Krise in Manchester: Ten Hag nach erneuter Niederlage bei United vor der Entlassung
Brennan Johnsons frühes Tor brachte die Hausherren, die kurz vor der Halbzeit bereits Kapitän Bruno Fernandes durch eine Rote Karte verloren hatten, völlig aus dem Konzept. Dejan Kulusevski und Dominic Solanke trafen in der zweiten Halbzeit und unterstrichen damit die totale Dominanz Tottenhams gegen einen unkonzentrierten und undisziplinierten Gegner.
Zum Match-Center: Manchester United vs. Tottenham Hotspur
Für United war es die zweite 0:3-Heimniederlage in der Premier League nach dem Klatsche gegen Liverpool Anfang September, womit man mit nur zwei Siegen aus den ersten sechs Spielen auf Platz 12 der Tabelle liegt. Mit sieben Punkten und nur fünf erzielten Toren ist dies die schlechteste Bilanz in dieser Phase einer Premier-League-Saison überhaupt.
Der ehemalige United-Kapitän Gary Neville, der heute als TV-Experte tätig ist, kritisierte sein ehemaliges Team und bezeichnete den Sonntag als einen "schockierenden und ernüchternden" Tag für die Männer von Ten Hag. "Es war eine absolut abstoßende Leistung in der ersten Halbzeit, was den Einsatz, die Qualität und alles, was man sich von einer Fußballmannschaft wünschen würde, angeht", sagte er bei Sky Sports. "In der nächsten Woche werden die Spieler und der Trainer eine Menge Fragen beantworten müssen."
Der ehemalige Mittelfeldspieler von Liverpool und den Spurs, Jamie Redknapp, sagte, United habe "keine Identität". "Es kommt ein Punkt, an dem man mit dem Trainer mitfühlt", sagte er. "Er sieht völlig überfordert aus und hat Mühe, sie zu motivieren. Es war so einfach für Tottenham, sie waren so locker, so ruhig. Man Utd ist auf dem absteigenden Ast. Sie haben über 600 Millionen Pfund ausgegeben und seine Verteidiger geholt. Sie sind ganz unten und ich weiß nicht, wie es weitergehen soll."
Am Rande des Abgrunds?
In der vergangenen Saison konnte Ten Hag die lange Verletztenliste, vor allem in der Verteidigung, als Grund für die Schwierigkeiten seiner Mannschaft anführen. Doch abgesehen vom fehlenden Luke Shaw muss er derzeit nur auf wenige Spieler verzichten, und Ten Hag verstärkte seinen Kader während des Sommertransferfensters, wodurch sich die Gesamtausgaben während seiner Amtszeit auf mehr als 600 Millionen Pfund erhöhten.
In seiner dritten Saison im Old Trafford wird das Argument, die Mannschaft sei noch nicht ausgereift, immer weniger stichhaltig.
Immerhin steht Liverpool nach nur sechs Spielen in der Ära Arne Slot an der Spitze der Liga. Ebenso besorgniserregend für die United-Fans ist die Tatsache, dass die Mannschaft, wie Redknapp betont, kaum Anzeichen einer Identität zeigt und oft weniger als die Summe ihrer Teile ist.
Der ehemalige englische Stürmer Alan Shearer äußerte sich im Podcast The Rest Is Football: "Kann mir jemand sagen, was Manchester United ist? Was ist ihr System? Was ist ihr Plan? Verteidigen sie, greifen sie an, machen sie Druck? Ich weiß es nicht. Ich habe keinen Schimmer, was sie sind. Sie sind ein einziges Durcheinander."
Ein trotziger Ten Hag, der eine Überprüfung durch die Vereinsbosse nach der Saison überstand, auch dank des überraschenden Sieges im FA-Cup-Finale gegen Manchester City, sagt, er mache sich keine Sorgen um seine Zukunft.
"Wir brauchen etwas Zeit", sagte der 54-jährige Niederländer. "Wir sind alle auf einer Seite oder in einem Boot, die Eigentümer, die Führungsgruppe, die Mitarbeiter und auch die Spieler. Ich habe diese Bedenken nicht."
Ob er diese Zeit bekommt oder nicht, könnte davon abhängen, ob er seine angeschlagenen Männer in den schweren Spielen gegen Porto und Aston Villa in der kommenden Woche inspirieren kann. Der Miteigentümer von United, Jim Ratcliffe, zeigt keine Anzeichen dafür, dass er sofort die Reißleine ziehen wird, denn Berichten zufolge wird die Vereinshierarchie ihren angeschlagenen Manager kurzfristig weiter unterstützen.
Ten Hag wird zwar nicht, wie von den Spurs-Fans fröhlich prophezeit, "morgen entlassen", aber er weiß, dass es jetzt ums Ganze geht.