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Flashback: Zwei Jahrzehnte nach den "Invincibles" - Als Arsenal nicht zu schlagen war

Miroslav Šifta
Thierry Henry im rekordbrechenden Spiel gegen Middlesbrough.
Thierry Henry im rekordbrechenden Spiel gegen Middlesbrough.Profimedia/Flashscore
Am 15. Mai 2004 war es vollbracht: 38 Spiele, 0 Niederlagen. Dank eines 2:1 gegen Leicester City blieb der FC Arsenal die gesamte Premier-League-Saison ungeschlagen.

Die unfassbare Serie des FC Arsenal endete schließlich nach 49 Spielen. Dank ihrer Leistung erhielt die Mannschaft um Jens Lehmann, der als Einziger alle Spiele bestritt, den Spitznamen der "Invincibles" - zu deutsch: Die Unbesiegbaren. Aber wie haben es die Gunners zu diesem Kunststück geschafft?

Arsene Wengers großer Traum

22 Saisons, von 1996 bis 2018, stand der legendäre Arsene Wenger beim FC Arsenal an der Seitenlinie. Schon in der Saison 1997/1998 gewann der Franzose erstmals den Premier-League-Titel. Vier Jahre später gewann er ein weiteres Mal die Liga und dominierte seine Gegner besonders auf fremden Grund und Boden: Seine Mannschaft verlor nicht ein einzelnes Auswärtsspiel.

Nur drei Spiele verloren die Gunners in dieser Saison - alle im heimischen Highbury-Stadion. Wenger zeigte sich im Anschluss an die Saison angriffslustig und betonte, dass eine ganze Saison ohne Niederlage nicht unmöglich sei. Anfang der 1990er-Jahre gelang dies bereits dem AC Mailand. Der Franzose machte es sich zum Ziel, diese perfekte Saison auch in England zu schaffen.

Doch der erste Anlauf dazu ging schief: Manchester United zeigte sich in verbesserter Form, dominierte die Liga und gewann 2003 den Titel. Vizemeister Arsenal musste den Traum der ungeschlagenen Saison bereits im Oktober begraben.

In der Saison 2003/2004 sollte Wengers großer Traum schließlich in Erfüllung gehen: Arsenals 13. und bis heute letzter Meistertitel wurde ohne Niederlage gewonnen. Mit 26 Siegen aus 38 Spielen holten die Gunners 90 Punkte. Die "Invincibles" waren geboren.

Ganze 115 Jahre war es her, dass ein Team die höchste Spielklasse Englands ohne Niederlage gewann. 1888/1889 gelang dies Preston North End im ersten Jahr der englischen "Football League First Division". Der FC Arsenal musste dabei jedoch 16 Spiele mehr überstehen. Ein Kunststück, das in England seitdem nicht mehr wiederholt werden konnte.

Die Eckpfeiler des Kaders

Das Grundgerüst des historischen Erfolgs wurde von Jens Lehmann zusammengehalten. Der deutsche Torhüter kam zum Saisonbeginn von Borussia Dortmund und ersetzte David Seaman.

Kolo Toure, den die Gunners direkt aus der Elfenbeinküste verpflichteten, bildete mit Sol Campbell die Innenverteidigung. Außen komplettierten Ashley Cole und der Kameruner Lauren die Viererkette.

Vor der Abwehr agierten Gilberto Silva und Patrick Vieira, während Freddie Ljungberg und Robert Pires über die Flügel angriffen. Thierry Henry und Dennis Bergkamp waren für das Toreschießen zuständig.

Mit 30 Toren wurde Henry am Ende der Saison Torschützenkönig. Wettbewerbsübergreifend kam er auf ganze 39 Treffer.

Den Rekord ausgebaut

Arsenal konnte die eigene Ungeschlagen-Serie auch zum Beginn der Saison 2004/2005 am Leben erhalten. Am 1. Spieltag gewann man mit 4:1 gegen den FC Everton, ehe das Rekordspiel gegen Middlesbrough vor der Tür stand. Gewinnt man, zieht man mit Nottingham Forests Rekord von 42 Spielen ohne Niederlage gleich.

Das Torfestival wurde von Henry eröffnet. Ein perfekter Heber fand den Weg über Torhüter Mark Schwarzer ins Netz. Doch noch vor der Pause konnten die Gäste ausgleichen. Nach dem Seitenwechsel ließen sich die Gunners eiskalt erwischen und lagen plötzlich 1:3 hinten - Die Serie drohte zu reißen.

Der FC Arsenal ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Bergkamp verkürzte zuerst auf 2:3, ehe Pires und Jose Antonio Reyes per Doppelschlag das Spiel drehten. Die Entscheidung sollte schließlich Chefsache sein: Henry besorgte den Endstand.

Schon in der Titelsaison 2003/2004 war die Ungeschlagen-Serie zweimal in Gefahr: Am 6. Spieltag traf die Mannschaft von Arsene Wenger auf Manchester United. In der Nachspielzeit bekamen die Red Devils beim Stand von 0:0 einen Strafstoß. Ruud van Nistelrooy, der acht Jahre später zum HSV wechselte, verschoss diesen.

Am 34. Spieltag war es dann ausgerechnet der große Rivale aus Nordlondon, Tottenham Hotspur, der die Serie zu beenden drohte. Nach einem 0:2-Rückstand konnten die Gunners das Spiel in der Nachspielzeit aber noch ausgleichen. Doppelt schön: Der Punktgewinn bedeutete gleichzeitig die Meisterschaft.

Ausgerechnet auf dem Platz des verhassten Rivalen zu feiern, genoss der frisch gebackene Meister sehr. Wenger sagte später gegenüber des BBC: "Wir waren unfassbar konstant, haben kein Spiel verloren und ansehnlichen Fußball gespielt. Wir haben alle unterhalten, die den Fußball lieben."

Nach dem Comeback-Sieg gegen Middlesbrough konnte seine Mannschaft noch sieben weitere Spiele ohne Niederlage bleiben. Nach 18 Monaten und 49 Spielen ohne Niederlage beendete Manchester United schließlich die wohl beeindruckendste Serie in der Geschichte des englischen Fußballs.

Eine Premier-League-Saison ohne Niederlage bleiben: Wird es das jemals nochmal geben? Der FC Chelsea schaffte es unter Jose Mourinho nicht, genauso wenig wie Manchester City unter Pep Guardiola und Jürgen Klopps FC Liverpool. Wer soll dieses Kunstwerk jemals wiederholen?