Wunder von Düsseldorf: Ukraine träumt nach Comeback-Sieg vom Achtelfinale
Ein Traumtor und ein erlösender Sieg der Moral lassen die Ukraine auf ihrer emotionalen EM-Reise vom Achtelfinale träumen. Die Mannschaft von Nationaltrainer Sergij Rebrov setzte sich nach Rückstand mit einer bemerkenswerten Steigerung 2:1 (0:1) gegen die Slowakei durch und hat alle Chancen auf die K.o.-Runde.
Mykola Shaparenko (54.) und Joker Roman Yaremchuk (80.), der den Ball genial annahm und ins Tor spitzelte, drehten die Begegnung zugunsten der Ukraine, die trotz ihres Turnierfehlstarts gegen Rumänien (0:3) mit drei Punkten in das entscheidende Gruppenspiel gegen Belgien geht. Die Slowakei, durch den zweiten Turniertreffer von Ivan Schranz (17.) in Führung gegangen, verpasste den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale.
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Rebrov reagiert mit Veränderung auf schwachen Auftakt
Auch vor dem zweiten Gruppenspiel war der Krieg bei der Ukraine allgegenwärtig, auf dem Düsseldorfer Marktplatz waren Trümmerteile einer von Russland zerstörten Tribüne aus dem ehemaligen EM-Ort Charkiw ausgestellt. Die Spieler wollten den Fokus dennoch so gut wie eben möglich auf das Duell mit den Slowaken legen - auch wenn das gar nicht so leicht fiel. "Für uns ist es schwierig, uns zu motivieren", hatte Oleksandr Zinchenko vom FC Arsenal betont: "Es ist wie ein Albtraum, den wir vergessen müssen."
Bei dieser Aufgabe konnten sich die Profis aber auf die Unterstützung ihre Anhänger verlassen. Nachdem sich diese zu heimischer Musik auf dem Burgplatz eingestimmt hatten, zogen sie mit einem Fanmarsch in Richtung Stadion. "Ukraine, Ukraine", riefen sie immer wieder lautstark.
Nach dem schwachen Auftakt inklusive Krisensitzung gegen Rumänien baute Rebrov seine Mannschaft kräftig um. Torwart Andriy Lunin von Real Madrid musste nach seinen zwei Patzern auf die Bank, ihn ersetzte Anatolij Trubin. Insgesamt nahm Rebrov vier Wechsel vor, im Angriff startete der ehemalige Dortmunder Andriy Yarmolenko als Kapitän.
Slowakei erwischt den besseren Start
Sein Gegenüber Francesco Calzona sah keinen Grund für Veränderungen - und seine Mannschaft übernahm mit spürbarem Selbstvertrauen die Spielkontrolle. Nach einem tollen Solo auf dem linken Flügel scheiterte Lukas Haraslin an Trubin (10.), kurz darauf hielt der neue Mann im Tor aus kürzester Distanz glänzend gegen Schranz (11.).
Die Ukraine lauerte auf Konter, beim letzten Pass fehlte aber die Präzision. Gefährlich blieben erstmal nur die Slowaken, die nach einem Kopfball-Aufsetzer von Schranz verdient in Führung gingen.
Mit mehr Präsenz in den Zweikämpfen erspielte sich die Ukraine nun schnelle Umschaltsituationen. Stürmer Artem Dovbyk vergab aber aus guter Position (28.), ein Schuss von Olexandr Tymchyk klatschte an den Pfosten (34.).
Im zweiten Durchgang zeigten die Ukrainer dann ihr spielerisches Können. Nach einer tollen Kombination über die linke Seite traf Shaparenko zum 1:1. Die ukrainische Kurve tobte nun, mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke feuerte sie ihre Mannschaft weiter an. Großchancen blieben Mangelware, Chelseas Mykhailo Mudryk scheiterte am Pfosten (74.). Dann traf Yaremchhuk wunderbar.