Mannschaft präsentiert sich ohne Selbstbewusstsein, hadert häufig mit dem Schicksal und externen Umständen. Im letzten Gruppenspiel ist aber kein Platz mehr für Ausreden. Ohne Sieg müsste man sich auf jeden Fall vorzeitig aus Georgien und Rumänien verabschieden. Selbst mit drei Punkten wäre man noch auf Schützenhilfe von Israel angewiesen.

Zum Match-Center: Deutschland vs. England

Teamnews: Moukoko weiterhin fraglich

"Ich kann nicht sagen, ob er gegen England spielen wird. Wir schauen jeden Tag, wie es aussieht, das haben wir so mit ihm vereinbart. Er hat heute individuell trainiert, das ist der erste Schritt in die Richtung, die er für Mittwoch nehmen muss", erzählte Assistenztrainer Daniel Niedzkowski am Dienstag. 

Sein Fehlen machte sich gegen die Tschechische Republik in vielerlei Hinsicht bemerkbar, Jessic Ngankam blieb zu häufig in der Luft hängen. Sollte Moukoko wegen seiner anhaltenden muskulären Probleme ausfallen, hinge in der Offensive erneut viel von Kevin Schade ab.

BVB-Star Moukoko ist auch für das letzte Gruppenspiel fraglich
BVB-Star Moukoko ist auch für das letzte Gruppenspiel fraglichProfimedia

Nelson Weiper stünde eventuell als Ersatz für Ngankam parat. Von Di Salvo bekam er nach seiner Einwechslung gegen Tschechien ein ausdrückliches Lob. Der junge Mainzer habe seine Sache "sehr gut gemacht. Er war präsent. Natürlich beschäftige ich mich mit ihm."

Der zuletzt ebenfalls angeschlagene Spielmacher Angelo Stiller sollte hingegen rechtzeitig fit werden. "Er hat noch leichte Beschwerden, aber es ist besser geworden", sagte Di Salvo. Wie Moukoko auch stand Stiller beim Abschlusstraining auf dem Platz, trainierte aber dosiert. "Wir gehen davon aus, dass er Mittwoch dabei sein kann." Definitiv ausfallen wird hingegen Kenneth Schmidt.

Die englische Auswahl weist eine gute Mischung aus Erfahrung und jugendlicher Frische auf. Mit Verletzungen hatte Cheftrainer Lee Carsley nicht zu kämpfen. In Batumi kann er seine beste Mannschaft aufbieten, wird im für seine Mannschaft sportlich bedeutungslosen letzten Gruppenspiel aber bestimmt einigen Ersatzspielern Einsatzzeit auf der großen Bühne ermöglichen.

Die Stars in seinem Team sind Abwehrchef Levi Colwill (Chelsea, zuletzt an Brighton verliehen), Emile Smith Rowe – der Arsenal-Profi sammelte auch schon Einsatzzeit bei den englischen Senioren – Angel Gomes von OSC Lille, sowie Noni Madueke. Für Letztgenannten zahlte Chelsea im Januar 35 Millionen Euro Ablöse.

Mögliche Aufstellungen:

Deutschland (4-2-3-1): Atubolu - Vagnoman, Bisseck, Matriciani, Netz - Martel, Krauß - Schade, Huseinbasic, Stiller - Weiper 

England (4-4-2): Trafford - Johnson, Harwood-Bellis, Branthwaite, Thomas - Smith-Rowe, Gomes, Ramsey, Gibbs-White -  Madueke, Gordon

Flashscore-Prognose: Deutschland zu schwach

Selbst, wenn England sich spontan dazu entscheidet, die gesamte Startelf durch die Ersatzbank zu ersetzen, lägen die formstarken Three Lions wohl außer Reichweite für die angeknacksten Deutschen. Chancen werden sich für die DFB-Elf vorrangig über Konter ergeben. Trotzdem wird die Mannschaft von Antonio di Salvo 1:2 verlieren und sich zurecht von der EM verabschieden.